# taz.de -- Stefan Plöchinger über Facebook-Likes: „Die Chancen nutzen“ | |
> Die taz hat auf Facebook die Marke von 100.000 Fans geknackt. Stefan | |
> Plöchinger, Chefredakteur von sueddeutsche.de, über Medien und | |
> Online-Netzwerke. | |
Bild: „Eine Community mit Lesern zu bilden, ist wertvoll im Wortsinn.“ Die … | |
Herr Plöchiner, die taz hat seit Dienstag [1][100.000 Facebook-Fans]. | |
Können wir uns darauf etwas einbilden? | |
Das sind gut doppelt so viele wie von Jan Böhmermann oder den Grünen, aber | |
nur die Hälfte von Libération oder der Titanic – also, des Magazins, nicht | |
des Schiffs, das hat mehr. Je nachdem, was man als Ziel hat, darf man sich | |
also gratulieren oder selbst anspornen. Kaufen können Sie sich von der | |
reinen Zahl vermutlich nichts, sie ist einfach nur eine psychologisch | |
wichtige Marke, wenn Ihre kollektive Psyche entsprechend ist. | |
Wie wichtig sind Soziale Netzwerke heute im Journalismus? | |
Schön ist, dass wir unseren Lesern und ihren Interessen schneller näher | |
kommen können als früher. Auf Facebook sieht man manche lustige Geschichten | |
zeitiger und bekommt ziemlich zügig Antwort auf Artikel oder auf Fragen an | |
die Leser; auf Twitter sind so viele Politiker, dass man ihre Meinungen | |
rascher abrufen kann als in den Agenturen oder am Telefon. Das ist wichtig, | |
hilft uns – und ersetzt trotzdem nicht klassische Recherche oder | |
gewöhnlichen Leserdialog, sondern ergänzt beides. So sollten wir es nutzen, | |
als Bereicherung. | |
Auf Facebook und Twitter werden Artikel und Themen oft heiß diskutiert. Wie | |
stark sollten diese Diskussionen die Berichterstattung beeinflussen? | |
Wenn wir Thementrends oder andere Hinweise schneller sehen, werden wir | |
schneller in unserer Arbeit – ein großer Vorteil. Der Nachteil kann sein, | |
dass wir Hypes schneller mitmachen. Und wenn wir zu viel auf Meinungen | |
schielen, die auf Facebook oder Twitter an uns herangetragen werden, kann | |
das unsere Einschätzung verzerren. Sich Input zu öffnen, der auf diesem Weg | |
in die Redaktion kommt, ist natürlich trotzdem wichtig. Es geht um das | |
richtige Maß: die Chancen zu nutzen, sich der Risiken bewusst zu werden. | |
Früher war es die Leser-Blatt-Bindung, die man als Zeitungsmacher erreichen | |
wollte. Heute sprechen alle von Community-Bindung. Zu Recht? | |
Eine Community mit Lesern zu bilden, ist wertvoll im Wortsinn. Die Leute | |
fühlen sich dem Medium verpflichtet, mit dem sie eine Gemeinschaft bilden. | |
Im Gedruckten – und in einigen digitalen Medien – haben Abonnenten diese | |
Rolle, eine Lesergemeinschaft mit uns zu bilden. Sie finanzieren unsere | |
Arbeit aus Solidarität gerne mit, und wer wüsste das besser als die taz? | |
Wer viele Fans hat, vor allem solche, die auch im Digitalen ins Überleben | |
des Journalismus investieren wollen, hat eine Perspektive. | |
2 Apr 2014 | |
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## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
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