# taz.de -- Unseriöse Finanzierung: Spritze für die Kliniken | |
> In den Klinik-Aufsichtsräten der Gesundheit Nord wollen die Betriebsräte | |
> der Finanzplanung nicht zustimmen. Sie fordern 100 Millionen Euro von der | |
> Stadt. | |
Bild: Wird deutlich teurer als geplant: der Neubau am Klinikum Bremen-Mitte. | |
BREMEN taz | Nicht nur zehn, sondern mindestens 100 Millionen Euro vom | |
Senat fordern die Betriebsräte der kommunalen Kliniken. Ansonsten seien die | |
Krankenhäuser bald „nicht mehr handlungsfähig“. Die | |
ArbeitnehmervertreterInnen in den Klinik-Aufsichtsräten der Gesundheit Nord | |
(Geno) drohen deshalb, den Wirtschaftsplänen für 2013 nicht zuzustimmen. | |
Das kündigten sie am Freitag an. Die Finanzierung der Krankenhäuser sei | |
„unseriös“ und „nicht verantwortbar“. | |
Mit einer kurzfristigen Zusagen über so viel Geld tut sich der Senat | |
schwer. Jens Schmidt, Sprecher des neuen Gesundheitssenators Hermann | |
Schulte-Sasse (parteilos), verweist auf die Finanzspritze von 10 Millionen | |
Euro, die der Senat vermutlich am Dienstag beschließen wird. Acht Millionen | |
davon gehen ans Klinikum Bremen-Mitte (KBM), zwei nach Bremen-Nord. | |
„Damit haben wir das kurzfristige Überleben für die kommunalen Kliniken | |
sichergestellt“, so Schmidt. Abgefedert werden also erst mal Verluste, die | |
für 2012 prognostiziert wurden: In Bremen-Mitte stehen einem Eigenkapital | |
von 13 Millionen 2012 vermutlich Verluste von 25 Millionen Euro gegenüber. | |
Vieles, aber nicht alles, ist auf den Keimskandal zurückzuführen. Das | |
Klinikum Bremen-Nord fährt acht Millionen Euro Miese ein, bei einem | |
Eigenkapital von neun Millionen. Auch dort fehlen PatientInnen und es | |
fehlten ÄrztInnen, weswegen auf teure Honorar-Ärzte zurückgegriffen werden | |
musste. Ausgeglichen ist die Bilanz in Bremen-Ost, nur fürs Klinikum Links | |
der Weser rechnet die Geno mit Gewinnen von etwa drei Millionen Euro. | |
Darüber hinaus liegt finanziell weitaus mehr im Argen, sagen die | |
Betriebsräte. Auch Daniel Goerke, Sprecher der Geno, sieht einen | |
„Investitionsstau“: „Insbesondere Bremen-Ost muss umfangreich saniert | |
werden. Die Stationen sind nicht mehr auf einem Stand, wie man es von einem | |
modernen Krankenhaus erwartet.“ Wie das bezahlt werden soll, ist völlig | |
unklar. Noch unklarer als bei dem „Teilersatzneubau“ am Klinikum | |
Bremen-Mitte, der bereits im Bau ist. 230 Millionen sollte er kosten, | |
vermutlich wird er 35 Millionen teurer. „Aus eigener Kraft“, sagt Goerke, | |
„werden wir den nicht finanzieren können“. Die Geno hatte dafür, und für | |
Umbauten an anderen Standorten, einen Kredit aufgenommen. Insgesamt 305 | |
Millionen, für die die Stadt als Bürgin eintritt – bezahlen muss dennoch | |
erst mal die Geno. Kosten, die in den Bilanzen schon zu Buche schlagen und | |
die die Kliniken aus den Fallpauschalen erwirtschaften sollen, die sie für | |
jede Patientenbehandlung von den Krankenkassen bekommen. Nur: Daraus sollen | |
die laufenden Kosten gedeckt werden. Für notwendige Investitionen, so will | |
es das Krankenhausfinanzierungsgesetz, sollen die Kommunen einstehen. Eine | |
Verantwortung, aus der sie sich bundesweit schleichend zurückziehen. Im | |
Land Bremen sind für alle 14 Krankenhäuser etwas unter 30 Millionen Euro | |
jährlich an Investitionen vorgesehen. | |
Dass es so nicht weitergeht, weiß auch der Gesundheitssenator. Auch die | |
geforderte Summe scheint nicht übertrieben. Für den großen Wurf aber will | |
man im Gesundheitsressort abwarten, bis im Sommer ein Zukunftskonzept von | |
der Geno für die Jahre bis 2017 vorliegt. Das sollte schon fertig sein, | |
Schulte-Sasse aber muss sich erst noch mal einarbeiten. Zumindest | |
privatisieren wird er keine der Kliniken. Dem hatte Bürgermeister Jens | |
Böhrnsen (SPD) am Donnerstag mit einer Zusage an die Klinik-Beschäftigen | |
den Riegel vorgeschoben. | |
18 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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