# taz.de -- Parlament in Thailand aufgelöst: „Finaler Showdown“ in Bangkok | |
> Die Proteste in Thailand zeigen Wirkung: Regierungschefin Yingluck löst | |
> das Parlament auf und will Neuwahlen ansetzen. Ob das der Opposition | |
> reicht, ist unklar. | |
Bild: Fette Flagge: Anti-Regierungsdemonstration in Bangkok. | |
BANGKOK ap/afp/dpa | Angesichts der Eskalation der politischen Krise in | |
Thailand will Regierungschefin Yingluck Shinawatra das Parlament auflösen. | |
Es werde Neuwahlen geben, kündigte Shinawatra am Montag im Staatsfernsehen | |
an. Die Wahlkommission werde so bald wie möglich ein Datum für den | |
Urnengang festlegen. Während sie sprach, strömten tausende Anhänger der | |
Opposition auf die Straßen Bangkoks. Zu dem „finalen Showdown“ hatte | |
Protestführer Suthep Thaugsuban aufgerufen. | |
Der geschlossene Rückzug der größten Oppositionspartei aus dem Parlament | |
hatte Thailand zuvor noch tiefer ins politische Chaos gestürzt. Die | |
Demokraten halten eigenen Angaben zufolge 153 der 500 Sitze. | |
Ex-Ministerpräsident und Anführer der Demokraten, Abhisit Vejjajiva, sagte, | |
Yinglucks Regierung sei spätestens unrechtmäßig geworden, als sie versucht | |
habe, ein Amnestiegesetz durchzusetzen, das ihrem Bruder Thaksin die | |
Rückkehr aus dem Exil in Dubai ermöglicht hätte. | |
Ob die Krise mit einer Auflösung des Parlaments gelöst werden kann, ist | |
allerdings unklar. Wiederholt hatte Protestführer Thaugsuban erklärt, dass | |
Neuwahlen nicht ausreichten. Ihm schwebt vielmehr die Einsetzung eines | |
nicht gewählten „Volksrats“ vor, was von vielen Beobachtern jedoch als | |
undemokratisch kritisiert wird. | |
Regierungschefin Shinawatra zeigte in ihrer unerwarteten Ansprache | |
Emotionen. „Nachdem ich die Meinungen aller Seiten angehört habe, habe ich | |
mich dazu entschieden, einen königlichen Erlass zur Parlamentsauflösung zu | |
erbitten“, sagte sie mit bebender Stimme. | |
Zudem bekräftigte sie ihr Angebot, ein nationales Forum ins Leben zu rufen, | |
um einen Ausweg aus der Krise zu finden. Gebe es dann immer noch keine | |
Lösung, könnte ein Referendum abgehalten werden. Über was dabei abgestimmt | |
werden soll, ließ Shinawatra offen. Mit Blick auf Sutheps Forderung nach | |
einem „Volksrat“ erklärte sie dann: Jede „Regierung, die ohne Wahlen an … | |
Macht kommt, würde unser Image und unser Vertrauen in das Land | |
beeinträchtigen“. | |
## Polizisten und Demonstranten umarmen sich | |
Erwartet wird, dass Protestführer Thaungsuban am Montagnachmittag vor dem | |
Sitz der Ministerpräsidentin seine Forderungen verkündet. Das Haus wird nur | |
von unbewaffneten Polizisten beschützt. „Ich denke, wir werden ihnen | |
widerstandslos erlauben, das Gelände zu betreten“, sagte ein | |
Polizeisprecher. Die Polizei hatte die angespannte Situation vor einer | |
Woche auf ähnliche Weise entschärft. Als sie vor einem neuen Ansturm den | |
Stacheldraht und die Betonblöcke beiseiteschaffte, umarmten sich | |
Sicherheitskräfte und Demonstranten. | |
Seit das Militär 2006 Shinawatras Bruder Thaksin aus dem Amt des | |
Ministerpräsidenten putschte, kommt es immer wieder zu Unruhen. Im Kern | |
stehen sich in dem Konflikt die thailändische Elite und Thaksins Machtbasis | |
in den ländlichen Regionen gegenüber. Seiner demokratisch gewählten | |
Schwester Yingluck werfen Anhänger der Opposition vor, lediglich seine | |
Marionette zu sein. | |
Am Montag versammelten sich tausende Regierungsgegner in Bangkok, um den | |
Sturz der Regierung zu fordern. Die Polizei schätzte ihre Zahl auf rund | |
100.000. Während der Rede Shinawatras blockierten Protestler den Verkehr | |
der Millionenmetropole und strömten auf einer großen, vierspurigen Straße | |
zusammen. | |
## Schulen bleiben geschlossen | |
Die Demonstranten schwenkten Flaggen, bliesen in Pfeifen und hielten ein | |
riesiges Banner mit der Aufschrift „Shinawatra raus“ in die Höhe. Viele | |
Beobachter fürchteten, dass der Tag wieder in Gewalt münden könnte. Mehr | |
als 60 staatliche und internationale Schulen blieben vorsorglich | |
geschlossen. | |
Die Proteste hatten sich im November an einem von der Regierung | |
befürworteten Amnestiegesetz entzündet, das Yinglucks Bruder Thaksin wohl | |
eine Rückkehr aus dem Exil erlaubt hätte. Dieser war im Jahr 2006 vom | |
Militär entmachtet und später wegen Korruption verurteilt worden. Bei den | |
Unruhen der vergangenen Wochen gingen zehntausende Oppositionsanhänger auf | |
die Straße. Seit Anfang Dezember wurden bei gewaltsamen Zusammenstößen fünf | |
Menschen getötet und mindestens 289 weitere verletzt. | |
9 Dec 2013 | |
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