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# taz.de -- Neue WDR-Hörfunkdirektorin: Nicht zu verhindern
> Der Protest vieler WDR-Mitarbeiter gegen die neue Hörfunkdirektorin
> Valerie Weber hatte keine Chance. Denn die Wahl war schon zuvor gelaufen.
Bild: Und lächeln: Tom Buhrow mit Jörg Schönenborn und Valerie Weber sowie d…
Tom Buhrow hat es geschafft. Der WDR-Intendant hat im Rundfunkrat seine
Kandidatin Valerie Weber als Hörfunkdirektorin durchgesetzt – trotz
heftiger Proteste. Die Privatradiomanagerin erhielt sogar ein besseres
Ergebnis als der neue Fernsehdirektor Jörg Schönenborn.
Um 16.49 Uhr war die Schlacht geschlagen. „40 Ja-Stimmen für Valerie (3
nein) – Rundfunkrat des @WDR hat sie gerade gewählt“, [1][twitterte die
Pressestelle des WDR]. Schönenborn bekam 34 von 40 gültigen Stimmen. Kurze
Zeit darauf trat die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi gemeinsam mit
Buhrow, Schönenborn und Weber vor die Presse. „Mit großer Mehrheit haben
wir dem Intendanten für seine Strategie, unseren WDR als
öffentlich-rechtliches Flaggschiff zukunftssicher zu machen, unsere
Unterstützung gegeben“, sagte die CDU-Politikerin.
„Ich freue mich über die Rückendeckung“, strahlte Buhrow. Auch Weber zeig…
sich „sehr, sehr, sehr erleichtert über dieses klare Stimmenverhältnis bei
den Rundfunkräten“. Sie „verstehe absolut die Ängste, die auch im Haus
herrschen“, und könne „auch damit umgehen, wenn der Wind mal von vorne
kommt“.
Zu den drei Gegenstimmen im Rundfunkrat gehört die von Rüdiger Sagel, dem
Vorsitzenden der Linkspartei in NRW. „Frau Weber muss jetzt einen
kompletten Philosophiewechsel vornehmen“, sagt Sagel mit Blick auf ihre
bisherige Dudelfunktätigkeit. „Es besteht die Gefahr der Boulevardisierung
des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Nordrhein-Westfalen“, fürchtet der
Ex-Landtagsabgeordnete. Es sei sicher richtig, dass sich das Radio
verändern müsse, um gerade auch von jüngeren Leuten angenommen zu werden.
Aber dabei müsse es dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender
entsprechend um anspruchsvolles und informatives Programm gehen.
## 150 Unterschriften gegen Weber
Das sehen viele WDR-Mitarbeiter nicht anders. Mit seinem deutlichen Votum
setzte sich der Rundfunkrat jedoch über alle hausinternen Bedenken gegen
Weber hinweg. So hatten im Vorfeld mehr als 150 Redakteure in einem offenen
Brief heftige Zweifel an der Berufung der derzeitigen Programmdirektorin
und Geschäftsführerin von Antenne Bayern geäußert, „die ihre unbestritten…
Quoten-Erfolge im Radio ausschließlich in Programmen mit einem Mix aus
seichtem Pop, reißerischer Eigenwerbung, Regionalpatriotismus, ständigen
Gewinnspielen und Comedybeiträgen erzielt hat“. In einer Resolution
sprachen sich sogar etwa 300 WDR-Redakteure für die Verschiebung der Wahl
aus. Vergeblich.
Dass Weber nicht mehr zu verhindern sein würde, hatte sich bereits
abgezeichnet. „Am Mittwochnachmittag war die Sache durch“, sagt ein
Insider. Da hatten sich hinter verschlossenen Türen die nicht
parteigebundenen Rundfunkratsmitglieder getroffen, die sogenannten Grauen.
Die Vertreter gesellschaftlicher Organisationen signalisierten, dass sie
die Personalie mittragen würden. Es habe zwar kritische Stimmen gegeben,
aber letztlich hätten sie den neuen Intendanten nicht beschädigen wollen.
Damit war klar, dass es keinen relevanten Widerstand im Rundfunkrat geben
würde.
Auf einer außerordentlichen Redakteursversammlung, die ebenfalls am
Mittwoch im überfüllten Kleinen Sendesaal des WDR stattfand, hatte Buhrow
seinen Personalvorschlag mit Verve verteidigt. „Wenn jemand Groschenromane
geschrieben hat, heißt das doch nicht, dass er keine Romane schreiben
darf“, warb er für Weber. Er habe sich für die 47-Jährige entschieden, weil
sie ihm eine „überzeugende Wellenstrategie“ präsentiert hätte. Wie die
aussieht, blieb im Dunkeln.
24 Nov 2013
## LINKS
[1] http://twitter.com/WDR_Presse
## AUTOREN
Pascal Beucker
Anja Krüger
## TAGS
Schwerpunkt Tom Buhrow
WDR
Gottesdienst
Radio
Kinder
Kinderfernsehen
Medien
Horst Seehofer
Monika Piel
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