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# taz.de -- Drohnen im Journalismus: Unter Beobachtung
> Journalisten stehen auf Flugroboter, die Kameras tragen. Weil sie ihre
> Drohnen nicht überall steigen lassen dürfen, fordern sie laxere Auflagen.
Bild: Ein Oktokopter in Aktion am Rhein in Düsseldorf.
BERLIN taz | Markus Horeld spielt gern mit Flugkörpern. Er lässt dann etwa
auf einem Flugplatz vor Berlin auch Roboter mit mehreren Rotoren
aufsteigen. „Wer Computerspiele beherrscht, kann auch eine Drohne steuern“,
erklärte Horeld kürzlich auf einer Fachtagung in Berlin. Dort lernten die
Teilnehmer: Brauchbare Modelle kosten inzwischen nur noch ein paar hundert
Euro, lassen sich per Smartphone steuern und halten sich selbstständig
stabil in der Luft. Eine idiotensichere Sache also. „Das ist sehr einfach
und sehr billig“, sagt Horeld, „und ich bin fest davon überzeugt: In fünf
Jahren wird jedes Kind eine Drohne steuern.“
Im Gegensatz zu spielenden Kindern und Erwachsenen haben es Profis, die
„Copter“ steigen lassen wollen, bislang aber recht schwer, auch das weiß
Horeld aus eigener Erfahrung: Als stellvertretender Chefredakteur von Zeit
Online hatte er mit seinen Kollegen darüber nachgedacht, die einstige
Berliner Stalinallee – heute Karl-Marx-Allee – von einer Kameradrohne
erfassen zu lassen, als multimediales Highlight eines ohnehin schicken
Straßenporträts. „Das hätte sich wunderbar angeboten“, sagt Horeld.
Letztlich sei diese Idee aber „an rechtlichen Regelungen“ gescheitert.
Das Problem: Wer Drohnen kommerziell steigen lassen möchte, muss sich
strengen Auflagen unterwerfen. Es braucht Aufstiegsgenehmigungen. Die
wiederum sind ausgerechnet in der Hauptstadt fast ein Ding der
Unmöglichkeit: Der Regierungssitz zieht weitreichende Flugverbotszonen nach
sich, auch für Drohnen, die nur mit Objektiven bestückt sind.
Gegen Flugverbotszonen unmittelbar über und am Regierungssitz wird sich
vermutlich wenig ändern lassen. Gegen den grundsätzlichen Aufwand für
Journalisten, für den Einsatz von Drohnen über belebtem Gebiet
Genehmigungen einholen zu müssen, regt sich nun hingegen Widerstand.
## Grauzone über Menschen
„Es muss Profis erlaubt sein, in geschlossenen Siedlungen und
Menschenansammlungen zu filmen“, forderte dieser Tage Stefan Menne, der
auch für TV-Sender Flugroboter steigen lässt, für RTL, zuletzt aber etwa
auch für die Reihe „Hessen von oben“, die der Hessische Rundfunk über
Ostern im Programm hatte.
Menne kritisiert, dass die Regelungen im Luftfahrtgesetz die
Berichterstattung erheblich erschwerten: „Hobbypiloten dürfen über
Menschenansammlungen filmen, Profis nicht.“ Dabei seien striktere Auflagen
doch viel eher für die Amateure nötig. „Man hat da oben verdammt viel
Verantwortung“, betonte Menne im Gespräch mit der Nachrichtenagentur epd
und mahnte: „Der Gesetzgeber hinkt hinterher.“
Seine Kritik unterfüttern auch andere Profis unter den Drohnenpiloten. Auf
der Berliner Veranstaltung zum Einsatz der Miniflugkörper im Journalismus
hatte sich auch Fabian Werba zu Wort gemeldet: „Bei Musikkonzerten fliegt
man eindeutig über Menschen – aber in einer halb leeren Fußgängerzone? Da
wird es schon schwierig“, sagte Werba, der unter anderem für den RBB
Drohnen lenkt. Werba spricht von einer „Grauzone“.
Journalisten und ihre Kamerapiloten wollen also, dass die Politik ihnen
grundsätzlich gestattet, in der Luft zu knipsen und zu filmen. Ist das das
Ende der Privatsphäre? Werba erinnerte daran, dass selbst mit einer
Aufstiegsgenehmigung oder gar einer generellen Freigabe nicht alles erlaubt
sei, was möglich ist. „Wenn ich über Gärten von Leuten fliege, die nicht
gefilmt werden wollen, dann ist das illegal. Dann bin ich ein Paparazzo.“
23 Apr 2014
## AUTOREN
Daniel Bouhs
## TAGS
Journalismus
Drohnen
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Rüstung
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Miriam Meckel
Journalismus
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Schwerpunkt Meta
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