| # taz.de -- Zukunft kommunaler Kliniken: Auf dem Weg in den OP | |
| > Zu wenig macht der Senat, um eine Pleite der Geno abzuwenden, so der Bund | |
| > der Steuerzahler. Das Gesundheitsressort plant die Vereinheitlichung der | |
| > vier Kliniken. | |
| Bild: Generell "sanierungsfähig": der Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) | |
| BREMEN taz | Wenn Boris Augurzky seine Vorschläge präsentiert, wie die | |
| kommunalen Kliniken der Gesundheit Nord (Geno) nachhaltig zu sanieren sind, | |
| klingt das wie ein Horrorszenario für Arbeitnehmer-Vertreter: Die Geno | |
| müsse beim Lohn sparen, Personal abbauen und auch die Schließung einzelner | |
| Kliniken, ganzer Standorte, dürfe nicht ausgeschlossen werden. Vor allem | |
| müssten die vier einzelnen Klinik-GmbHs zu einer Gesellschaft | |
| vereinheitlicht werden – ein Plan, den das Gesundheitsressort derzeit | |
| vorantreibt. Auch ansonsten will man dort die zu hohen Personalkosten | |
| therapieren. | |
| Beauftragt wurde Augurzky, Gesundheitsökonom des Institute for Health Care | |
| Business, vom Bund der Steuerzahler in Niedersachsen und Bremen. Die sehen | |
| sich in der Pflicht, den „Zukunftsplan 2017“ zu überprüfen, der den | |
| Finanzspritzen zwecks Geno-Sanierung durch den Senat zu Grunde liegt. | |
| Immerhin mit mindestens 250 Millionen Euro werden Bremens Steuerzahler bis | |
| 2017 belastet. | |
| Generell "sanierungsfähig" | |
| Augurzkys Befund: Prinzipiell sei man auf dem richtigen Wege und die Geno | |
| generell sanierungsfähig. Die Holding sei unter den größten 20 deutschen | |
| Krankenhausunternehmen und hat mit 100.000 vollstationären Patienten | |
| jährlich einen lokalen Marktanteil von fast 60 Prozent. | |
| Einzig: Die Sanierungsvorgaben reichten nicht aus. Auch mit Umsetzung des | |
| Zukunftsplans steuere man 2017 noch auf ein Jahresergebnis von Minus 28 | |
| Millionen Euro. Wenn man eine Teilschließung oder Privatisierung abwenden | |
| wolle, seien die gesetzten Rahmenbedingungen „nicht haltbar“, so Augurzky �… | |
| Rahmenbedingungen, wie der Verzicht auf Tarifabsenkungen, Outsourcing oder | |
| betriebsbedingte Kündigungen. Das Lohnniveau der Geno liege über dem | |
| Marktniveau und müsse gesenkt werden. 20 Millionen Euro seien drin. | |
| Weiterhin stehe außer Frage, dass die Kliniken zu einer GmbH | |
| zusammengeschlossen werden müssten. Momentan sind die Kliniken in Mitte, | |
| Ost, Links der Weser und Nord noch jeweils eigenständige GmbHs. | |
| Vereinheitlichung in Planung | |
| Ein Schritt, der auch von der CDU gefordert wird, allerdings im | |
| Gesundheitsressort ebenso oben auf der Agenda steht: „Der Senator hat | |
| keinen Hehl daraus gemacht, dass er eine Vereinheitlichung für einen | |
| wesentlichen Beitrag hält“, sagt Gesundheits-Staatsrat Peter Härtl zur taz. | |
| Derzeit prüfe ein Sanierungsausschuss des Geno-Aufsichtrates die Optionen, | |
| am 25. Januar gehe er in eintägige Klausur. | |
| Ansonsten sieht Härtl den Kurs des Senats bestätigt. Zwar wolle man | |
| weiterhin kein Personal abbauen oder Tarife senken, ein | |
| Notlagentarifvertrag sei derzeit „kein Thema“. An den Personalkosten werde | |
| aber dennoch gedreht: Zur Disposition stünden die Bezahlung von | |
| Überstunden, die Gewährung von Zulagen oder die Frage der tariflichen | |
| Eingruppierung. Wenn das nicht reiche, „müsse man über mehr nachdenken“, … | |
| Härtl. | |
| Und die Investitionen? Die Mittel habe man im Haushalt 2014/2015 um 30 | |
| Prozent erhöht – „10 Millionen pro Jahr sind eine beachtliche Zahl für ein | |
| Haushaltsnotlageland wie Bremen“, so Härtel. Auch er sieht, dass das nicht | |
| reicht: „Dass die Länder, und auch Bremen, den notwendigen Investitionen | |
| nicht nachgekommen sind, ist klar.“ | |
| Linkspartei ist skeptisch | |
| Klarer Widerspruch kommt von der Linkspartei: Deren gesundheitspolitische | |
| Sprecher, Peter Erlanson, befürchtet, eine Vereinheitlichung führe nur | |
| dazu, „die untragbaren gesundheits- und personalpolitischen Folgen der | |
| Unterfinanzierung leichter in Form von Kürzungen durchreichen zu können“. | |
| 9 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Jean-Philipp Baeck | |
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