# taz.de -- Pressefreiheit in Uganda gefährdet: Der Präsident meditiert | |
> Der Sender NTV zeigt Ugandas Präsident Museveni schlafend – und darf | |
> seine Auftritte nicht mehr filmen. Angeblich meditiert er auch nur. | |
Bild: ... hier mal mit offenen Augen. Im Vordergrund der Hut, dessen Krempe die… | |
Er ist alt und chronisch müde: Immer öfter sieht man Ugandas Präsident | |
Yoweri Museveni bei offiziellen Anlässen dösen. Das macht er sehr | |
unauffällig: In einer stocksteifen Pose, den Kopf aufrecht, die Augen | |
hinter der Krempe seines allseits präsenten Safari-Hutes versteckt, schläft | |
der 69-jährige Museveni fast bei jedem Staatsempfang. So auch jüngst bei | |
der jährlichen Verlesung des Staatshaushalts in Ugandas Parlament. | |
Regelmäßig publizieren ugandische Zeitungen und Fernsehstationen Bilder von | |
schlafenden Ministern und Abgeordneten während gähnend langer Reden. Auch | |
wenn Präsident Museveni seine Ansprache an das Volk hält, pennen | |
Regierungsmitglieder in ihren Sesseln – das ist also keine Seltenheit. | |
Dieses Jahr spuken aber auch Fotos und TV-Aufnahmen vom schlafenden | |
Museveni durch die Medienlandschaft. Minister und Armeeangehörige munkeln, | |
er würde selbst bei direkten Gesprächen mitunter einnicken. Das passt nicht | |
zum Revolutionär, der 1986 das Land eroberte und seitdem unumstritten | |
regiert. Altersschwäche und Erschöpfung, das kratzt an seinem Image. | |
## Entzug der Akkreditierung | |
Deswegen holt Museveni jetzt aus, um die Medien abzumahnen. Der unabhängige | |
Fernsehsender NTV sei nicht mehr zugelassen, die Auftritte des Präsidenten | |
zu filmen, erklärt das Medienzentrum des Präsidenten. „Der Präsident hat | |
seine Angewohnheiten, er meditiert mitunter und die Journalisten wissen | |
das. Dennoch behaupten sie, er würde schlafen“, erklärt Dennis Katungi vom | |
Medienzentrum gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Mit dem Entzug der | |
Akkreditierung für Präsidentenauftritte wolle man NTV jetzt bestrafen, | |
damit die Journalisten zur Besinnung kommen. | |
Der Präsident schläft nicht – er meditiert. Aha! Unter Ugandas Journalisten | |
löste diese Stellungnahme widerspenstiges Kopfschütteln aus. In der | |
internen Facebook-Gruppe der Journalistenvereinigung wird das Thema hitzig | |
debattiert: NTV-Mitarbeiter berichten, dass sie nicht zu Pressekonferenzen | |
eingelassen werden. Sarkastische Witze werden gerissen: „Er bekommt ständig | |
neue Titel verliehen. Dieses Jahr erhält er den des Chefmeditators!“, | |
kommentiert einer. „Bald müssen wir Schwarzbild senden, mit dem Hinweis: | |
'Meditation in Progress'“, witzelt ein anderer. Fotografen posten | |
Archivbilder des schlafenden Museveni bei früheren Anlässen. | |
Die Journalisten nehmen es mit Ironie – zumindest noch. Dass die | |
Pressefreiheit in Gefahr ist, das ist dennoch allen klar. Als am Donnerstag | |
Facebook in Ostafrika für rund 15 Minuten nicht zugänglich war, wurde | |
sofort spekuliert, der Geheimdienst hätte sich Zugang zu dem sozialen | |
Netzwerk verschafft, um die Debatte zu stoppen. | |
## Früher waren Witze kein Problem | |
Uganda galt einst als Land mit einer außergewöhnlichen Pressefreiheit in | |
der Region. Witze und Kritik am Präsidenten waren früher nie ein Problem. | |
Doch die Entwicklungen der vergangenen Jahre sind alarmierend. NTV gilt als | |
unabhängiger Sender in Uganda, ebenso wie die Tageszeitungen Daily Monitor | |
und Bukedde sowie der Radiosender KFM. | |
Die Medien gehören zur Nation Media Group mit Sitz in Kenias Hauptstadt | |
Nairobi, finanziert von der Aga-Khan-Stiftung. Bereits im vergangenen Jahr | |
schloss Ugandas Regierung deren beide Zeitungen sowie KFM-Radio, nachdem | |
sie einen Museveni-kritischen Bericht verfasst hatten. Sie hatten den | |
desertierten Geheimdienstchef zitiert, der Museveni beschuldigte, seinen | |
Sohn als Nachfolger heranzuziehen. Zehn Tage wurden die Redaktionen als | |
Tatorte eines Verbrechens von der Polizei belagert. | |
Dies zeigt: Museveni hat die Augen weit offen, wenn es um sein Image in den | |
Medien geht. Denn der Wahlsieg 2016 lässt sich nicht einfach | |
herbeimeditieren. | |
23 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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