# taz.de -- Menschenrechtsschutz im Ausland: Widerwillige Textilindustrie | |
> Wenn deutsche Firmen im Ausland Menschenrechte verletzen, sollen | |
> betroffene Arbeiter vor hiesigen Gerichten klagen können, fordern | |
> Aktivisten. | |
Bild: Welche Rechte müssen deutsche Unternehmen in ihren ausländischen Zulief… | |
BERLIN taz | Nachdem das Fabrikgebäude Rana Plaza in Bangladesch | |
eingestürzt war, begann für die Angehörigen der über 1.000 toten | |
Beschäftigten und die verletzten Überlebenden ein langer Kampf um | |
Entschädigung. Aber nur widerwillig lassen sich Textilfirmen, die dort | |
einkauften, auf Zahlungen ein. | |
Als eine Konsequenz aus der Katastrophe von April 2013 fordern das | |
Katholische Hilfswerk Misereor und die Organisation Germanwatch nun ein | |
Gesetz, um deutsche Unternehmen zum Schutz der Menschenrechte im Ausland zu | |
verpflichten. | |
„Schadensersatz wie im Falle Rana Plaza darf keine Frage von Verhandlungen | |
zwischen Firmen und Betroffenen bleiben, sondern muss zu einem einklagbaren | |
Recht werden“, sagt Armin Paasch von Misereor. | |
Ein Gesetz solle festlegen, welche Arbeiterrechte deutsche Unternehmen in | |
ihren ausländischen Tochter- und Zulieferfirmen beachten müssen. Bei | |
Missachtung wären Schadensersatzklagen beispielsweise von Beschäftigten aus | |
Bangladesch vor deutschen Gerichten möglich. | |
## Die Bundesregierung habe versagt | |
Diese Forderung ist Teil der Studie „Globales Wirtschaften und | |
Menschenrechte – Deutschland auf dem Prüfstand“, die beide Organisationen | |
am Mittwoch veröffentlichen. Das Fazit: Die Bundesrepublik habe bei der | |
Umsetzung der Leitlinien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und | |
Menschenrechte versagt. | |
Löhne, von denen die Beschäftigten leben können, Gesundheitsschutz, das | |
Recht auf gewerkschaftliche Betätigung, die Sicherheit der Fabrikgebäude: | |
Diese und weitere Bedingungen müssten die hiesigen Unternehmen in ihren | |
weltweit verstreuten Tochter- und Zulieferfirmen gewährleisten, wollten sie | |
die UN-Leitlinien einhalten. | |
Die 2011 beschlossene Regel wird aber bis heute nur bruchstückhaft | |
verwirklicht. Viele Konzerne ignorieren sie. Regierungen wie die deutsche | |
engagieren sich nach Ansicht der Kritiker ebenfalls zu wenig. „Fast drei | |
Jahre nach Verabschiedung der UN-Leitprinzipien hat Deutschland noch keinen | |
Aktionsplan zur Umsetzung erarbeitet“, sagt Cornelia Heydenreich von | |
Germanwatch. | |
Seine Partei setze sich für einen solchen Aktionsplan ein, so Frank | |
Schwabe, SPD-Sprecher für Menschenrechte im Bundestag. Allerdings habe die | |
Regierung noch nicht entschieden, welches Ministerium federführend sei, | |
heißt es im SPD-geführten Arbeitsministerium. Das Bundesjustizministerium | |
prüft die Einführung eines Unternehmensstrafrechts für multinationale | |
Konzerne. | |
27 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
## TAGS | |
Bangladesch | |
Rana Plaza | |
Germanwatch | |
Zara | |
Bangladesch | |
Textilfabrik | |
Textilindustrie | |
Entwicklungshilfe | |
Bangladesch | |
Bangladesch | |
Bangladesch | |
Textilarbeiter | |
Arbeitsbedingungen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Geschmacklose Kinderkleidung bei Zara: Alles ganz harmlos | |
Blau-weiß gestreift und ein gelber Stern, so sieht ein Kinderhemd der | |
spanischen Mode-Kette Zara aus. Sheriff oder doch KZ-Häftling? | |
Fabrikeinsturz in Bangladesch: KiK zahlt für Opfer | |
Nach langer Geheimhaltung gibt das Textilunternehmen KiK nun doch bekannt, | |
wie hoch die Einzahlung in den Entschädigungsfonds ausfällt. | |
Textilindustrie in Bangladesch: Geld für die Opfer | |
Beim Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch starben über 1.100 | |
Arbeiter. Eine Initiative fordert, dass deutsche Herstellerfirmen jetzt | |
Entschädigungen zahlen sollen. | |
Textilindustrie will Zulieferer kontrollieren: Nicht mehr ganz blütenreines Im… | |
Deutsche Modefirmen wollen ihre Produzenten in Bangladesch stärker | |
überprüfen. Das reiche lange nicht, kritisieren Experten. | |
SPD-Politikerin über Entwicklungshelfer: „Es geht um Wertschätzung“ | |
Die neue entwicklungspoltitische Sprecherin der SPD, Bärbel Kofler, hält | |
ungleiche Entgelte in Entwicklungsdiensten für ungerecht. | |
Ein Jahr nach dem Brand in Bangladesch: Haftbefehle für die Fabrikbesitzer | |
2012 kamen bei dem Brand in der Fabrik nahe Dhaka 112 Menschen ums Leben. | |
Ein Richter hat nun Haftbefehle gegen die mutmaßlich Verantwortlichen | |
erlassen. | |
Fabrikeinsturz in Bangladesch: Arbeiter sollen entschädigt werden | |
Opfer des Fabrikeinsturzes in Bangladesch könnten ab dem Frühjahr eine | |
Entschädigung bekommen. Vier Textilketten werden in den aufgelegten Fonds | |
einzahlen. | |
Tödlicher Fabrikbrand in Bangladesch: Anklage in Abwesenheit | |
In Bangladesch ist ein Jahr nach einem Fabrikbrand mit 112 Toten Anklage | |
gegen die Besitzer erhoben worden. Doch die sind längst verschwunden. | |
Textil-Mindestlohn in Bangladesch erhöht: Billigmode für 50 Euro monatlich | |
In Bangladesch steigt der Mindestlohn für NäherInnen. Doch das bringt ihnen | |
wegen hoher Inflation wenig. Die Gewerkschaften sind unzufrieden. | |
Arbeitsbedingungen in Bangladesch: Jede zehnte Fabrik lahmgelegt | |
ArbeiterInnen in Bangladesch demonstrieren seit Tagen für höhere Löhne. Und | |
auch bei Arbeitszeiten und der Sicherheit gäbe es viel zu verbessern. |