# taz.de -- Spähaktivitäten des US-Geheimdienstes: Normalsurfer auf dem Schirm | |
> 90 Prozent der Spionage-Opfer der NSA gehören nicht zu ihrer anvisierten | |
> Zielgruppe. Dafür ist der Geheimdienst über Eheprobleme gewöhnlicher | |
> Nutzer informiert. | |
Bild: Der US-Geheimdienst NSA hört sich auch die Sorgen des einfachen Volkes a… | |
WASHINGTON afp | Die Spähaktivitäten des US-Geheimdienstes NSA betreffen | |
nach Informationen der Washington Post auch zahlreiche gewöhnliche | |
Internetnutzer, die mit den eigentlich anvisierten Zielpersonen nichts zu | |
tun haben. Die Zeitung berichtet in ihrer Samstagsausgabe über die | |
Ergebnisse einer mehrmonatigen Auswertung elektronischer Daten, die der | |
ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden zur Verfügung stellte. | |
Demnach waren neun von zehn von der NSA erfassten Internetnutzer „nicht die | |
erwünschten Überwachungsziele, aber in einem Netz gefangen, das für jemand | |
anderen ausgeworfen wurde“. | |
Bei den betroffenen Internetnutzern handele es sich um US-Bürger oder | |
Bürger anderer Staaten. Die Zahlen basieren auf der Auswertung von rund | |
160.000 E-Mails und Kurznachrichten sowie mehreren tausenden weiteren | |
elektronischen Dokumenten, die während der ersten Amtszeit von US-Präsident | |
Barack Obama von dem Geheimdienst gesammelt worden waren. | |
Das NSA-Personal habe mehr als 65.000 erfasste Bezüge unkenntlich gemacht, | |
um die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen. Die Zeitung fand aber auch | |
900 E-Mail-Adressen, die nicht unkenntlich gemacht wurden und zu US-Bürgern | |
führten. Auch habe die NSA Material gespeichert, das von Experten als | |
„nutzlos“ eingestuft wurde. Diese Dokumente enthielten dem Bericht zufolge | |
private Informationen über Liebesgeschichten, unerlaubte Beziehungen, | |
psychische Probleme oder finanzielle Sorgen. | |
Allerdings gab es laut Post auch Dokumente, die aufschlussreiche | |
geheimdienstliche Erkenntnisse bereit hielten. So gab es Enthüllungen über | |
ein geheimes Atomprojekt im Ausland, das doppelte Spiel eines | |
vermeintlichen Verbündeten sowie die Identitäten von Hackern, die | |
US-Netzwerke angriffen. | |
Am Dienstag hatte die Post berichtet, dass die NSA die Regierungen von 193 | |
Ländern und mehrere internationale Organisationen ins Visier nehmen. Die | |
Liste wurde im Jahr 2010 vom US-Geheimgericht Foreign Intelligence | |
Surveillance Court (FISC) genehmigt und verstärkt den Eindruck, dass die | |
NSA auch vor mit den USA befreundeten Staaten nicht haltmacht. Zwar spähe | |
der Geheimdienst nicht zwingend alle genannten Staaten aus, merkte die | |
Washington Post an. Die NSA habe dafür aber auf jeden Fall die nötigen | |
rechtlichen Befugnisse. | |
Snowden hatte im vergangenen Jahr mit seinen Enthüllungen die Affäre um die | |
weltweiten Spähaktionen der US-Dienste ins Rollen gebracht. Er hat auf | |
seiner Flucht vor der US-Justiz Asyl in Russland erhalten. | |
6 Jul 2014 | |
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