| # taz.de -- Cohn-Bendit zu Schwarz-Grün in Hessen: „Die Grünen riskieren wa… | |
| > In einer Koalition mit der CDU können die Grünen ihre Bedeutung beweisen, | |
| > meint Daniel Cohn-Bendit. Den Wählern müsse die Partei den Schritt | |
| > erklären können. | |
| Bild: „Nein, ich mache das wirklich freiwillig.“ | |
| taz: Der Protest gegen den Frankfurter Flughafen war bislang | |
| Herzensangelegenheit der hessischen Grünen – auch Ihre. Jetzt wollen die | |
| Grünen mit der Partei, die den Flughafen unbedingt ausbauen will, | |
| Koalitionsverhandlungen aufnehmen. Wie soll das gehen? | |
| Daniel Cohn-Bendit: Manchmal zwingt einen die politische Realität zu | |
| Dingen, die man früher für unmöglich gehalten hätte. Diese | |
| Koalitionsverhandlungen sind ein Ritt über den Bodensee, aber es zu | |
| versuchen, ist richtig. | |
| Schwarz-Grün ausgerechnet in Hessen, ausgerechnet unter Volker Bouffier, | |
| einem Vertrauten Kochs – der als Frontmann der rechten CDU gerne mal mit | |
| Stimmung gegen Migranten Wahlkampf machte? | |
| Ausgerechnet de Gaulle, der im Grunde in Frankreich geputscht hat, damit | |
| Algerien französisch bleibt, hat dann die Unabhängigkeit Algeriens | |
| besiegelt. Aber trotzdem sind Ihre Argumente alle richtig und das wissen | |
| auch alle Beteiligten. Deshalb müssen sie in den Verhandlungen zeigen, | |
| warum es trotzdem geht. Der Vertrag muss wirklich grün-schwarz sein. | |
| Das heißt? | |
| Das heißt, dass sich die CDU beim Flughafen bewegen muss. Außerdem muss es | |
| einen Schulfrieden geben: mehr Autonomie für die Schulen, weniger Staat, | |
| mehr finanzielle Möglichkeiten. Dann muss Hessen einen entscheidenden | |
| Schritt bei der Energiewende machen. Und es wäre gut, wenn es einen | |
| politisch demonstrativen Schritt nach vorne in der Frage der Integration | |
| geben würde – mit einem Minister oder einem Staatssekretär. | |
| Trotzdem: Werden nicht viele grüne Wähler Schwarz-Grün schlicht als Verrat | |
| empfinden? | |
| Die Grünen müssen den Mut und die Kraft haben, ihren Wählern das zu | |
| erklären – mit einer guten Erzählung. Diese Erzählung hängt natürlich vom | |
| Koalitionsvertrag ab. Die Grünen riskieren was. Aber auch hier gilt: In | |
| Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod. Die Grünen können | |
| jetzt beweisen, welche Bedeutung sie in dieser Republik haben könnten: | |
| Dafür ist Schwarz-Grün eine Möglichkeit, Rot-Grün-Rot eine andere. Es | |
| reicht ja nicht zu sagen, wir müssen die Ausschließeritis beenden, ohne | |
| etwas zu riskieren. Aber verhandeln heißt ja nicht, dass am Ende auf jeden | |
| Fall die Koalition steht. Wenn es nicht geht, muss man nein sagen. | |
| Hessen wäre das erste schwarz-grün regierte Flächenland. 1985 war es das | |
| erste rot-grün regierte Land, die Koalition hat gerade mal 14 Monate | |
| gehalten. Wie lange geben Sie Schwarz-Grün? | |
| Fünf Jahre. Meine Erfahrung ist: Verhandlungen mit der CDU sind schwer, | |
| aber dann hält sie sich an den Vertrag. Bei der SPD ist das Verhandeln | |
| leichter, aber danach fängt die Interpretation des Vertrages an. | |
| Was bedeutet all das für die Bundespolitik? | |
| Dass es Alternativen zur Großen Koalition gibt. | |
| Jetzt, ganz akut? | |
| Nein. Jetzt wird es einen schwarz-roten Koalitionsvertrag geben und die | |
| SPD-Basis wird ihn absegnen. Es geht um künftige Optionen. | |
| 22 Nov 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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