# taz.de -- Irland verlässt Euro-Rettungsschirm: Bye bye | |
> Irland ist finanziell wieder unabhängig vom Rettungsschirm. Drei Jahre | |
> lang hat das Land rigide gespart. Dennoch ist weiter Finanz-Disziplin | |
> gefragt. | |
Bild: Straßenmusikerin in Dublin. Die Arbeitslosigkeit betrug im November 12,5… | |
DUBLIN dpa | Irland hat als erstes der europäischen Krisenländer den | |
Euro-Rettungsschirm hinter sich gelassen. 2010 hatte Dublin vor allem wegen | |
seiner taumelnden Banken die Rettungshilfen von Europäischer Union und | |
Internationalem Währungsfonds (IWF) angenommen. Der Schutzmechanismus, der | |
Kredithilfen von insgesamt 67,5 Milliarden Euro umfasste, lief am | |
Sonntagabend aus. | |
Der Ausstieg wird in der Eurozone auch als Beweis für das Funktionieren der | |
Rettungsmechanismen gewertet. Klaus Regling, Chef des Krisenmechanismus | |
ESM, sieht in dem irischen Ausstieg „einen riesigen Erfolg für Irland und | |
den gesamten Euroraum“. | |
Unter dem Euro-Rettungsschirm bleiben noch Griechenland, Portugal und | |
Zypern. Das spanische Programm für marode Banken endet am 23. Januar 2014. | |
Als nächstes muss über Portugal entschieden werden, dessen Schutzprogramm | |
im Mai 2014 ausläuft. | |
Irland steht nun finanziell wieder auf eigenen Füßen und kann selbst | |
Schulden auf den internationalen Finanzmärkten aufnehmen. Die Zinsen dafür | |
fielen von einst über 14 Prozent auf 3,5 Prozent. Doch selbst wenn ein | |
Wiedereintritt auf die Märkte nicht unmittelbar gelänge, wäre Irland | |
finanziell abgesichert, sagte Finanzminister Michael Noonan. „Wir verfügen | |
über Liquiditätspuffer von mehr als 20 Milliarden Euro“, sagte Noonan | |
kürzlich in einem Fernsehinterview. Die letzte Tranche aus dem | |
Rettungspaket in Höhe von 600 Millionen Euro war am Freitag vom IWF | |
bewilligt worden. Am Donnerstag hatte die EU-Kommission die letzten 800 | |
Millionen ihres Anteils freigegeben. | |
## „Wir können nicht noch mal verrrückt spielen“ | |
Der Internationale Währungsfonds rief Irland dennoch zur Finanz-Disziplin | |
auf. Die irischen Banken kämen zu langsam bei der Lösung des Problems | |
fauler Kredite voran, die hohe Verschuldung der Privathaushalte sei ein | |
Risiko für die finanzielle Stabilität. Irland habe in den drei Jahren unter | |
dem Rettungsschirm die öffentlichen Haushalte mit einer rigiden Sparpolitik | |
konsolidiert, lobte der IWF andererseits. | |
„Wir können nicht noch einmal verrückt spielen“, sagte Noonan mit Blick a… | |
die den Iren vor der Finanzkrise vorgeworfene Casino-Mentalität. Allerdings | |
müssten schon jetzt auch Steuererleichterungen ins Auge gefasst werden, um | |
die Konjunktur nachhaltig anzukurbeln, sagte Noonan. „Wir müssen alles aus | |
dem Weg räumen, was Wachstum und Beschäftigung im Weg steht, und wir müssen | |
alles tun, was Wachstum und Beschäftigung fördert“, sagte er. Die | |
Arbeitslosigkeit betrug in Irland nach IWF-Angaben im November 12,5 | |
Prozent, nach phasenweise über 15 Prozent im Jahr 2012. | |
Irland war im Jahr 2010 nach einer schweren Immobilienkrise und der damit | |
verbundenen Schieflage seines aufgeblähten Bankensektors an den Rand eines | |
Staatsbankrotts geraten. Im Jahr 2010 hatte die Neuverschuldung Irlands | |
mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betragen – die | |
Maastricht-Verträge erlauben drei Prozent. Für 2013 prognostiziert der IWF | |
ein Defizit von sieben Prozent. | |
Finanzminister Michael Noonan geht davon aus, dass die Gesamtverschuldung | |
in diesem Jahr mit 124 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ihren Höhepunkt | |
erreicht. Er kündigte eine nachhaltige Schuldenpolitik an und will den | |
Schuldenberg möglichst schnell auf die in der EU erlaubten 60 Prozent | |
abschmelzen. | |
15 Dec 2013 | |
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