| # taz.de -- Kommentar Kampf gegen IS: Völkermord und Landtagswahlen | |
| > Die Debatte um einen Armeeeinsatz gegen Dschihadisten verläuft zynisch – | |
| > auch wegen der Wahlen. Deswegen redet niemand über die UNO. | |
| Bild: Niemand hat die Absicht, Helme zu verteilen | |
| Es war abzusehen, dass sich jemand aus der zweiten oder dritten Reihe in | |
| der Hoffnung zu Wort melden würde, eine Grundsatzdebatte auszulösen. Nun | |
| hat also Philipp Mißfelder von der CDU dieses Rennen gewonnen, bei dem als | |
| Lohn für den ersten Platz die Aufmerksamkeit der Medien winkt. Glückwunsch. | |
| In der Sache hilft das, was Mißfelder gesagt hat, nicht recht weiter: Er | |
| hält einen „Kampfeinsatz“ der Bundeswehr gegen die Terrororganisation | |
| „Islamischer Staat“ für möglich, denkt aber zugleich, dass Bodentruppen | |
| „aus dem Westen insgesamt“ undenkbar seien. Anders ausgedrückt: Wasch mir | |
| den Pelz, aber mach mich nicht nass. Wenig später erklärt | |
| Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, er schließe eine deutsche | |
| Beteiligung an Luftschlägen aus. | |
| Weshalb eigentlich? Weil er sie für falsch hält? Sollte das so sein, dann | |
| müsste Steinmeier dafür eintreten, dass keinerlei Ziele in der umkämpften | |
| Region angegriffen werden. | |
| Die Bundesregierung dürfte sich unter diesen Umständen überhaupt nicht an | |
| einer militärischen Kooperation gegen den „Islamischen Staat“ beteiligen. | |
| Weil ja auch logistische Hilfe keinen anderen Zweck erfüllt als den, den | |
| Verbündeten bei den Kampfhandlungen behilflich zu sein. | |
| ## Im Kontext der Wahlen | |
| Der Eindruck verstärkt sich, dass deutsche Politiker einige Tage vor | |
| Landtagswahlen versuchen, mit Außenpolitik auf Stimmenfang zu gehen. Und | |
| zwar mit Begriffen, die wenig mit der konkreten Situation zu tun haben, | |
| aber viel mit der Vergangenheit friedenspolitischer Diskussionen. Die | |
| jedoch unter anderen Vorzeichen geführt wurden. | |
| Das geht an der Sache vorbei. Die Terrorganisation IS verübt Verbrechen, | |
| die auf Völkermord hindeuten. Das ist eine Angelegenheit der UNO, nicht | |
| einzelner ihrer Mitgliedsstaaten. Und die Vereinten Nationen haben in einem | |
| solchen Fall nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, einzugreifen. | |
| Warum also bemüht sich derzeit niemand um ein Mandat des | |
| UN-Sicherheitsrates - obwohl doch sogar Russland und China signalisiert | |
| haben, dass sie zu einer Zustimmung bereit wären? Weil ein solches Mandat | |
| den Einsatz von Bodentruppen westlicher Staaten unvermeidlich machte. Das | |
| wäre jedoch unpopulär, und deshalb beschränkt man sich bei öffentlichen | |
| Äußerungen lieber auf Floskeln. Was für ein Zynismus. | |
| 11 Sep 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Bettina Gaus | |
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