| # taz.de -- Umgang mit Zuwanderern: Gegenwind für die CSU | |
| > Stimmungsmache gegen Arme, Hetze gegen Ausländer: Die CSU muss sich nach | |
| > ihren Forderungen zum Umgang mit Zuwanderern viel Kritik anhören. | |
| Bild: Bis hierhin und nicht weiter, lieber Horst: Aydan Özoguz ist gar nicht b… | |
| MÜNCHEN/BERLIN dpa | Für ihre Forderung nach einem schärferen Kurs gegen | |
| „Armutszuwanderer“ aus EU-Staaten zieht sich die CSU scharfe Kritik zu. | |
| „Wer eine solche Melodie intoniert, bereitet den Tanz für die | |
| Rechtsextremen“, sagte der innenpolitische Sprecher der | |
| SPD-Bundestagsfraktion, Michael Hartmann, dem Tagesspiegel am Sonntag. Die | |
| CSU müsse sich noch daran gewöhnen, „dass sie in einer Koalition mit der | |
| SPD nicht mehr ohne jede Rücksicht ihre Wahlkampftöne anschlagen kann“. | |
| Nach dem Willen der CSU soll Zuwanderern zum Beispiel der Zugang zum | |
| deutschen Sozialsystem erschwert werden. So steht es in der | |
| Beschlussvorlage für die Fraktionsklausur der CSU-Landesgruppe Anfang | |
| Januar in Wildbad Kreuth. Anlass sind Befürchtungen, die von Januar an auch | |
| für Rumänien und Bulgarien geltende unbeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit | |
| könnte zu einem verstärkten Zuzug armer Menschen aus diesen Ländern führen, | |
| die keine Chance auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben. Dies könnte die | |
| Sozialsysteme belasten. Die kommunalen Spitzenverbände schlagen bereits | |
| Alarm. | |
| Die SPD-Vizevorsitzende Aydan Özoguz mahnte die CSU, ihre Klausur nicht | |
| dazu zu nutzen, „durch falsche Pauschalurteile die Stimmung in unserer | |
| Gesellschaft gegen Arme aufzuheizen“. Im Koalitionsvertrag von Union und | |
| SPD sei „eine klare und sachliche Herangehensweise“ vereinbart worden. | |
| Daran sollte sich die CSU auch halten. | |
| Der Linkspartei-Vorsitzende Bernd Riexinger warf der CSU vor, den | |
| „antirassistischen Konsens der Demokraten“ zu verlassen. „Wenn eine | |
| Regierungspartei gegen Ausländer hetzt, darf man sich nicht wundern, wenn | |
| braune Gewaltbanden Taten folgen lassen. Hetze hilft niemandem“, sagte er | |
| der Berliner Zeitung (Online). | |
| ## Aussetzung der Sozialleistungen | |
| Nach der CSU-Vorlage ist eine generelle Aussetzung des Bezugs von | |
| Sozialleistungen für die ersten drei Monate des Aufenthalts zu prüfen. | |
| Außerdem soll härter gegen Sozialbetrüger vorgegangen werden. So müsse es | |
| nicht nur eine Möglichkeit zur Ausweisung der Person, sondern auch zur | |
| Verhinderung einer Wiedereinreise geben. „Wer betrügt, der fliegt“, heißt | |
| es in der Vorlage, die auf der traditionellen CSU-Landesgruppen-Klausur vom | |
| 7. bis 9. Januar beraten werden soll. | |
| Grüne und Linkspartei warfen der CSU vor, mit ihrer Warnung vor | |
| Armutszuwanderung Ressentiments zu schüren. Der Innenpolitiker der Grünen, | |
| Volker Beck, sagte am Samstag: „Die CSU sollte nicht das innenpolitische | |
| Klima vergiften!“ Linksparteichef Bernd Riexinger sieht mit Blick auf die | |
| CSU-Aussage „Wer betrügt, der fliegt“ gar eine gedankliche Verwandtschaft | |
| zur NPD: „Das ist üble Hetze, mit der die CSU braune Banden zur Gewalt | |
| ermutigt“, schrieb er im | |
| [1][//twitter.com/b_riexinger/status/416901240405389312:Internet-Kurznachri | |
| chtendienst Twitter]. | |
| Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) rechnet damit, dass | |
| die Zahl der Rumänen und Bulgaren in Deutschland im kommenden Jahr um | |
| 100.000 bis 180 000 steigen könnte. Derzeit leben in Deutschland gut | |
| 370.000 Bürger aus beiden Staaten. Die beiden Ländern rangieren bei den | |
| Durchschnittslöhnen in der EU auf den letzten beiden Plätzen. | |
| Die Forscher der Bundesagentur für Arbeit halten in ihrem Bericht aber auch | |
| fest: „Die Zahlen zur Beschäftigung und zum Leistungsbezug rechtfertigen es | |
| gegenwärtig nicht, die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien pauschal als | |
| ‘Armutszuwanderung‘ zu qualifizieren.“ Die Probleme konzentrierten sich a… | |
| einige strukturschwache Kommunen wie Duisburg, Dortmund und Berlin. Seit | |
| langem weisen diese Kommunen auf eine drohende Überforderung durch | |
| zusätzliche Sozialleistungen hin. | |
| Der Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, Reiner | |
| Klingholz, verwies in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung darauf, dass die | |
