| # taz.de -- Krise in der Ukraine: Vier OSZE-Beobachter wieder frei | |
| > Ende Mai waren acht OSZE-Beobachter in der Ostukraine entführt worden, | |
| > vier von ihnen sind jetzt frei. Die Waffenruhe läuft in wenigen Stunden | |
| > aus. | |
| Bild: Einer der freigelassenen OSZE-Beobachter bei der Ankunft in Donezk. | |
| DONEZK/ISWARNJE afp/ap | Wenige Stunden vor dem Ende der Waffenruhe in der | |
| Ostukraine haben prorussische Separatisten vier OSZE-Beobachter | |
| freigelassen, die Ende Mai entführt worden waren. Dies teilten am | |
| Freitagmorgen übereinstimmend die Separatisten und das OSZE-Büro in Kiew | |
| mit. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko zeigte sich derweil zum | |
| Abschluss eines Friedensvertrags mit Russlands Staatschef Wladimir Putin | |
| bereit, der EU-Gipfel berät am Freitag über neue Sanktionen gegen Moskau. | |
| Die vier Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in | |
| Europa seien frei und in der Nacht in einem Hotel in Donezk angekommen, | |
| sagte der „Regierungschef“ der von den Separatisten ausgerufenen „Republik | |
| Donezk“, Alexander Borodai. Bei den Freigelassenen handele es sich um | |
| „einen Dänen, einen Türken, einen Schweizer und – wenn ich mich nicht irre | |
| – um einen Esten“. Die vier Beobachter wirkten bei ihrer Ankunft in Donezk | |
| müde und angespannt. Sie weigerten sich, mit Journalisten zu sprechen. | |
| Das OSZE-Büro in der Ukraine reagierte erfreut auf die Freilassung der | |
| Beobachter. Es zeigte sich zugleich aber „sehr besorgt um das Schicksal von | |
| vier weiteren Kollegen“, die ebenfalls Ende Mai in der Ostukraine entführt | |
| worden waren. Die OSZE spielt eine wichtige Rolle bei den Bemühungen um | |
| eine Entspannung der Situation in der Ostukraine. Derzeit sind mehr als 250 | |
| zivile OSZE-Beobachter in der Ukraine aktiv. | |
| ## Flucht nach Russland | |
| Tausende Ukrainer sind vor Ablauf der Waffenruhe im Osten des Landes nach | |
| Russland geflüchtet. Am Donnerstag standen vollgestopfte Autos an einem von | |
| den Rebellen kontrollierten Grenzposten südlich von Lugansk Schlange. Ein | |
| Kommandeur dort sagte, bis zum Abend hätten 5000 Menschen die Grenze | |
| überquert. | |
| Insgesamt haben seit Beginn der Kämpfe zwischen Separatisten und | |
| Regierungstruppen in den abtrünnigen Regionen vor zwei Monaten Zehntausende | |
| Bewohner Zuflucht in Russland gesucht. Vergangene Woche hatte Russlands | |
| Einwanderungsbehörde mitgeteilt, sie habe die Einreise von 90.000 Ukrainern | |
| registriert. Nur wenige hätten aber einen Flüchtlingsstatus beantragt. In | |
| einem solchen Fall müssten sie nämlich mindesten sechs Monate in Russland | |
| bleiben. | |
| Einige der Flüchtlinge am Grenzübergang Iswarjne stellten sich aber auf | |
| einen längeren Aufenthalt im Nachbarland ein und nahmen Haushaltsgeräte | |
| mit, unter anderem auch Kühlschränke. Der Rebellenkommandeur sagte, der | |
| Flüchtlingsstrom halte bereits seit Tagen an und verstärke sich immer bei | |
| neuen Kämpfen. | |
| ## Waffenruhe endet Freitagabend | |
| Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte am Freitag vergangener | |
| Woche für die Ostukraine eine einwöchige Feuerpause seitens der Armee | |
| ausgerufen, der sich am Montag ein Teil der bewaffneten Separatisten | |
| anschloss. Die Waffenruhe endet am Freitagabend um 22 Uhr (21 Uhr MESZ). | |
| Obwohl sie mehrfach gebrochen wurde, gilt sie als wichtiger Schritt für | |
| eine Befriedung der Region. In Donezk fand am Donnerstag eine neue Runde | |
| indirekter Gespräche zwischen Vertretern der Kiewer Zentralregierung und | |
| der Separatisten statt, bei denen es auch um eine mögliche Verlängerung der | |
| Waffenruhe ging. | |
| Der Westen drängte beide Seiten in den vergangenen Tagen zu einer | |
| Verlängerung der Waffenruhe und drohte Moskau mit neuen Sanktionen. Über | |
| derartige neue Strafmaßnahmen soll am Freitag bei einem EU-Gipfel in | |
| Brüssel beraten werden. Die EU fordert von der russischen Regierung | |
| konkrete Taten zur Entschärfung der Lage in der Osturkaine. Bundeskanzlerin | |
| Angela Merkel (CDU) hatte sich am Donnerstag unzufrieden gezeigt und | |
| angekündigt, dass der Gipfel am Freitag nach einem Treffen mit Poroschenko | |
| entscheiden werde, „inwieweit wir weitergehen müssen bei Sanktionen“ gegen | |
| Russland. | |
| Die Staats- und Regierungschef werden am Freitag zudem mit Poroschenko den | |
| wirtschaftlichen Teil des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und der | |
| Ukraine unterzeichnen. Zudem wollen sie weiter auf eine Verlängerung des | |
| Waffenstillstandes in der Ostukraine drängen. Merkel hatte die | |
| Möglichkeiten dafür am Donnerstag auch mit dem russischen Präsidenten | |
| Wladimir Putin in einem Telefonat erörtert. | |
| Poroschenko seinerseits erklärte sich zum Abschluss eines Friedensvertrags | |
| mit Putin bereit. Er würde jede Chance für die Rückkehr von Frieden und | |
| Stabilität in der Ostukraine nutzen, sagte er dem US-Fernsehsender CNN. | |
| Während der Kämpfe zwischen ukrainischen Regierungstruppen und Separatisten | |
| in der Region wurden in den vergangenen Wochen mehr als 400 Menschen | |
| getötet. | |
| 27 Jun 2014 | |
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