# taz.de -- Al-Quds-Tag in Berlin: Proteste kleiner als erwartet | |
> Zur Al-Quds-Demonstration in Berlin kommen nur rund 1.000 Menschen. | |
> Vereinzelt sind antisemitische Sprüche zu hören und Nazis zu sehen. | |
Bild: Die Al-Quds-Kundgebung in Berlin. | |
BERLIN taz | Etwa 1.200 Menschen haben am Freitag in Berlin an der | |
antiisraelischen Al-Quds-Demo teilgenommen. Die Resonanz auf die | |
alljährlich stattfindende Demo blieb angesichts der eskalierenden Lage im | |
Nahen Osten damit geringer als erwartet. Die Teilnehmer forderten die | |
Beendigung der israelischen Militäroffensive und den Stopp von | |
Rüstungsexporten nach Israel. | |
„Dieser Tag soll der Höhepunkt unserer Bemühungen für das notleidende | |
palästinensische Volk sein. Wir werden die Zionisten niemals in Palästina | |
dulden“, sagte der Organisator und Anmelder Jürgen Grassmann von der als | |
Hisbollah-nah geltenden Al-Quds AG. „Hier auf dem Ku’damm sind wir im | |
Zentrum der zionistischen Lobby Deutschlands“, rief er. Diese habe „überall | |
auf der Welt ihre Finger im Spiel.“ | |
Der von dem iranischen Revolutionsführer Ajatollah Chomeini ausgerufene | |
Al-Quds-Tag wird weltweit vor allem von schiitischen Muslimen zu | |
Demonstrationen gegen Israel genutzt. Sie fordern an diesem Tag die | |
Vertreibung der „Zionisten“ und die Rückeroberung Jerusalems. Auch in | |
Deutschland wurde aus diesem Anlass gestern an mehreren Orten demonstriert, | |
außer in Berlin unter anderem auch in Stuttgart, Hannover und Bonn. | |
Nachdem es in den letzten Tagen am Rande von Gaza-Demonstrationen zu einer | |
Reihe antisemitischer Übergriffe kam, hatte die Polizei in Berlin die | |
Auflagen für die Quds-Demo verschärft. „Wir haben das Verbrennen von Fahnen | |
und Puppen verboten ebenso wie das Rufen von Parolen, die das Entführen, | |
Verletzen oder Töten von Menschen gutheißen“, sagte Polizeisprecher Stefan | |
Redlich der taz. Insbesondere seien die Parolen „Tod Israel“, „Tötet | |
Israelis“ und „Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein“ | |
verboten worden. „Wir sind der Meinung, dass durch solche Parolen die | |
öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet ist“, sagte Redlich. | |
## „Israel vergasen“ | |
Grassmann bemühte sich, die Demo als lediglich „antizionistisch“ | |
darzustellen: „Wir sind gegen jeden Antisemitismus und werden auf gar | |
keinen Fall irgendwelche Aktivitäten dieser Art dulden“, erklärte er zu | |
Beginn der Kundgebung. Einige der Teilnehmer trugen jedoch Fahnen der Hamas | |
und der Hisbollah; auch hatten sich Neonazis unter die meist arabischen | |
Demonstranten gemischt, einer trug ein Schild, auf dem „Rabbis trinken | |
Kinderblut“ stand. Später war vereinzelt der Sprechchor „Israel vergasen“ | |
zu hören. | |
Vor dem „größten antisemitischen Aufmarsch Deutschlands“ hatten | |
Unterstützer Israels gewarnt und zu Protesten aufgerufen. Etwa 500 Menschen | |
versammelten sich unter dem Motto „Free Gaza – From Hamas“ schon Stunden | |
vor Beginn der Demo mit Israelfahnen in Sichtweite des Kundgebungsortes. | |
Redner warfen den Quds-Demonstranten vor, das „menschenverachtendes | |
Weltbild“ und den „Vernichtungswillen“ der Hamas gegen das jüdische Volk… | |
unterstützen. | |
Der orthodoxe Berliner Rabbi Yitshak Ehrenberg beklagte die geringe | |
Teilnahme an den Gegenaktionen: „An diesem Tag müssten Millionen Menschen | |
auf der ganzen Welt auf die Straße gehen und die einzige Demokratie im | |
Nahen Osten unterstützen“, sagte er. | |
25 Jul 2014 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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