| # taz.de -- Spionage beim BND: 201 Dokumente für die CIA | |
| > Der enttarnte Spion beim BND soll weniger Material als bisher angenommen | |
| > in die USA geliefert haben. Die Opposition sieht trotzdem gravierende | |
| > Schäden. | |
| Bild: Die neue BND-Zentrale in Berlin ist zumindest äußerlich sicher. | |
| BERLIN dpa | Der Anfang Juli beim Bundesnachrichtendienst (BND) enttarnte | |
| Spion hat weniger Unterlagen an die USA geliefert als bisher angenommen. | |
| Der Mann habe 201 Dokumente an die Amerikaner weitergereicht, sagte der | |
| Vorsitzende des Bundestags-Gremiums zur Kontrolle der Geheimdienste, | |
| Clemens Binninger (CDU), am Mittwoch nach einer Sitzung der Runde in | |
| Berlin. Bisher war immer von 218 Dokumenten die Rede gewesen. | |
| Zur Erklärung sagte Binninger, es habe bei den Papieren unter anderem | |
| Doppelungen gegeben. Die Mitglieder des Kontrollgremiums hatten die | |
| Unterlagen in den vergangenen Wochen gesichtet. Die Abgeordneten von Linken | |
| und Grünen werteten den Großteil der Papiere als sehr brisant und sprachen | |
| von einem gravierenden Schaden, der entstanden sei. | |
| Der aufgeflogene BND-Mitarbeiter hatte die Dokumente über einen Zeitraum | |
| von zwei Jahren an US-Geheimdienstler weitergegeben und dafür Geld | |
| kassiert. Der Mann hat seine Tat gestanden und sitzt seit Wochen in | |
| Untersuchungshaft. Bei der Bundesanwaltschaft laufen nach wie vor | |
| Ermittlungen gegen ihn. | |
| In den vergangenen Wochen war bereits teilweise bekanntgeworden, welche | |
| Informationen in den weitergereichten Unterlagen stecken. So soll es darin | |
| unter anderem Belege geben, dass der BND – angeblich versehentlich – ein | |
| Gespräch der einstigen US-Außenministerin Hillary Clinton aufzeichnete. Der | |
| Mitarbeiter reichte auch das Auftragsprofil des BND an die Amerikaner | |
| weiter – also die Auflistung jener Länder, die der deutsche | |
| Auslandsgeheimdienst überwacht. Daraus geht hervor, dass der BND seit | |
| mehreren Jahren unter anderem auch den Nato-Partner Türkei ausforscht. | |
| ## „Schaden mittel bis gering“ | |
| In den Papieren sind nach dpa-Informationen auch nicht allein die Namen der | |
| überwachten Staaten aufgeführt, sondern außerdem Anweisungen, was genau in | |
| den Ländern auszuspähen sei. In den Dokumenten finden sich demnach auch | |
| Protokolle von Gesprächen, die die BND-Spitze mit den Geheimdienstchefs | |
| anderer Länder führte – und Informationen zur deutschen Spionageabwehr. | |
| Nach der Aufdeckung des Spitzels hatte das Parlamentarische Kontrollgremium | |
| Einsicht in alle Dokumente verlangt. | |
| „Teilweise sind die Dokumente sehr brisant“, sagte Binninger. Aber der | |
| entstandene Schaden sei eher mittel bis gering. Es seien auch einige | |
| Papiere darunter, die das Kontrollgremium noch nie zuvor zu Gesicht | |
| bekommen habe. Dies sei aber nicht verwunderlich, da das Gremium generell | |
| keinen Anspruch habe, Einblick in alle Unterlagen aus dem | |
| Geheimdienstapparat zu bekommen, sagte Binninger. | |
| ## „Gravierender Schaden“ | |
| Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte kurz nach der Enttarnung | |
| des Mannes Entwarnung gegeben, was die Brisanz der abgefischten Inhalte | |
| angeht, und die durch die Spionage gewonnen Informationen als „lächerlich“ | |
| bezeichnet. | |
| Nach Ansicht der Opposition war das reichlich vorschnell. Der | |
| stellvertretende Vorsitzende des Kontrollgremiums, André Hahn (Linke), | |
| sagte, die Unterlagen seien aus seiner Sicht keineswegs lächerlich. Mehr | |
| als die Hälfte der Papiere habe einen brisanten oder sehr brisanten Inhalt. | |
| Die Einschätzung, es sei nur ein geringer Schaden entstanden, teile er | |
| nicht. „Wir sehen das deutlich gravierender.“ Es gebe weiter großen | |
| Aufklärungsbedarf. | |
| Auch der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele sagte, es bestehe kein | |
| Zweifel, dass es sich um wichtige und brisante Dokumente handele. „Ich sehe | |
| das als einen ganz gravierenden Schaden.“ | |
| 11 Sep 2014 | |
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