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# taz.de -- Konservative UMP in Frankreich: Parteichef geopfert
> Der konservative Parteichef Jean-Francois Copé muss wegen Korruption
> zurücktreten. Seine Demission offenbart die Verlogenheit der etablierten
> Politiker.
Bild: Musste weinen: Jean-Francois Copé.
PARIS taz | Die gesamte Parteiführung der konservativen UMP (Union pour un
Mouvement populaire) hat am Dienstag in Paris den Rücktritt erklärt. Hinter
diesem kollektiven Entscheid steht in Wirklichkeit der erzwungene Abgang
von Parteichef Jean-François Copé. Er musste in den Ausstand treten und
versprechen, beim außerordentlichen Parteikongress am 15. Oktober nicht
wieder für den Vorsitz zu kandidieren. In der Zwischenzeit übernimmt ein
Trio von drei ehemaligen Premierministern, Alain Juppé, Jean-Pierre
Raffarin und François Fillon, den provisorischen Parteivorsitz.
Bei einer Krisensitzung des „Politbüros“ der UMP wurde Copé von seinen
eigenen Kollegen aufgefordert, die Konsequenzen aus einem Finanzskandal zu
ziehen, der ihrer Ansicht nach nicht bloß den Ruf, sondern auch die
Existenz der Partei infrage stelle. Und nichts besagt, dass mit Copés
Rücktritt die Krise ausgestanden ist, denn nun ermittelt die Justiz. Zudem
gerät auch der frühere Präsident Nicolas Sarkozy ins Zwielicht eines
Millionenbetrugs zulasten der UMP.
Alles dreht sich in dieser Affäre um eine von zwei engen Mitarbeitern von
Copé gegründeten Firma namens „Bygmalion“, die auf die Organisation von
politischen „Events“ wie Wahlveranstaltungen spezialisiert ist. Zuerst kam
der Verdacht auf, dass Copé bei der Wahlkampagne von 2012 seine beiden
Freunde zu sehr begünstigt habe und dass diese für ihre Leistungen der UMP
übertrieben hohe Rechnungen geschickt hatten. Bei näherem Hinsehen stellte
sich aber heraus, dass da aus der Parteikasse Dutzende von Veranstaltungen
bezahlt wurden, die nie stattgefunden hatten.
So entdeckte beispielsweise der Abgeordnete Pierre Lellouche höchst
erstaunt, dass er gegen ein horrendes Honorar eine Konferenz über Kredite
geleitet haben soll. Nur gab es diese nie, und Lellouche will wegen
Mißbrauch seiner Identität klagen. Die Libération enthüllte dann, dass die
UMP mindestens 20 Millionen Euro an Bygmalion gezahlt hat.
Copé, der zuerst alles rundweg abgestritten und sich hinter seine beiden
Vertrauten gestellt hatte, dankte nun plötzlich den Medien, die ihm die
Augen geöffnet hätten. Es blieb der Verdacht, dass er als Parteichef wissen
musste, was mit einem so großen Teil des Budgets finanziert wurde. Nun will
die Firma Bygmalion ihrerseits nicht die Suppe auslöffeln. Ihr Anwalt,
Patrick Maisonneuve, ließ am Montag eine Bombe platzen: In Wirklichkeit
handle es sich um vorsätzlich gefälschte und von der UMP beglichene
Rechnungen, die dazu dienten, die zu hohen Ausgaben der
Präsidentschaftskampagne von Sarkozy zu kaschieren. Dessen Wahlkampf hatte
mehr gekostet, als das Gesetz erlaubt.
Bygmalion handelte laut Maisonneuve unter Druck. Das bestätigte noch am
selben Tag vor Fernsehkameras Copés rechte Hand Jérôme Lavrilleux, der 2012
Vizechef der Präsidentschaftskampagne war. Unter Tränen versicherte er
jedoch, er habe Copé und Sarkozy von diesen betrügerischen
Vertuschungstricks nichts gesagt.
Etwas ungläubig wie andere Zeitungen auch spricht Le Monde spöttisch über
diesen „Opfergang des ’bad boy‘“ der UMP, der noch vor drei Tagen als
Aufsteiger in seiner Partei galt und als Abgeordneter in EU-Parlament
gewählt wurde. Das erlaubt es ihm sinnigerweise, sich in den laufenden
Ermittlungen auf seine parlamentarische Immunität zu berufen.
27 May 2014
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
UMP
Jean-Francois Cope
Konservative
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Nicolas Sarkozy
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Europawahl 2014
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