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# taz.de -- Sebastian Edathy verlässt Bundestag: Der Unnachgiebige
> Aus gesundheitlichen Gründen verlässt der SPD-Politiker Sebastian Edathy
> den Bundestag. Es ist ein leiser Abgang eines wortkräftigen Politikers.
Bild: Abschied aus dem Bundestag: SPD-Politiker Sebastian Edathy.
Es sind nur wenige Worte, mit denen Sebastian Edathy seine
Bundestagskarriere beendet. „Ich habe mich aus gesundheitlichen Gründen
entschieden, mein Bundestagsmandat niederzulegen“, schrieb der
Sozialdemokrat am Samstag [1][auf seiner Internetseite]. Tags zuvor habe er
den Bundestagspräsidenten darüber informiert. Der Mandatsverzicht sei damit
ab sofort wirksam.
Es ist ein leiser Abgang für einen wortkräftigen Politiker. War Edathy doch
für seine impulsiven Ausbrüche bekannt, für seine scharfe Kritik. Der CDU
warf er wegen ihrer Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaften einst
„Biologismus“ vor. Wulffs Verhalten in dessen Kreditaffäre nannte er
„unerträglich“. Auf seiner Facebookseite schleuderte er Kritikern schon mal
entgegen: „Sie können mich mal. Kreuzweise.“
Und doch genoss der 44-Jährige überparteiliches Ansehen. Seit 1998 saß
Sebastian Edathy im Bundestag. Zuvor hatte er als Referent im
niedersächsischen Landtag gearbeitet, war 1990 der SPD beigetreten. Dort
galt er schnell als Nachwuchshoffnung. Weil seine Kritik fundiert war,
seine innenpolitische Expertise unbestritten. Zwei Jahre im Bundestag
rückte Edathy in den SPD-Fraktionsvorstand auf, ab 2005 leitete er vier
Jahre lang den Innenausschuss.
Keine selbstverständliche Karriere: Immer wieder sah sich der in Hannover
geborene Sohn eines eingewanderten Inders und einer Mecklenburgerin
Diskriminierungen ausgesetzt. In einem eigenen Ordner heftete er
[2][Schmähbriefe] ab. Er machte Rechtsextremismus zu einem Hauptanliegen:
Dieser sei „nichts, was wir an Normalität akzeptieren dürfen“. Edathy
forderte ein NPD-Verbot, warnte vor No-Go-Areas. Und als sein Parteikollege
Thilo Sarrazin Thesen zur Einwanderung aufstellte, attestierte er ihm
„Rassismus pur“.
## Bedauern in allen Fraktionen
Es ist der Untersuchungsausschuss zur NSU-Mordserie, der zu Edathys größter
Rolle wird. [3][2012 übernimmt er den Vorsitz] – als Fachpolitiker, wie er
betont, nicht wegen seiner Herkunft. Nächtelang wühlt er sich durch
Ermittlungsakten, geht im Ausschuss die Sicherheitsbehörden hart an. Dass
im Gremium Parteiengezänk hintenansteht, auch das ein Verdienst Edathys.
Für diese Arbeit erhält er den Genc-Preis, benannt nach der Solinger
Familie, die 1993 bei einem Brandanschlag ums Leben kam.
Bei der Bundestagswahl im September hatte er noch sein Mandat verteidigt.
In den Koalitionsverhandlungen verhandelte er für die SPD den Themenblock
"Integration und Migration", wurde erneut Mitglied im Innenausschuss. Die
letzten Wochen allerdings fehlte Edathy bereits krankgeschrieben.
Sein Rückzug findet nun Bedauern in allen Fraktionen. Auch auf seiner
Facebookseite häufen sich Sorgen um seine Gesundheit. Edathy antwortete
diesmal: mit Schweigen.
9 Feb 2014
## LINKS
[1] http://www.edathy.de/edathy.php/cat/74/aid/3884/title/PRESSEMITTEILUNG
[2] /Hassmails-an-Politiker/!90693/
[3] /Leiter-des-U-Ausschuss-ueber-das-Nazitrio/!86189/
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
SPD
Bundestag
Sebastian Edathy
Sebastian Edathy
Ermittlungen
Sebastian Edathy
Sebastian Edathy
Sebastian Edathy
2014
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
FDP
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