Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kurzfilm gegen Homophobie im Fußball: Sieben Minuten Gänsehaut
> Marcus Wiebusch singt in „Der Tag wird kommen“ über Homophobie im
> Fußball. Jetzt wurde der Film zum Song veröffentlicht – dank
> Crowdfinanzierung.
Bild: „Du bist dann der Erste, der Homo, der Freak / Es gibt dann keinen, der…
Kleine Jungs spielen Fußball. Einer ragt heraus, hat Talent. Er wird älter,
besser, bekannter. Er spielt in der 1. Liga – und er ist schwul. Er behält
sein Geheimnis für sich, legt sich eine Alibifreundin zu. Er lebt die
Fassade, spielt härter als der Rest, leidet.
Ein Zustand, der kaum auszuhalten ist. Der Song „Der Tag wird kommen“ von
Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch nimmt sich dem Schicksal eines schwulen
Profifußballers an. Er ist eine Kampfansage:
„All ihr homophoben Vollidioten, all ihr dummen Hater / All ihr
Forums-Vollschreiber, all ihr Schreibtischtäter / All ihr miesen
Kleingeister mit Wachstumsschmerzen / All ihr Bibel-Zitierer mit euer'm
Hass im Herzen / All ihr Funktionäre mit dem gemeinsamen Nenner / All ihr
harten Herdentiere, all ihr echten Männer / Kommt zusammen und bildet eine
Front / Und dann seht zu was kommt“
Das Lied erzählt aber vor allem von der Hoffnung, dass es bald einen
Fußballer schafft, trotz der zu erwartenden Gegenstürme zu seiner
Homosexualität zu stehen:
„Und der Tag wird kommen an dem wir alle unsere Gläser heben / Durch die
Decke schweben, mit 'nem Toast den hochleben lassen / Auf den ersten, der's
packt, den Mutigsten von allen / Der erste, der's schafft / Es wird der Tag
sein, an dem wir die Liebe, die Freiheit und das Leben feiern / Jeder liebt
den, den er will und der Rest bleibt still / Ein Tag, als hätte man
gewonnen / Dieser Tag wird kommen.“
Vor fünf Monaten wurde das Lied veröffentlicht, auf Youtube sahen sich fast
250.000 den Clip an, der noch ohne Bilder auskommen musste. Wiebusch wollte
seinem beeindruckenden Lied aber ein ebenbürtiges Stück Film zur Seite
stellen. Also sammelte er im Sommer Geld über die
[1][Crowdfunding-Plattform Startnext]. Innerhalb weniger Tage kamen die
erhofften 30.000 Euro zusammen, später wurden es insgesamt mehr als 54.000
Euro. Ein unerwarteter Erfolg, der zuversichtlich stimmt. Menschen sind
also bereit, für engagierte, politische Kunst, Geld zu bezahlen.
Das Ergebnis der Regisseure Dennis Dirksen und Björn Linger gibt den
Spendern Recht. Der Film transportiert die Wut, die Hoffnung und die Angst
der Textzeilen perfekt. Selten gelingt es einem 7-minütigen Musikclip
Gänsehaut zu erzeugen. Wobei man bei „Der Tag wird kommen“ kaum mehr von
einem Musikvideo sprechen kann.
Es ist ein Kurzfilm, der mit einer bewegenden Bildsprache und grandiosen
Schauspielern arbeitet. Nach nur einem Tag haben sich mehr als 80.000
Menschen den Kurzfilm bei Youtube angesehen. Vielleicht kann ein solches
Stück Kunst politisch und gesellschaftlich mehr bewegen, als
Hochglanzbroschüren und freundliche Worte des DFB.
9 Sep 2014
## LINKS
[1] http://www.startnext.de/marcuswiebusch
## AUTOREN
Paul Wrusch
## TAGS
Fußball
Homophobie
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Musikvideo
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Schiller
Homosexualität im Profisport
Homophobie
Berlin
Fußball
Homosexualität
WM 2014
Homosexualität im Profisport
Ultras
## ARTIKEL ZUM THEMA
Emotionsverstärker: Die Pathos-Experten
Das Theater Kiel hat die Hamburger Band Kettcar beauftragt, aus Schillers
„Die Räuber“ eine Rockoper zu machen.
Schwule Fußballer in Großbritannien: Such die Schwuchtel!
Zwei Profifußballer in England stehen angeblich kurz vor dem Coming-Out.
Luke Shaw von Manchester United sagt schon jetzt: „It´s not me“.
Homophobie im Fußball: Korruption, Ballspiel, Sex
Ein Funktionär tritt zurück – wegen Homophobie, sagt er. Wegen
Vetternwirtschaft, sagen seine Gegner. Und der Präsident will seine Ruhe
haben.
Kommentar zu Türkiyemspor: Von einer Pleite zur nächsten
„Türkiyem“ hätte zu einem Verein werden können, der die Stadt wie kein
anderer repräsentiert, einschließlich des Kampfs gegen Homophobie. Damit
ist es wohl vorbei.
Homophobie im Berliner Fußball: Nachlassendes Engagement
Im Klub Türkiyemspor wollen sich manche nicht mehr so offen wie bisher
gegen Homophobie stellen. Eine Folge: LSVD-Chef verlässt unter Protest den
Aufsichtsrat.
Schwulenfeindlichkeit in WM-Stadien: Kulturgut Homophobie
Rassismus im Stadion gilt mittlerweile als pfui. Schwulenfeindlichkeit
dagegen stört nur wenige. Auch die Fifa verhält sich scheinheilig.
Zwanziger wettert gegen Niersbach: Der Nestbeschmutzer
Pünktlich zur WM fängt Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger an, seinen
Nachfolger Wolfgang Niersbach zu kritisieren. Und bekommt eine klare
Antwort.
Theaterprojekt gegen Homophobie: Nicht in unserer Kabine
Das Göttinger Theaterprojekt "Steh deinen Mann" stößt bei niedersächsischen
Fußballvereinen auf Ablehnung, weil es sich mit Schwulenfeindlichkeit im
Sport auseinandersetzt.
Gewalt gegen Fußballfan in Schweden: Ultra von Rechten ins Koma geprügelt
Rechtsextreme Schläger verletzen einen Fan des Fußballclubs Malmö FF
schwer. Die Tat ist politisch motiviert, das Opfer ist linker Aktivist.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.