| bereits in Deutschland lebenden Zuwanderer mit bulgarischem und rumänischem | |
| Hintergrund zu 55 Prozent über mindestens einen Fachhochschulabschluss | |
| verfügten. „Damit liegen sie nicht nur deutlich über dem Schnitt aller | |
| Migranten, sondern auch über jenem der Deutschen.“ Der Migrationsforscher | |
| Klaus F. Zimmermann weist in einer Studie darauf hin, dass Rumänen und | |
| Bulgaren schon jetzt zu den besonders gut integrierten Ausländergruppen | |
| zählen. | |
| ## 10 Prozent der Bulgaren und Rumänen beziehen Hartz IV | |
| Laut IAB-Studie waren Mitte 2013 rund 10 Prozent aller Bulgaren und Rumänen | |
| in Deutschland auf Hartz-IV-Bezug angewiesen. Der Wert liegt zwar über der | |
| Quote der Gesamtbevölkerung (7,5 Prozent), aber deutlich unter der aller | |
| Ausländer (15 Prozent). | |
| Die von der CSU angestrebten Maßnahmen bewegen sich schon jetzt im Rahmen | |
| der EU-Regeln. So ist ein Gastgeberland nicht verpflichtet, innerhalb der | |
| ersten drei Monate des Aufenthalts Sozialleistungen zu gewähren. Auch eine | |
| Wiedereinreisesperre ist möglich. | |
| In dem CSU-Papier heißt es dazu: „Der fortgesetzte Missbrauch der | |
| europäischen Freizügigkeit durch Armutszuwanderung gefährdet nicht nur die | |
| Akzeptanz der Freizügigkeit bei den Bürgern, sondern bringt auch Kommunen | |
| an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit.“ Es gelte daher, | |
| falsche Anreize zur Zuwanderung zu verringern und auf nationaler wie | |
| europäischer Ebene Lösungen zu erreichen. | |
| Der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl forderte im Tagesspiegel am Sonntag, | |
| kein Kindergeld für Kinder zu zahlen, die nicht in Deutschland bei ihren | |
| Eltern leben. | |
| 29 Dec 2013 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://https | |
| ## TAGS | |
| CSU | |
| Zuwanderung | |
| Rumänien | |
| Bulgarien | |
| Sozialleistungen | |
| CSU | |
| Zuwanderung | |
| Leipzig | |
| Ulrich Grillo | |
| Freizügigkeit | |
| Hartz IV | |
| CSU | |
| CSU | |
| EU | |
| Migration | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| CSU hetzt gegen Einwanderer: Stänkern wie ein Halbstarker | |
| Die CSU versucht ihren Machtverlust mit Ressentiments gegen Migranten zu | |
| kompensieren. Doch ihr Ton ist auch für bayerische Verhältnisse harsch. | |
| Debatte um Zuwanderung: Nicht ohne den Bund | |
| Die Kommunen verlangen mehr Unterstützung bei der Unterbringung von | |
| Migranten. Die CSU legt derweil in der Debatte nach | |
| Emanzipation von der Nationalität: Nur Nazis mögen keinen Fisch | |
| Zu Hause ist man zu deutsch, draußen bleibt man immer der Ausländer. Über | |
| die Vor- und Nachteile des Migrantendaseins. | |
| Bulgariens Botschafter in Berlin: Zuwanderungsdebatte kritisiert | |
| „Populistisch“ sei die deutsche Diskussion über bulgarische und rumänische | |
| Migranten, so Radi Naidenov. Der DGB spricht von „brandgefährlichem | |
| Verbal-Aktionismus“. | |
| Zuwanderung aus Osteuropa: Neue Unterstützer für den Sozialstaat | |
| Experten begrüßen die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien. Über 70 | |
| Prozent von denen, die schon da sind, zahlen in die Sozialversicherungen | |
| ein. | |
| EU-Freizügigkeitsabkommen: Kein Grund zur Angst vor den Armen | |
| Die CSU warnte jüngst vor Armutsmigration aus Osteuropa. Doch Bulgaren und | |
| Rumänen, die in Deutschland ohne Job sind, erhalten gar keine Leistungen. | |
| Kommentar CSU und Arbeitsmigration: Nicht ohne mein Vorurteil | |
| Fremdenfeindlichkeit ist ihr liebstes Politikrezept: Die CSU stellt die | |
| Inanspruchnahme von Sozialleistungen durch EU-Bürger auf eine Stufe mit | |
| Betrug. | |
| CSU gegen Arbeitsmigranten: „Wer betrügt, der fliegt“ | |
| Die CSU will einen schärferen Kurs gegen vermeintliche Armutszuwanderer aus | |
| EU-Staaten beschließen. Ihnen soll der Zugang zum Sozialsystem erschwert | |
| werden. | |
| Ab Januar 2014 volle EU-Freizügigkeit: Von wegen Armutsmigration | |
| Wirtschaftsexperten begrüßen neue Zuwanderung aus Rumänen und Bulgarien. | |
| Politiker und Roma-Vertreter warnen vor Panikmache. | |
| Einwanderungsland Deutschland: Die meisten kommen aus Europa | |
| Sie kamen als Arbeiter, Flüchtlinge oder Spätaussiedler und nannten | |
| Deutschland ihr neues Zuhause. Mittlerweile sind aus den jungen Migranten | |
| Eltern und Großeltern geworden. |