# taz.de -- Rote Liste gefährdeter Meerestiere: Schlechte Zeiten für Nordsee-… | |
> Fast jede dritte Spezies in Nord- und Ostsee ist gefährdet. Hauptursachen | |
> sind Grundschleppnetze, Abwässer und Überdüngung, berichtet das Bundesamt | |
> für Naturschutz. | |
Bild: In der Nordsee gefährdet: Dornhai. | |
BONN dpa | Fast ein Drittel der in deutschen Nord- und Ostseegebieten | |
lebenden Fische und Meeresorganismen sind gefährdet. Sie stehen auf einer | |
[1][neuen Roten Liste], die am Montag vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) | |
in Bonn veröffentlicht wurde. Tatsächlich könnte die Zahl der gefährdeten | |
Spezies aber noch höher liegen. Insgesamt hatten Experten etwa 1.700 Arten | |
von Fischen, bodenlebenden Wirbellosen und Großalgen untersucht; 30 Prozent | |
sind demnach gefährdet. | |
Auf der Liste stehen auch Knorpelfische wie Dornhai und Glattrochen. Ihre | |
kritische Lage hat sich laut BfN verschärft. Hauptursache dafür sei das | |
viel zu intensive Fischen mit Grundschleppnetzen, das selbst in den | |
Meeresschutzgebieten weitgehend unreguliert stattfinde. Zudem | |
beeinträchtigten die Netze die am Meeresgrund vorkommenden Organismen wie | |
Schwämme und Muscheln und die Lebensgemeinschaften der Sandkorallenriffe. | |
Von den bei früheren Analysen untersuchten 9.000 Arten an Land- und | |
Süßwasserorganismen stehen sogar 45 Prozent auf der Roten Liste. „Damit | |
scheint die Situation in den Meeren mit 30 Prozent Rote-Listen-Arten | |
deutlich besser zu sein, doch der Eindruck täuscht“, zitiert das BfN seine | |
Präsidentin Beate Jessel. Denn: Bei einem Drittel der Meeresspezies gebe es | |
noch nicht genug Informationen, um die Gefährdung hinreichend | |
einzuschätzen. Nur knapp 31 Prozent aller erfassten marinen Arten gälten | |
nach bisheriger Erfahrung als ungefährdet. | |
Neben der Bodenfischerei tragen nach Meinung der Experten zwei weitere | |
Faktoren besonders zur Gefährdung der Arten bei. Zum einen werden Abwässer | |
und Düngemittelreste in die Meere geleitet und erhöhen den Nährstoffgehalt. | |
Dadurch bilden sich verstärkt Mikroalgen, die den Lichteinfall in größeren | |
Tiefen verringern. Die Abwässer schaden nach Aussage der BfN-Experten | |
vielen Großalgen und den sogenannten Filtrierern unter den wirbellosen | |
Tieren. Außerdem zerstören maritimer Kiesabbau und Baggerarbeiten, | |
beispielsweise an Häfen oder Fahrrinnen, den Lebensraum von Arten, die fest | |
auf dem Meeresboden sitzen. | |
Die aktuelle Rote Liste ist den Angaben zufolge die bisher umfassendste | |
nationale Gefährdungsanalyse für Meeresorganismen. Sie entstand in | |
sechsjähriger Arbeit. Meeressäugetiere wie Kegelrobbe, Seehund, Großer | |
Tümmler und Schweinswal werden auf der Liste nicht berücksichtigt. Sie | |
wurden bereits 2009 in der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands | |
behandelt. Der Große Tümmler gilt nach Angaben der Experten seit den 1970er | |
Jahren als ausgestorben. Kegelrobbe und Schweinswal gelten als stark | |
gefährdet. Lediglich der Seehund ist nicht bedroht. | |
12 May 2014 | |
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[1] http://www.bfn.de/0401_2014.html?&cHash=4f2ca82b5fca7a9fffe560bc3df2503… | |
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