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# taz.de -- Kommentar Russland und Ukraine: Berliner Kuschel-Diplomaten
> Putin geht es nur vordergründig um die Krim. Er will den Machtwechsel in
> der Ukraine rückgängig machen. Und er scheint Merkel gut im Griff zu
> haben.
Bild: Noch etwas feucht hinter den Ohren, der EU-Diplomat.
Wladimir Putins Schergen übertreiben maßlos, wenn sie vor der
faschistischen Bedrohung aus der Ukraine warnen. Niemand bestreitet, dass
es einflussreiche rechtsradikale Kräfte gibt. Doch sind sie in der Ukraine
nicht zahlreicher als in anderen europäischen Demokratien.
Was Russland hingegen von Kiew und den europäischen Staaten unterscheidet,
ist der Umstand, dass Rechtsradikale in Moskau nicht auf der Strasse
demonstrieren müssen, sondern im unmittelbaren Umfeld der Macht anzutreffen
sind. Rassismus, Ausgrenzung, Rechtsnihilismus, Doppelstaat und Gewalt sind
konstituierende Momente des zumindest protofaschistischen russischen
Unrechtsstaates. Die Sieger über Nazideutschland nennen es heute nur
„wertkonservativen Patriotismus“. Die Meisterschaft ideologischer
Faktenbeugung macht ihnen niemand streitig
Angela Merkel versucht unterdessen auf Putin einzuwirken. Der Kremlchef
soll der Einrichtung einer Kontaktgruppe und der Entsendung einer fact
finding mission sogar zugestimmt haben. Ein Erfolg oder hatte Putin genau
damit gerechnet? Er kennt die Berliner Kuschel-Diplomaten, die sich am
Nasenring durch die Arena ziehen lassen. Natürlich darf der Kontakt zu
Moskau nicht abgebrochen werden. Aber was ist ein Gespräch ohne Dialog?
Moskau nützt die Zeit, die bis zur Einrichtung einer solchen Kontaktgruppe
verstreichen wird, um vollendete Tatsachen zu schaffen.
Putin geht es nur vordergründig um die Krim, er will die Interimsregierung
in Kiew beseitigen und seine Handlanger auf Dauer installieren. Jeder Tag
Kontakt mit der Gruppe ist ein Gewinn für seine Truppe. Für die „richtigen�…
Fakten der Mission wird er dann auch sorgen. Zufällig ist die Region, die
die Ermittler unter die Lupe nehmen sollen, die Geburtsstätte jener schönen
Scheinwelt der Potemkinschen Dörfer – die kurz vor der russischen Eroberung
der Krim Ende des 18. Jahrhunderts entstanden
## Obama handelt richtig
Zugegeben, es gibt kaum Möglichkeiten, um auf Russland einzuwirken. Doch
muss sich der Westen nicht unbedingt auch noch von Putin zum Hampelmann
machen lassen. Die Absage des G-8 Treffens in Sotschi war ein Akt der
Selbstachtung. Moskaus Mitgliedschaft auszusetzen, wird die Lage nicht
ändern, den ambitionierten Weltmachtpolitiker jedoch empfindlich schmerzen.
Denn er will unbedingt zu den Großen gehören.
Die unmissverständliche Sprache US Außenministers Kerry sendete das
richtige Signal. Obama muss handeln, und Putin weiß das. Visa und Konten zu
sperren, wäre ein Mittel auszutesten, wer von der Elite dann noch bei der
Fahne bliebe. Das Dilemma aber ist: Es besteht die Gefahr der Überreaktion.
Man muss Russland vor sich selbst schützen.
3 Mar 2014
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
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Krim
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Barack Obama
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