# taz.de -- Atommüll: Strahlende Löcher | |
> Im Atomkraftwerk Brunsbüttel sind weitere beschädigte Fässer mit | |
> radioaktivem Material entdeckt worden. Das ganze Ausmaß der Schäden ist | |
> noch unklar. | |
Bild: Vollständig zerfressen: Das 2012 im AKW Brunsbüttel entdeckte Fass. | |
HAMBURG taz | Immer mehr beschädigte Behälter mit radioaktivem Abfall | |
werden in den unterirdischen Lagern des Atomkraftwerks Brunsbüttel | |
gefunden. Das bestätigte am Mittwoch Nicola Kabel, Sprecherin des | |
schleswig-holsteinischen Energieministeriums. Über die genaue Anzahl wollte | |
sie keine Angaben machen. „Es sind einige beschädigte Fässer entdeckt | |
worden, die Auswertung läuft aber noch“, sagte sie. | |
Dazu gebe es auch Gespräche mit Vattenfall, dem Betreiber des stillgelegten | |
AKW. Erst nach Vorliegen aller Informationen stünden der Umfang der Schäden | |
und die daraus zu ziehenden Konsequenzen fest, so Kabel. Dann werde die | |
Öffentlichkeit umfassend informiert. | |
Am Dienstag war in einer der unterirdischen Kavernen des Atomkraftwerks bei | |
einer Inspektion mit Kameras ein verrostetes Fass mit radioaktivem Abfall | |
entdeckt worden. Von den etwa 70 dort gelagerten Behältern weisen einige | |
Beschädigungen unterschiedlicher Art auf, zumeist Roststellen. Die | |
Überprüfung dieser ersten von sechs Kavernen wurde inzwischen | |
abgeschlossen. Insgesamt lagern 631 Stahlfässer mit radioaktiven Abfällen | |
in den sechs Kellerräumen des Atommeilers. Die Inspektionen hatten Anfang | |
Januar begonnen. | |
„Die Kameraaufnahmen lassen erkennen, dass es in der Kaverne weitere Fässer | |
mit Korrosionserscheinungen gibt“, sagte Kabel. In den Kavernen herrsche | |
eine erhöhte Strahlung, Radioaktivität sei aber nicht ausgetreten. Es | |
bestehe keine Gefahr, die Strahlung innerhalb der Lager werde | |
kontinuierlich überwacht. | |
Nach Einschätzung von Frank Scharlaug, kommissarischer Leiter der | |
Atomaufsicht im Ministerium, sind die Sicherheitsgefahren nicht hoch: „Das | |
ist beherrschbar.“ Ungeklärt sei aber noch, wie die beschädigten Fässer zu | |
behandeln seien. Da sie in den Kavernen dicht an dicht gestapelt seien, | |
könnten sie nicht „in Überfässern versiegelt“ werden. Das werde nach | |
Abschluss der Untersuchungen der weiteren Kavernen zu klären sein. | |
Geplant war, die im Wesentlichen mit verseuchten Filtermaterialien | |
gefüllten Fässer im niedersächsischen Endlager „Schacht Konrad“ bei | |
Salzgitter einzulagern. Dafür müssten sie aber geborgen und transportsicher | |
gemacht werden. Möglicherweise werden sie zunächst im | |
Atommüll-Zwischenlager auf den Gelände des AKW eingelagert werden. | |
Anfang 2012 war in einer der Kavernen ein erstes, vollständig von Rost | |
zerfressenes Atommüll-Fass entdeckt worden. Vattenfall musste daraufhin | |
einräumen, dass die Kavernen seit über 30 Jahren nicht kontrolliert worden | |
waren, auf eine Videoüberwachung war beim Bau verzichtet worden. Zwei Jahre | |
lang wurde nun ein Kontrollkonzept erarbeitet. Danach wurde am 8. Januar | |
der 110 Zentimeter starke Stahlbetondeckel der ersten Kaverne ferngesteuert | |
angehoben und eine neu entwickelte Mini-Kamera hineingelassen. Diese ist | |
horizontal und vertikal um 360 Grad schwenkbar und kann in den nur 15 | |
Zentimeter breiten Zwischenräumen zwischen den Fässern eingesetzt werden. | |
Bis Ende Februar, hofft Kabel, werde ein vollständiger Überblick über die | |
Lage im Brunsbütteler Untergrund vorliegen. | |
12 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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