# taz.de -- Nachruf auf Ismailiten-Führer Aga Khan: Ein unverbesserlicher Welt… | |
> Er war Religionsführer, globaler Jetsetter und reicher Geschäftsmann: Der | |
> spirituelle Führer Karim Aga Khan ist im Alter von 88 Jahren gestorben. | |
Bild: Der Aga Khan, Oberhaupt der Ismaeliten ist im Alter von 88 Jahren gestorb… | |
Kampala taz | Fast jedes Kind in Ostafrika kennt ihn: Nach ihm sind | |
Schulen, Krankenhäuser und Straßen benannt. Jetzt ist der Milliardär, | |
Philanthrop und spirituelle Führer [1][Karim Aga Khan] im Alter von 88 | |
Jahren in Portugals Hauptstadt Lissabon gestorben. Er sei „friedlich von | |
uns gegangen, umgeben von seiner Familie“, teilte seine | |
Wohltätigkeitsorganisation Aga Khan Development Network (AKDN) mit. | |
Prinz Karim Aga Khan war der 49. Erb-Imam der Ismailiten. Als Aga Khan – | |
der Name kommt aus dem Türkischen und Persischen und bedeutet | |
„befehlshabender Oberbefehlshaber“ – galt er nach Ansicht der Ismailiten | |
als direkter Nachfahre des Propheten Mohammed. | |
Geboren in der Schweiz 1936, wuchs er in früher Kindheit in der | |
kenianischen Hauptstadt Nairobi auf, woher seine tiefe Verbundenheit mit | |
Ostafrika herrührt. Zu Schulbeginn kehrte er in die Schweiz zurück und | |
besuchte die exklusive Le Rosey School, bevor er in die USA ging, um in | |
Harvard islamische Geschichte zu studieren. | |
Als sein Großvater Sir Sultan Mahomed Shah Aga Khan 1957 starb, wurde er | |
mit 20 Jahren der höchste Imam der Ismailiten, einem Zweig des schiitischen | |
Islam. Später lebte er vor allem in einem Schloss in Frankreich. Zum | |
Lebensende verbrachte er die meiste Zeit in Lissabon, wo er laut seiner | |
Stiftung auch beerdigt werden soll. | |
## Globaler Jetsetter und und angesehener Philanthrop | |
Im Westen ist er bekannt gewesen für seinen verschwenderischen Lebensstil. | |
Ob Privatjets, eine 200 Millionen US-Dollar teure Superjacht und eine | |
Privatinsel auf den Bahamas – der Aga Khan bewegte sich weltweit stets in | |
der Klasse der Superreichen. Schätzungen seines Vermögens variierten | |
zwischen 800 Millionen und 13 Milliarden US-Dollar. | |
Sein Geld stammte aus seinem Familienerbe, seiner Pferdezucht, der er mit | |
Leidenschaft nachging, und aus seinen persönlichen Investitionen in | |
Tourismus und Immobilien. Er war ein richtiger Jetsetter – der die | |
britische, französische, schweizerische und portugiesische | |
Staatsbürgerschaft besaß. | |
Doch zugleich investierte er Millionen in die Hilfe für Menschen in den | |
ärmsten Teilen der Welt. Die AKDN, seine wichtigste philanthropische | |
Organisation, befasst sich hauptsächlich mit Gesundheitsversorgung, | |
Wohnungsbau, Bildung und ländlicher Wirtschaftsentwicklung. Sie ist in mehr | |
als 30 Ländern tätig, beschäftigt 96.000 Menschen und verfügt über ein | |
Jahresbudget von rund einer Milliarde Dollar. Der Großteil fließt in den | |
Bau von Schulen und Krankenhäusern in den ärmsten Teilen Afrikas und | |
Asiens. | |
In Ostafrika – vor allem in Kenia und Uganda – ist er auch durch seine Nähe | |
zur politischen Elite bekannt sowie durch seine Förderung unabhängiger | |
Medien und die Ausbildung von Journalisten, um Demokratie und Frieden zu | |
stärken. Jüngst fokussiert die AKDN mehr und mehr auch auf grüne Energien | |
und die Bekämpfung des Klimawandels. | |
In Uganda finanzierte die Stiftung sogar ein Wasserkraftwerk am Nil, als | |
andere Geldgeber absprangen. „Wenn man durch die Entwicklungsländer reist, | |
sieht man, dass Armut die Ursache für tragische Verzweiflung ist und dass | |
alle möglichen Auswege genutzt werden“, sagte er der New York Times 2007 in | |
einem seltenen Interview. Indem wir den Armen helfen, „entwickeln wir einen | |
Schutz gegen Extremismus“. | |
UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete ihn auf X als „Symbol des | |
Friedens, der Toleranz und des Mitgefühls in unserer unruhigen Welt“. | |
5 Feb 2025 | |
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