| # taz.de -- Elektroautos aus Uganda: Ein E-Zweisitzer für den Präsidenten | |
| > In Uganda sollen Elektrowagen in Serie produziert werden. Die Anlage ist | |
| > ein hoch riskantes Megaprojekt, bezahlt mit Steuergeldern. | |
| Bild: Möchte gern mit einem E-Auto auf Tour gehen: Ugandas Präsident Yoweri M… | |
| KAMPALA taz | Auf dem Parkplatz eines Mietshauses in einem | |
| Mittelklasse-Wohnviertel von Ugandas Hauptstadt Kampala wird geschweißt, | |
| geschraubt und gehämmert. Mechaniker basteln an der Karosserie eines | |
| Busses, fixieren Solarpanels auf dem Dach. Ingenieur Paul Musasizi prüft | |
| den Motor. „Er wandelt die elektrische Energie in mechanische Energie um. | |
| Wir testen gerade, wie wir die Sonnenenergie für unser öffentliches | |
| Transportsystem nutzen können“, sagt er. | |
| Unter Musasizis Leitung tüfteln seit knapp vier Jahren Studenten der | |
| ugandischen Staatsuniversität Makerere an Ostafrikas erstem Elektroauto. | |
| Kiira heißt es, benannt nach dem Abfluss des Nils aus dem Victoriasee, wo | |
| jüngst ein neuer Damm errichtet wurde, der das Land mehr schlecht als recht | |
| mit Strom versorgt. | |
| Für sein ambitioniertes Projekt hat Musasizi einen Unterstützer gefunden: | |
| Präsident Yoweri Museveni höchstpersönlich. Dieser hatte schon 2010 | |
| umgerechnet 160.000 Euro aus der Staatskasse für einen kleinen E-Zweisitzer | |
| lockergemacht. | |
| Später unterstützte der Präsident die Entwicklung eines Viertürers, | |
| wahlweise mit Hybrid- oder E-Motor. Nach der Präsentation des Autos hat | |
| Museveni wieder Geld versprochen: für eine Werksanlage, in welcher der | |
| Wagen in Serie produziert werden soll. | |
| Musasizi zeigt den Hügel hinunter, wo der Dunst und Smog über Kampalas | |
| Innenstadt hängen. TÜV- und Abgasnormbestimmungen sind in Afrika | |
| Fremdwörter. Ugandas wachsende Mittelklasse kann sich immer mehr Autos | |
| leisten. Die meisten sind Gebrauchtwagen aus Japan oder Sükorea, die den | |
| dortigen Abgasbestimmungen nicht mehr entsprechen. | |
| ## Reparaturen fast ohne Wartezeit | |
| Musasizis will das ändern. Seine aufwendigen Computeranimationen erinnern | |
| eher an Silicon Valley anstatt an Ugandas Werkstätten, wo Millionen | |
| Mechaniker improvisieren müssen, um in Ermangelung an Ersatzteilen die | |
| alten Karren flottzukriegen. Bei Kiira-Motors sollen Reparaturen ohne | |
| langes Warten auf Ersatzteile möglich sein. | |
| 3.000 Fahrzeuge sollen jährlich hergestellt werden. Dazu müssen jedoch | |
| anfangs alle 30.000 Einzelteile aus aller Welt zugeliefert werden – kaum | |
| ein Einzelteil wird in Afrika fabriziert. „Noch nicht – aber wir haben | |
| Pläne in sieben oder zehn Jahren irgendwann unseren eigenen Motor zu | |
| fertigen“, sagt Musasizi. | |
| Dabei gibt es kaum qualifizierte Arbeitskräfte. Ugandas Wirtschaft basiert | |
| bislang auf Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Die Nildämme produzieren | |
| nicht einmal genügend Strom für alle Haushalte – kaum zu glauben, dass eine | |
| Industrieanlage und Tausende E-Autos versorgt werden können. | |
| ## Für Minister und Beamte | |
| Fraglich ist auch, wer sich das E-Auto leisten kann: Ein Wagen kostet rund | |
| 40.000 Dollar. Aber Präsident Museveni hat dem Werk eine kräftige | |
| Finanzhilfe zugesagt: 350 Millionen Dollar aus der Staatskasse sollen in | |
| die Anlage fließen. Erster Abnehmer wird die Regierung: E-Autos für | |
| Minister und Beamte. Für Privatkunden soll es günstige Leasingverträge in | |
| Kooperation mit Banken geben – ein neues Konzept in Afrika. | |
| Ugandas Regierung hat bei all den Plänen kein Mitspracherecht. Wenn der | |
| Präsident, der seit 28 Jahren an der Macht ist, entscheidet, gibt es kaum | |
| Widerrede. Allein die regierungskritische Tageszeitung Daily Monitor | |
| veröffentlichte kritische Kommentare auch zur Leistungsfähigkeit der | |
| E-Autos. | |
| „Bei unserer kleinen Wirtschaft muss Uganda komplett betrunken sein, sollte | |
| es tatsächlich Hunderte von Millionen Dollar in die Idee investieren, ein | |
| elektrisches Auto zu bauen, das nicht der Leistung und den | |
| Qualitätsansprüchen eines modernen Wagens entspricht“, schreibt der Analyst | |
| Alan Tacca. | |
| 14 Dec 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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