# taz.de -- Nach dem Putsch in Thailand: Erstmal Friede, dann Freude | |
> Die Militärjunta in Thailand klebt eigenen Worten zufolge nicht an der | |
> Macht – doch eine Neuwahl sieht sie frühestens in einem Jahr, vermutlich | |
> noch später. | |
Bild: Das Militär will das Volk wieder glücklich machen. Dieser Junge ist es … | |
BANGKOK ap | Das Militär in Thailand rechnet nach dem Putsch vor gut einer | |
Woche frühestens in 14 Monaten mit Neuwahlen. Zuerst müssten Frieden | |
herrschen und Reformen umgesetzt werden, sagte Armeechef Prayuth Chan-ocha | |
am Freitag in seiner ersten öffentlichen Rede seit dem Putsch vom 22. Mai. | |
Prayuth warnte die Putschgegner zugleich vor weiteren Demonstrationen oder | |
Widerstand gegen die Machtübernahme durch das Militär. Dies würde den | |
Prozess nur verlangsamen, dem thailändischen Volk die „Freude“ | |
zurückzubringen, sagte er. | |
Zu den Plänen der Militärjunta für das Land gehören ferner finanzielle | |
Stabilität und Transparenz, wie der Junta-Führer in seiner Rede betonte. | |
Prayuth erklärte zudem den Zeitplan und die Etappen, bevor Neuwahlen | |
stattfinden können: Seiner Einschätzung nach wird es mindestens zwei bis | |
drei Monate dauern, um eine Annäherung der Konfliktparteien in dem | |
politisch tief gespaltenen Land zu erreichen. Anschließend müssen eine | |
Übergangsregierung eingesetzt und eine neue Verfassung geschrieben werden, | |
was etwa ein Jahr dauere. Erst danach könnten die Wahlen abgehalten werden. | |
„Gebt uns Zeit, die Probleme für Euch zu lösen. Dann werden die Soldaten | |
zurücktreten und aus der Ferne auf Thailand blicken“, sagte der Armeechef. | |
## Mit Masken gegen den Putsch | |
Angesichts der monatelangen Proteste gegen die Regierung hatte das Militär | |
am Donnerstag vor einer Woche die Macht im Land übernommen und die | |
seinerzeit mit großer Mehrheit gewählte Regierung abgesetzt. Die bisherige | |
Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra hatte bereits kurz zuvor auf | |
Anweisung des Verfassungsgerichts ihr Amt wegen Machtmissbrauchs abgeben | |
müssen. | |
Trotz eines strikten Demonstrationsverbots gibt es seit dem Putsch immer | |
wieder Proteste gegen den Militärcoup. Gegner der Junta riefen für Sonntag | |
zu einer Kundgebung in Bangkok auf. Aktivist Sombat Boonngam-anong riet am | |
Freitag seinen Unterstützern, Masken zu tragen und sich auf Verfolgung | |
durch Soldaten gefasst zu machen. | |
Damit wuchs die Furcht vor einer Konfrontation mit dem Militär. Am | |
Donnerstag hatte ein Großaufgebot von mehr als 1300 Soldaten und Polizisten | |
eine große Kreuzung in Bangkok abgeriegelt, um geplante Proteste zu | |
unterbinden. Am Freitag wurde die Kreuzug ein zweites Mal in Folge | |
blockiert. | |
## Null-Toleranz-Politik des Militärs | |
Seit dem Coup hat das Militär versucht, die Kritik daran zum Schweigen zu | |
bringen und gedroht, Dissidenten nicht zu tolerieren. Mehr als 250 | |
Menschen, darunter Mitglieder der aufgelösten Regierung und andere | |
potenzielle Kritiker, wurden vom Militär einbestellt. Etwa 70 befinden sich | |
immer noch in militärischem Gewahrsam. | |
Im Zentrum der politischen Krise in Thailand steht Thaksin Shinawatra, der | |
frühere Ministerpräsident. 2006 wurde er vom Militär gestürzt und lebt nun | |
im Exil. Seine Schwester Yingluck Shinawatra war seit 2011 bis zu ihrer | |
Absetzung durch ein Gericht wegen Machtmissbrauchs Regierungschefin, sie | |
galt aber als sein verlängerter Arm. | |
Nach Meinung von Kritikern sollte die Familie, der Korruption, | |
Machtmissbrauch und Respektlosigkeit vor der Monarchie angelastet werden, | |
keinen Einfluss mehr auf die Politik haben. Hinter ihr stehen jedoch weite | |
Teile der armen Landbevölkerung, die von der populistischen Politik | |
profitierten. Die Elite in Bangkok und die Mittelschicht drängen dagegen | |
auf einen politischen Wandel. | |
30 May 2014 | |
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