| # taz.de -- Farce im Ausschuss zum EnBW-Deal: Mappus spielt Katz und Maus | |
| > Im Untersuchungsausschuss zum EnBW-Deal kämpfte der Ex-Ministerpräsident | |
| > um ein Rederecht. Doch dann kam er nicht zur Sitzung. | |
| Bild: Hier war er noch Ministerpräsident und wollte den Einstieg des Landes be… | |
| STUTTGART taz | Stefan Mappus wollte im Stuttgarter Untersuchungsausschuss | |
| zum EnBW-Deal unbedingt mitmischen. Dort wird seit zwei Jahren über | |
| mögliches Fehlverhalten von Mappus in seiner Zeit als CDU-Ministerpräsident | |
| diskutiert. Die Arbeit liegt zwar in den letzten Zügen. Was Mappus zum Kauf | |
| des drittgrößten deutschen Energiekonzerns durch das Land noch sagen will, | |
| wie er sich zu den belastenden Gesprächsprotokollen, Mails und Gutachten | |
| äußert, könnte interessant werden. | |
| Der EnBW-Untersuchungsausschuss soll aufklären, ob Mappus beim Kauf eines | |
| EnBW-Aktienpakets Steuergeld verschwendet hat. Laut einem Gutachten soll er | |
| mehr als 800 Millionen Euro zu viel bezahlt haben. Mappus wollte mit dem | |
| Rückkauf einen politischen Coup pünktlich zur Landtagswahl 2011 erzielen. | |
| Das ist gründlich gescheitert. Inzwischen wird auch von der | |
| Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Der | |
| Kauf wurde nämlich damals am Parlament vorbei eingefädelt. Der Stuttgarter | |
| Ausschuss soll nach der Analyse des Deals letztlich Vorschläge | |
| unterbreiten, wie solchen Aktionen künftig vorgebeugt werden kann. Das | |
| Kontrollgremium ist auf der Zielgeraden, im März wird der Abschlussbericht | |
| erwartet. | |
| Doch auf den letzten Metern schaltete sich Mappus persönlich ein. Er hatte | |
| im Untersuchungsausschuss bislang keine Funktion, kämpfte nun aber dafür, | |
| als „Betroffener“ für die letzten beiden Sitzungen Rede- und Fragerecht im | |
| Ausschuss zu bekommen. Der Betroffenenstatus, der allerdings lediglich | |
| Rederecht vorsieht, wurde ihm zuerkannt – zum ersten Mal in | |
| Baden-Württembergs Geschichte. Diese Entscheidung fiel am Dienstag. | |
| ## Ausschuss düpiert | |
| „Wir hatten seither mit seinem Erscheinen zur heutigen Sitzung gerechnet", | |
| sagte Grünen-Obmann Uli Sckerl am Freitag düpiert. „Erst am Vorabend wurde | |
| mitgeteilt, dass Mappus aus beruflichen Gründen unabkömmlich sei.“ Er | |
| überlasse es jedem selbst, diese plötzliche Absage und den Grund dafür zu | |
| bewerten, sagte Sckerl. Mappus arbeitet inzwischen als Berater für eine | |
| IT-Firma. | |
| Die Sitzung des Untersuchungsausschusses wurde nach nur einer Stunde | |
| abgebrochen. Stattdessen wird nun erst beim nächsten Termin am 14. Februar | |
| mit Mappus gerechnet. Sein Anwalt Bernd Schünemann betonte: „Mappus hat | |
| Respekt vor dem Parlament und wird einer parlamentarischen Ladung Folge | |
| leisten – wenn ihm das möglich ist.“ | |
| Schünemann kritisierte den Untersuchungsausschuss scharf. Das | |
| Ausschuss-Verfahren werde mit dem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren | |
| gegen Mappus wegen des Verdachts auf Untreue „verknäult“. Dabei hätten | |
| beide Vorgänge nichts miteinander zu tun. Außerdem halte er es für eine | |
| "schikanöse Maßnahme", Mappus persönlich in einer Sitzung sprechen zu | |
| wollen. „Es gibt über 300 Seiten Vernehmungsprotokolle von ihm.“ Mappus sei | |
| der Hase, der von zwei Igeln - Untersuchungsausschuss und | |
| Staatsanwaltschaft – vom einen in die andere Ecke getrieben werde. | |
| Dass Mappus selbst für den Betroffenenstatus kämpfte, geriete da fast in | |
| Vergessenheit, sagt Sascha Binder (SPD): „Wir wollen Mappus keineswegs | |
| vorführen, er hat sich selbst darum bemüht, nochmal eine herausragende | |
| Rolle zu spielen.“ | |
| Die Krux an der Sache: Die Beweisführung im Untersuchungsausschuss kann | |
| nicht fortgesetzt werden, so lange Mappus oder sein Rechtsbeistand nicht | |
| gehört wurden, hieß es in Stuttgart. Die Vertagung der gestrigen Sitzung | |
| ergab sich in erster Linie aber auch aus ungeklärten rechtlichen Fragen: | |
| Dürfen Vernehmungsprotokolle führender Mitarbeiter der Electricité de | |
| France (EdF), Verkäuferin der EnBW-Aktien, verlesen werden? Darin enthalten | |
| sind womöglich strafrechtlich relevante Informationen. Auch mit dem noch | |
| nie dagewesenen Betroffenenstatus im Untersuchungsausschuss betrete man | |
| juristisches Neuland. | |
| Die juristischen Fragen sollten bis 14. Februar geklärt sein. Dann findet | |
| die vorletzte Sitzung des Ausschusses statt. Die letzte ist für 21. Februar | |
| anberaumt. Auf der Tagesordnung steht neben Mappus' Statement noch die | |
| Befragung der beiden sich widersprechenden Kaufpreisgutachter, des | |
| EnBW-Chef Villis sowie eventuell die Verlesung der EdF-Protokolls. | |
| 31 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Lena Müssigmann | |
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