# taz.de -- Kontrolle von Flüchtlingen in Berlin: Polizei will Vorwürfe inter… | |
> Auf Videos sei keine Provokation seitens der Polizei zu erkennen, sagt | |
> die BVG. Eine Flüchtlingsvertreterin erwägt Strafanzeige wegen | |
> Körperverletzung. | |
Bild: Berlin-Neukölln. | |
BERLIN taz | Die Darstellungen über das, was sich am Freitag rund um die | |
Auseinandersetzung mit Flüchtlingen vom Oranienplatz auf dem U-Bahnhof | |
Hermannplatz in Berlin-Neukölln abgespielt hat, weichen immer stärker | |
voneinander ab. BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte am Montag, der besagte Zug | |
und der Bahnhof seien videoüberwacht gewesen. Die Aufzeichnungen seien | |
inzwischen ausgewertet und der Polizei für deren weitere Ermittlungen | |
übergeben worden. Allerdings gebe es nur Bilder und keine Tonaufnahmen. | |
Die Körperhaltung der Kontrolleure in dem U-Bahn-Zug belege aber, dass von | |
diesen keine Provokation ausgegangen sei. Nach allem, was sie von den | |
Kontrolleuren selbst gehört habe, hätten sich diese gegenüber der Gruppe | |
von Flüchtlingen „absolut korrekt verhalten“, so Reetz zur taz. | |
Polizeipräsident Klaus Kandt hat unterdessen auf die [1][schweren Vorwürfe | |
der Sudanerin Napuli Langa] reagiert. Die Vertreterin der Flüchtlinge vom | |
Oranienplatz hatte der taz von Beleidigungen und Misshandlungen durch | |
Polizeibeamte im Nachgang des U-Bahn-Vorfalls berichtet. Geklärt werden | |
solle polizeiintern nun der genaue Ablauf, also welcher Beamte zu welcher | |
Zeit mit der Betroffenen befasst gewesen sei, so Polizeisprecher Stefan | |
Redlich. „Wir nehmen die Vorwürfe ernst.“ Allerdings habe die Frau bislang | |
keine Strafanzeige erstattet. Langa sagte, sie wolle zunächst mit ihrer | |
Anwältin sprechen. | |
Unstrittig ist nur so viel: Eine Gruppe von Flüchtlingen vom | |
Oranienplatz-Camp war am Freitag auf dem Weg zu einem Gespräch mit | |
Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD). In einem U-Bahn-Zug an der Station | |
Hermannplatz gerieten sie dann in eine Fahrscheinkontrolle. Alle hatten | |
einen gültigen Fahrschein, nur bei einem der Flüchtlinge war das Ticket | |
erst ab 10 Uhr gültig. Die Uhr zeigte kurz vor 10. Die Kontrolleure | |
akzeptierten das Ticket nicht. Videomitschnitte von Unbeteiligten zeigen | |
anschließend tumultartige Szenen auf dem Bahnhof und an einer offenen Tür | |
des Zugs. | |
## Widersprüchliche Aussagen | |
Die betroffenen Flüchtlinge und ihre Unterstützer sagen, die gesamte Gruppe | |
sei zum Aussteigen aufgefordert worden. Weil sie dies ablehnten, hätten | |
BVG-Mitarbeiter versucht, diese mit Gewalt aus der U-Bahn zu zerren. Sie | |
werfen den Kontrolleuren Rassismus vor. BVG-Sprecherin Reetz sagt, die | |
Kontrolleure hätten nur die Person zum Aussteigen aufgefordert, die keinen | |
gültigen Fahrschein hatte – nicht wegen Schwarzfahrens, sondern zum | |
Nachlösen eines Tickets. | |
Napuli Langa hat am Montag gegenüber der taz den Vorwurf erneuert, am | |
Freitag von Polizisten beleidigt und misshandelt worden zu sein. Ihre linke | |
Hand ist mit einem Verband umwickelt. Bis hinauf zur Schulter tue ihr der | |
Arm weh, auch am Hals und am rechten Bein habe sie Schmerzen. | |
Polizeisprecher Redlich sagt, Langa sei im U-Bahnhof Hermannplatz „zu Boden | |
geführt“ worden, um ihr Handfesseln anzulegen. Zuvor habe sie Polizisten | |
gebissen und bei der Festnahme um sich getreten. In Polizeigewahrsam sei | |
Langa sieben Stunden festgehalten worden, weil sie keine Papiere | |
dabeigehabt habe. Langa sagt, beim Abnehmen ihrer Fingerabdrücke hätten bis | |
zu sechs Beamte am Boden auf ihr gesessen. „Sie haben mir einen Eimer über | |
den Kopf gestülpt.“ Sie sei als „Monkey“ beschimpft worden. Ein Beamter | |
habe gesagt: „I fuck you in the ass.“ | |
Man werde Anzeige erstatten, kündigte ein Unterstützer an. Aber viel | |
verspricht er sich nicht davon: „Polizisten halten zusammen. Sie war | |
allein. Es gibt keine Zeugen.“ | |
20 Jan 2014 | |
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## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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