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# taz.de -- Proteste gegen Putsch in Thailand: Wir wollen Wahlen
> Prayuth Chan-ocha, Armeechef und selbsternannter Premierminister, greift
> in Thailand hart durch. Doch die Proteste gegen die Junta weiten sich
> aus.
Bild: Stummer Protest gegen den Militärputsch in Bangkok.
BANGKOK taz | Der Skywalk am Siegesdenkmal in Bangkok ist voller Menschen.
Passanten schieben sich an meist Schwarz gekleideten Gruppen vorbei, die an
verschiedenen Stellen des Rundgangs stehen. Die Protestler entrollen
Transparente und Schilder – und schreien an diesem heißen Samstagnachmittag
ihren Frust heraus: „Fuck the Coup!“, „Prayuth, hau ab!“ und „Wir wol…
Wahlen!“. Ihre Wut richtet sich gegen Thailands Militär unter Armeechef
Prayuth Chan-ocha, das sich am Donnerstag an die Macht geputscht hatte.
„Das Ganze ist eine Schande, was für traurige Zeiten für Thailand“, sagt
eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, ihre Augen hinter einer
Sonnenbrille verborgen, der taz. Die Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr
zur Demokratie hat sie begraben: „Ruhe in Frieden, Demokratie in Thailand“,
steht auf ihrem Transparent. „Die Junta soll abhauen und dem Volk die Macht
zurück geben geben“, fordert ein anderer Teilnehmer der Kundgebung.
Inmitten der Passanten, von denen etliche offen applaudieren, schieben sich
die demonstrierenden Gruppen schließlich in Richtung der Treppen, die auf
den Kreisverkehr mit dem Siegesdenkmal führen.
Hunderte Anti-Coup-Protestler sind auf der Straße, und das trotz des
Kriegsrechts, das die neuen Militärmachthaber zwei Tage vor dem Putsch
verhängt hatten und wonach Ansammlungen von mehr als fünf Personen verboten
sind. Bewaffnete Soldaten beäugen das Geschehen. Immer mehr Menschen
strömen zum Kreisverkehr, Anspannung und Frust mehren sich. Plötzlich
entsteht Unruhe, als eine Handvoll Soldaten dicht an der Demonstration
vorbeigeht.
Aus der Menge der Protestler lösen sich einige aufgebrachte Gruppen und
jagen den Militärs hinterher – offenbar ergebnislos. Die meisten der
Demonstranten aber ziehen es vor, ihrer Empörung lediglich verbal und mit
gereckten Fäusten Luft zu machen, während sich die Nachrichten über
Festnahmen, Razzien und Einschüchterungsversuche häufen. So ließ Armeechef
Prayuth Chan-ocha, der sich selbst zum Regierungschef ernannte und
mittlerweile auch den Senat für aufgelöst erklärte, die abgesetzte
Regierungschefin Yingluck Shinawatra und mehr als 150 weitere führende
Politiker der gestürzten Regierung sowie auch der Opposition verhaften und
in mehrere Armeelager außerhalb Bangkoks verfrachten.
## Zum Rapport bei der Junta
Yingluck soll sich in einem Lager etwa 100 Kilometer nördlich von Bangkok
in der Provinz Saraburi befinden. Es hieß, sie werde voraussichtlich bis zu
einer Woche festgehalten. Kurz vor ihrer Verhaftung waren Yingluck und die
anderen führenden politischen Köpfe vom Militär einbestellt worden. Damit
nicht genug: Der Befehl, bei der Junta zum Rapport anzutreten, erging zudem
an etwa 30 kritische AkademikerInnen. Sollten letztere nicht erscheinen,
drohe ihnen ebenfalls die Verhaftung, so die Militärführung, die sich
selbst die Bezeichnung „Rat für nationalen Frieden und die
Aufrechterhaltung der Ordnung“ gegeben hat.
Nicht nur in Bangkok, auch in mehreren Provinzen kursieren Meldungen über
Festnahmen von Anti-Coup-Protestlern – insbesondere im Norden Thailands,
einer Hochburg der „Rothemden“. Die „Rothemden“ sind überwiegend
Unterstützer Yinglucks sowie ihres Bruders Thaksin Shinawatra, den das
Militär 2006 gestürzt hatte. Große Sorgen mache man sich um alle, die von
der Junta einbestellt würden, sagten Putsch-Gegner der taz.
Auch international häuft sich die Empörung über das aggressive Vorgehen der
neuen Machthaber. „Die Menschenrechtssituation in Thailand ist unter der
Militärherrschaft in freiem Fall“, kritisierte Brad Adams, Asiendirektor
der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, die bereits die
Verhängung des Kriegsrechts am Dienstag scharf verurteilt hatte. „Wenn
Soldaten friedliche Demonstranten festnehmen, ist das ein gefährlicher
Präzedenzfall“, monierte auch Richard Bennett von Amnesty International.
„Menschen, die ihre Meinung sagen, dürfen nicht bestraft werden.“
24 May 2014
## AUTOREN
Nicola Glass
## TAGS
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