# taz.de -- Streit um Solarmodule: China wieder unter Dumping-Verdacht | |
> Ignorieren Importfirmen mal wieder ihre Verträge mit der EU-Kommission? | |
> Dies argwöhnt der Lobbyverband der Solarbranche. | |
Bild: Das wird doch kein chinesisches Dumping-Solarmodul sein? In der Mongolei | |
FREIBURG taz | Chinesische Hersteller von Solarmodulen halten sich beim | |
Import in die EU offenbar nicht an die vereinbarten Mindestpreise. Mit | |
dieser Aussage schreckt just zur größten Solarmesse der Welt, der | |
Intersolar in München, der Industrieverband EU ProSun die Branche auf. | |
Der Verband, hinter dem der deutsche Solarkonzern Solarworld steht, hat in | |
einem 1.000-Seiten-Dokument 1.500 Angebote gesammelt, die belegen, wie | |
„systematisch gegen die Antidumpingauflagen der EU verstoßen“ wird. Milan | |
Nitzschke, Präsident von EU ProSun, beklagt, dass sich kein einziger | |
Hersteller aus China wirklich an geltende Mindestpreise halte. | |
Die Europäische Union hatte im vergangenen Sommer Strafzölle für | |
chinesische Billigware in Höhe von durchschnittlich 47,6 Prozent | |
beschlossen. Diese werden für Solarmodule fällig, deren Preis unter 53 Cent | |
pro Watt liegt. Begründung: Nur staatliches Dumping ermögliche solche | |
Angebote. Die chinesischen Hersteller hatten daraufhin vertraglich | |
zugesichert, nicht billiger zu verkaufen. | |
Die Firmen verstoßen offenbar in großem Stil gegen ihre Zusagen – zum | |
Beispiel mit Rückzahlungen, die als Marketingzuschüsse getarnt werden. Oder | |
mit „Bonusmengen nach dem Prinzip des Hamburger Fischmarktes“. Insgesamt | |
würden Module drei bis vier Cent pro Watt billiger verkauft als zulässig. | |
EU-ProSun hat die Ergebnisse der Recherche jetzt an die EU-Kommission | |
gesandt. „Einige Verstöße sind so eindeutig, dass die EU sofort zuschlagen | |
kann“, sagt Nitzschke. Andere sind – etwa durch Zwischenhändler – schwer… | |
zu prüfen. | |
## Erhebliche Nachzahlungen drohen | |
Erkennt die EU die Verstöße an, dürfte den betreffenden Firmen umgehend die | |
Zollbefreiung entzogen werden. Dann drohen erhebliche Nachzahlungen, weil | |
die Antidumpingzölle bis zu drei Jahre rückwirkend erhoben werden können. | |
Die Kommission wird sich fragen müssen, ob die Festlegung von Preisgrenzen | |
überhaupt praktikabel ist. Nitzschke wiederum hält nur eine Konsequenz für | |
schlüssig: „Dann führt an der entschlossenen Durchsetzung von Zöllen kein | |
Weg vorbei.“ | |
Eine Stellungnahme der Gegner der Solarzölle – der einstigen Allianz für | |
bezahlbare Solarenergie (Afase), jetzt Seti – war bis Redaktionsschluss | |
nicht zu bekommen. | |
6 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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