# taz.de -- Europawahl in Frankreich: Doppelter Sieg für Le Pen | |
> Der Front National gewinnt die Europawahl in Frankreich. Marine Le Pen | |
> will jetzt die Führung der Rechtspopulisten im EU-Parlament übernehmen. | |
Bild: Heiße Luft: Marine Le Pen mit E-Zigarette. | |
PARIS taz | Die Rechnung für den rechtsextremen Front National (FN) geht | |
bei den Europawahlen in Frankreich auf. Laut den Hochrechnungen erreichen | |
die Listen von Marine Le Pen mit mehr als 25 Prozent der Stimmen fast ein | |
noch besseres Resultat, als die Umfragen befürchten ließen. Mit der | |
Dramatisierung der Wahlkampagne, die diese Wahl zum Plebiszit gegen die EU | |
und zu einer Existenzfrage für Frankreich machte, ist es Le Pen gelungen, | |
über die bisherige Anhängerschaft hinaus Gehör zu finden. | |
Vor allem in den Hochburgen in Nordfrankreich und an der Côte d'Azur | |
erzielten die FN-Listen Spitzenergebisse mit teils mehr als 30 Prozent. | |
Damit hat der FN nicht nur den Stimmenanteil von 2009 mehr als | |
verdreifacht, er schickt auch statt drei vermutlich 24 Abgeordnete in | |
Europaparlament. Mit ihnen will Marine Le Pen dort die Führung der | |
europäischen Rechtspopulisten übernehmen. | |
Es handelt sich auch um einen symbolischen nationalen Sieg für sie. Wie sie | |
dies erhofft und angekündigt hatte, kann sich der FN nun damit brüsten, in | |
Frankreich die „stärkste Partei“ zu sein. Sie fordert nun eine Referendum | |
über die EU und Neuwahlen. | |
Die regierenden Sozialisten von Präsident François Hollande verliert | |
massiv. Sie liegen abgeschlagen auf dem dritten Platzwohl, mit weniger als | |
15 Prozent. Das ist noch weniger als 2009 (16 Prozent). Der Sozialisten | |
dürfte damit nur noch 13 Mandate für die sozialdemokratische Fraktion im | |
EU-Parlament erringen. Die Regierungspartei büßt - wie schon mit der | |
schweren Schlappe bei den kürzlichen Kommunalwahlen im März – für eine | |
Politik, die ihre eigene Wählerschaft desillusioniert und demotiviert hat. | |
## Grüne verlieren | |
Sie liegt nun klar hinter der konservativen UMP zurück, die allerdings mit | |
21 Prozent ebenfalls massiv verliert und noch 20 Sitze in Straßburg behält. | |
Das ist indes auch für den ohnehin intern umstrittenen UMP-Parteichef | |
Jean-François eine Niederlage. Auch das bürgerliche Zentrum (UDI-Modem) | |
konnte sein Ziel, praktisch mit der UMP gleichzuziehen, mit 10 Prozent | |
nicht erreichen. | |
Zu den Verlierern gehören aber auch die französischen Grünen | |
(Europe-Ecologie-Les Verts), die dieses Mal ohne ihr „Zugpferd“ Dany | |
Cohn-Bendit antreten mussten. Sie verloren ebenfalls beträchtlich: Ihr | |
Anteil wurde mit 8,7 statt 16 Prozent fast halbiert. | |
Wie sehr die gesamte Linke in Frankreich geschwächt aus diesen Wahlen | |
hervorgeht, belegt das Resultat der Linksfront (Kommunisten und | |
Linkspartei). Trotz einer energischen Kampagne gegen die Sparpolitik | |
erreichte sie nur 6,6 Prozent, womit sie immerhin noch drei Abgeordneten | |
ins Europa-Parlament entsenden kann. Zahlreiche Listen bleiben nur knapp | |
unter der 5 Prozent-Hürde und gehen bei der Sitzvergabe leer aus. | |
25 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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