# taz.de -- Deutsche Spionagesoftware in Bahrain: FinFisher fischt Freiheitskä… | |
> Eine Münchner Firma platziert Trojaner in Computer und Handys von | |
> Anwälten und Aktivisten in Bahrain. Ein Hacker enthüllt jetzt neue | |
> Einzelheiten. | |
Bild: In Bahrain protestierten am 8. August Tausende gegen die Regierung – t… | |
NEW YORK taz | Eine Spionagesoftware aus München bringt in dem Inselstaat | |
Bahrain am Persischen Golf Anwälte und Oppositionelle ins Gefängnis. Das | |
hat die Menschenrechtsorganisation Bahrain Watch zusammen mit Reportern des | |
US-amerikanischen Onlinemagazins Intercept enthüllt. | |
Der Trojaner mit dem Namen „FinFisher“ kann sowohl Handys als auch Computer | |
überwachen und Informationen übermitteln, die von SMS über den Inhalt von | |
Skype-Gesprächen bis hin zur Offenlegung von „geheimen“ Passwörtern geht. | |
Bereits während des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 hatten Oppositionelle | |
aus Bahrain die Zusammenarbeit zwischen dem damals noch deutsch-britischen | |
Softwareherstellers Gamma Group und dem Regime in Bahrain beklagt. Forscher | |
der kanadischen Universität Toronto hatten damals E-Mails an bahrainische | |
Oppositionelle geprüft und die gefährlichen Attachments entdeckt, die sich | |
auf den Computer installieren, sobald die User sie anklicken. | |
FinFisher habe dem Regime personalisierte Überwachungsprogramme für 77 | |
Computer von Oppositionellen in Bahrain sowie in London und Washington | |
besorgt. Mehrere dieser Oppositionellen kamen nach Installation des | |
Trojaners auf ihren Computern ins Gefängnis. Der Trojaner wurde auf | |
unterschiedliche Weise auf ihren Computern installiert. Bei einer | |
Oppositionellen war er in einem Attachment versteckt, das Fotos über | |
Folteropfer enthielt. | |
Doch damals verlautete aus der Zentrale des Softwareherstellers in München, | |
er habe nichts damit zu tun. Möglicherweise handle es sich um gestohlene | |
Kopien der Software. | |
## FinFisher-Methoden in Deutschland illegal | |
Jetzt liegt mehr mehr Material vor. Ein „anonymer Hacker“, so berichtet | |
[1][Intercept], hat Anfang August 40 Gigabytes mit offenbar internen | |
FinFisher-Daten auf Twitter und Reddit gestellt. Unter anderem enthält das | |
Datenpaket auch Konversationen zwischen Beschäftigten der bahrainischen | |
Regierung und dem Kundendienst von FinFisher. | |
In diesen Botschaften beklagen sich die Vertreter des Regimes über Mängel | |
in der Spionage-Software. Sie schimpfen, weil sie täglich „Ziele“ verlieren | |
würden und daher die Computer ständig neu „infizieren“ müssten. Und | |
argumentieren, dass dadurch die Gefahr der Entdeckung wachse. | |
FinFisher richtet sich ausdrücklich an „Regierungen, Ermittler und | |
Nachrichtendienste“. Auf seiner Webseite wirbt das Unternehmen mit dem | |
Slogan: „Cyber solutions für den Kampf gegen Verbrechen“. Unter den Kunden | |
von FinFisher sind mehrere Dutzend [2][Staaten in aller Welt]. | |
Unter anderem hatte auch der inzwischen inhaftierte ehemalige ägyptische | |
Präsident Husni Mubarak, der derzeit in Kairo vor Gericht steht, mit | |
FinFishers Hilfe seine Opposition ausspioniert. In Deutschland ist ein | |
großer Teil der Überwachung mit den FinFisher-Methoden illegal. Aber der | |
Bundesnachrichtendienst hat dem Unternehmen eine Lizenz für seine Software | |
erteilt. | |
13 Aug 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://firstlook.org/theintercept/ | |
[2] http://www.finfisher.com/FinFisher/index.html | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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