Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Russisches Propaganda-Fernsehen: Verstümmelte Teddybären
> Ein Animationsfilm in Russlands Kinderkanal erzählt von den Gräueln der
> ukrainischen Armee – und von Russland als barmherzigem Samariter.
Bild: Kein Fisch, eine Bombe fällt aufs gebastelte Donbass.
Russische Fernsehkanäle machen mit ihrer Propaganda jetzt auch vor Kindern
nicht mehr halt: Der Kanal „Ulybka Rebenka“ (Kinderlächeln) strahlte Anfang
August einen [1][pseudopazifistischen Animationsfilm] aus, der von den
Gräueltaten der ukrainischen Armee im Donbass erzählt.
Der Film soll „von Kindern für Erwachsene“ gemacht worden sein. Er entstand
im Juli unter Regie von Alexej Balaschow in Zusammenarbeit mit
Flüchtlingskindern aus dem Donbass im Alter zwischen 3 und 16 Jahren, die
zum Zeitpunkt der Aufnahmen in einem Auffanglager im russischen Gebiet
Rostow am Don lebten.
Der knapp dreiminütige Film mit dem Titel „Und plötzlich hat sich unser
Leben verändert“ zeigt zuerst friedliche Alltagsszenen in der Ostukraine,
gebastelt und gezeichnet von den Kindern: Die Straßen sind belebt, ein Auto
mit der Aufschrift „Brot“ fährt vorbei. Eine Mutter schiebt ihren
Kinderwagen durchs Bild, Kinder spielen Basketball.
„Für den Piloten sah es wahrscheinlich wie ein Computerspiel aus“, sagt
eine traurige Kinderstimme aus dem Off. Plötzlich sieht man Flugzeuge über
der Stadt kreisen. „Für uns aber sah es ganz anders aus.“ Aus der
Froschperspektive regnen Bomben vom Himmel. Eine Druckwelle sprengt ein
Fenster. Der Teddybär hat seinen Arm verloren, ein einsamer Basketball
rollt ins Bild. „Wir mussten von zu Hause weg nach Russland“, erzählt eine
andere Kinderstimme.
Dann folgt eine Abfolge schnell zusammengeschnittener Videos von traurig
dreinblickenden Kindergesichtern. „Befreit die Menschen im Donbass vom
ukrainischen Aggressor“ ist im Abspann auf Englisch zu lesen. Terroristen
und russische Separatisten kommen in dem Video nicht vor. Der Eindruck, der
vermittelt werden soll, ist eindeutig: Russland ist im Krieg mit der
Ukraine nur barmherziger Samariter, der Flüchtlinge aufnimmt.
Auf seiner Homepage [2][smiletv.org] wirbt der russische Kinderkanal damit,
nur die „nettesten“ Zeichentrickfilme für Kinder zu zeigen. Damit hat der
Kanal insofern nicht ganz unrecht, als andere russische Sender mit ihrer
Propaganda noch einen Schritt weiter gehen: Mitte Juli strahlte der Erste
Kanal ein Interview mit einer Ukrainerin aus, in dem sie von der Kreuzigung
eines dreijährigen Sohnes eines prorussischen Separatisten durch
ukrainische Nationalgardisten erzählt. Der russische Oppositionspolitiker
Boris Nemzow nannte das Kremlfernsehen daraufhin „schlimmer als die
Propaganda Joseph Goebbels’ unter Adolf Hitler“.
21 Aug 2014
## LINKS
[1] http://www.rus.newsru.ua/data/video/7088.html
[2] http://smiletv.org
## AUTOREN
Ljuba Naminova
## TAGS
Propaganda
Kinderfernsehen
Russland
Flüchtlinge
Donbass
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Opposition
Wladimir Putin
Ukraine
Wladimir Putin
Ukraine
Hilfskonvoi
Lwiw
Ukraine
Medien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Interview mit russischer Aktivistin: „Die meisten sind verängstigt“
Olga Romanowa war eine enge Freundin des ermordeten Putin-Kritikers Nemzow.
Im vor dem Attentat geführten Interview ist sie wenig optimistisch.
Mord in Moskau: Attentat auf Putin-Kritiker Nemzow
Oppositionspolitiker Boris Nemzow wurde nahe des Kremls hinterrücks
erschossen. Er galt als scharfer Kritiker Putins. Die Opposition ist
schockiert, Merkel „bestürzt“.
Russischer Zeichentrick: Ein Miau für den Präsidenten
Wladimir Putin liebt große Katzen und Trickfilme. Für eine Gutenachtsendung
im russischen Fernsehen entwarf er eine Tigerfigur.
Ukrainischer Fernsehsender: Die Alternative aus Kiew
„Ukraine Today“ will das Ausland über Ereignisse im eigenen Land
informieren – wie das russische Pendant. Dahinter steckt ein Oligarch.
24 Stunden russisches Staatsfernsehen: Wie beim Gedichteaufsagen
Zur Krim gibt es nichts Bedeutendes zu sagen, in Donezk wurde niemand
erniedrigt. Putins Meinungsmaschinerie lügt vor allem durchs Weglassen.
Merkel-Besuch in der Ukraine: Kanzlerin sagt Wiederaufbauhilfe zu
500 Millionen Euro will Deutschland in die Infrastruktur fließen lassen.
Poroschenko spricht von einem „Marshall-Plan“. Der Hilfskonvoi kehrt nach
Russland zurück.
Weiter Kämpfe in der Ukraine: Russischer Hilfskonvoi vor Abfahrt
Die Abfertigung der Lastwagen an der russisch-ukrainischen Grenze hat
begonnen. Wieder gab es Tote in der Ostukraine. Poroschenko hat Forderungen
an Putin.
Krise in der Ukraine: Die Mär von einem „sauberen“ Krieg
In Lemberg glauben viele, dass im Osten nur prorussische Separatisten auf
Häuser und Zivilisten schießen. Ansonsten sind die Kämpfe ziemlich weit
weg.
Flugzeugabschuss in der Ukraine: Propaganda und Verunsicherung
Der Kreml macht ausschließlich die Regierung der Ukraine für den
Flugzeugabsturz verantwortlich. Zugleich bemüht er sich um
Schadensbegrenzung.
Russische Medienstrategie in Ukraine-Krise: Hier spricht der Kreml-Funk
Ausländische Journalisten können in Russland relativ ungestört arbeiten.
Denn der Kreml weiß: von ihnen hat er nichts zu befürchten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.