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# taz.de -- Weltklimabericht der WMO: Klimawandel verursacht Extremwetter
> Jedes der vergangenen drei Jahrzehnte war wärmer als das vorherige. Auch
> die Wetterphänomene werden extremer. Große Hungerkrisen könnten die Folge
> sein.
Bild: Dürre gefährdet die Ernten in Malawi
GENF dpa/ap/taz | Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat den
Einfluss des Menschen für die extremen Wetterphänomene im vergangenen Jahr
verantwortlich gemacht. Das Jahr 2013 war einem aktuellen Bericht zufolge
das sechstwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das zeige, dass
sich die globale Erderwärmung fortsetze, berichtete die WMO am Montag in
Genf. Die Auswirkungen des Klimawandels seien überall auf der Welt spürbar
gewesen, sagte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud bei der Vorstellung des
Berichts anlässlich des Welttags der Meteorologie (23. März).
Als Beispiel nannte Jarraud den Taifun „Haiyan“, der im November die
Phillippinen verwüstet und mehr als 6.000 Menschen das Leben gekostet
hatte. Die Auswirkungen seien auch deshalb so dramatisch gewesen, weil der
Meeresspiegel in der betroffenen Region in Folge der Erderwärmung gestiegen
sei. Der Bericht nennt viele weitere Beispiele für Wetterextreme: die
schlimmste Dürre der vergangenen 50 Jahre im Nordosten Brasiliens etwa, den
breitesten bisher beobachteten Tornado im US-Bundesstaat Oklahoma und auch
die zu Überschwemmungen führenden Starkregenfälle in Mitteleuropa.
Die Überflutungen an Donau und Elbe seien die schlimmsten seit mindestens
1950 gewesen, so die WMO. In Passau sei der höchste Pegelstand seit 1501
gemessen worden. Deutschland habe 2013 zudem den viertwärmsten Winter seit
Aufzeichnungsbeginn erlebt – mit Temperaturen, die gut drei Grad über dem
langjährigen Mittel lagen.
13 der 14 wärmsten Jahre weltweit seit Aufzeichnungsbeginn 1850 entfallen
der WMO zufolge auf das 21. Jahrhundert. Jedes der vergangenen drei
Jahrzehnte sei wärmer als das vorhergehende gewesen. 2013 teilt sich den
sechsten Rang in der Liste der heißesten Jahre mit dem Jahr 2007.
Vielerorts wurden Hitzerekorde gebrochen. So wurden in Vioolsdrif in
Südafrika am 4. März 47,4 Grad gemessen – der WMO zufolge der höchste
bisher gemessene März-Wert für ganz Afrika. Auch in vielen asiatischen
Städten wurden Hitzerekorde gebrochen.
## Hitze auf der südlichen Halbkugel
Im Jahresmittel wurden auf der südlichen Erdhalbkugel besonders hohe
Temperaturen gemessen, so die WMO. Für Australien sei 2013 das wärmste, für
Argentinien das zweitwärmste und für Neuseeland das drittwärmste Jahr seit
Aufzeichnungsbeginn gewesen. Eine im Bericht veröffentlichte Studie zeigt,
dass die Hitzewelle in Australien ohne menschlichen Einfluss nahezu
unmöglich gewesen wäre. „Das heißt, es gibt eine große Wahrscheinlichkeit
dafür, dass die Ereignisse in Australien auf menschengemachten Klimawandel
zurückzuführen sind“, sagte Jarraud.
Auch auf die Entwicklung in den Ozeanen geht der Bericht ein. Sie seien ein
immenser Puffer für das freigesetzte Kohlendioxid und die beim
menschengemachten Treibhauseffekt gebildete Wärme. Bis etwa 2000 sei die
meiste Wärme in der Meeresschicht bis 700 Meter Tiefe aufgenommen worden.
Seither werde der Großteil in 700 bis 2.000 Meter tiefem Wasser
aufgenommen.
Vor allem wegen der daraus resultierenden Ausdehnung des Wassers und wegen
der abschmelzenden Gletscher und Eisschilde sei der Meeresspiegel seit
Beginn des 20. Jahrhunderts global um 19 Zentimeter angestiegen, heißt es
im [1][„WMO Statement on the Status of the Global Climate in 2013“].
## Hungerkrisen werden zunehmen
Auf mögliche „Hungerkrisen infolge des Klimawandels“ sei die Welt nicht
vorbereitet, warnte gleichzeitig die Hilfsorganisation Oxfam. Anlässlich
der anstehenden Konferenz des UN-Klimarats IPCC im japanischen Yokohama
hieß es, der „Klimawandel könnte den Kampf gegen den Hunger in der Welt um
Jahrzehnte zurückwerfen“.
Die IPCC-Experten warnen davor, dass die Ernteerträge weltweit pro
Jahrzehnt um zwei Prozent zurückgehen könnten, während der Bedarf
gleichzeitig um 14 Prozent steige. Oxfam forderte deshalb mehr Geld, um
Saatgut und Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen, Bauern gegen
Ausfälle bei ihren Ernten zu versichern oder Nahrungsmittelhilfen
aufzustocken. Derzeit seien allerdings „die globalen Getreidevorräte auf
historischem Tiefstand“.
„Dies ist eine Krise, die keine Grenzen kennt“, sagte Kaisa Kosonen von
Greenpeace International im Vorfeld der IPCC-Tagung. „Unser Klima steht am
Abgrund und jede Tonne Öl, Kohle und Gas, die wir heben und verbrennen,
drängt uns näher an den Rand des Abgrunds.“
24 Mar 2014
## LINKS
[1] http://www.wmo.int/pages/mediacentre/press_releases/pr_985_en.html
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