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# taz.de -- Drohnen und Arbeitsgesellschaft: Die Weltverbesserer
> Flugroboter übernehmen Jobs, die für den Menschen gefährlich und
> langweilig sind. Können diese Maschinen eine bessere Zukunft schaffen?
Bild: Die vollautomatische Google-Drohne beim Ausliefern in Australien.
Drohnen sind Tötungsmaschinen, mit ihnen ließ der Friedensnobelpreisträger
Barack Obama [1][mehr Menschen umbringen als jeder andere US-Präsident vor
ihm]. In Deutschland erinnert der Begriff Drohne zudem an [2][das Desaster
um den „Euro Hawk“], ein Projekt das 2013 nach Mehrkosten in Höhe von
mehreren hundert Millionen Euro gestoppt wurde. Einen besonders guten Ruf
haben die Flugmaschinen also nicht.
Das ändert sich gerade. Drohnen [3][werden zunehmend auch im zivilen
Bereich eingesetzt]. Zum Überprüfen von Strommasten, als
[4][Schädlingsbekämpfer in der Landwirtschaft]. Der Versandhändler Amazon
[5][kündigte vor einigen Monaten an, Drohnen zur Auslieferung von Paketen]
nutzen zu wollen. Der Internetkonzern Google [6][testete solche
Paketdrohnen im August in Australien]. Hinzu kommt, dass Menschen sich
privat Drohnen zulegen, um damit herumzufliegen und - viele haben Kameras -
um damit zu fotografieren.
Drohnen sind neben Töten und Spionieren noch zu anderen Dingen in der Lage.
Zu ziemlich nützlichen Dingen. Der Ölkonzern BP beispielsweise nutzt
fliegende Miniroboter zur Überprüfung der Ölförderung und seiner Pipelines
in Alaska. Auch bei Waldbränden waren schon [7][Drohnen im Einsatz], die
[8][der Feuerwehr logistische Unterstützung boten] – ohne dass sich
Menschen dafür in Gefahr begeben mussten.
Linke Denker wie Karl Marx und der in der Bundesrepublik für die
Alternativbewegung wichtige Sozialphilosoph André Gorz träumten sogar von
einer Zukunft, [9][in der die Menschen kaum noch arbeiten müssen], weil
Maschinen dies tun. Ja, die Automaten schaffen in ihren Visionen sogar den
Kapitalismus ab, denn wenn keiner mehr arbeiten gehen muss, und demzufolge
auch keiner mehr einen klassischen Lohn beziehen kann, was bleibt dann noch
von der Logik des Schuftens gegen Geld?
Der klassische Industrieroboter scheint zu ungelenk, zu schwächeanfällig
für solche Visionen. [10]["Wenn Roboter allerdings durch die Luft schweben,
sind sie schneller, flinker und anmutiger als Menschen es je sein werden"],
beobachtete der Autor Lev Grossman im Time Magazine. "Schon immer haben
sich Roboter danach gesehnt, Drohnen zu sein." In der Luft findet der
Roboter zu sich selbst."
## Großer Markt für Drohnen
Auch Hacker des Chaos Computer Club [11][wagen es heute wieder, von
Maschinenarbeit zu träumen], statt sich vor ihr zu ängstigen. Und die
Bewegung für ein Grundeinkommen spannt den Roboter mit dem Slogan
[12][//www.grundeinkommen.de/16/01/2012/den-maschinen-die-arbeit-uns-das-ve
rgnuegen.html:„Den Maschinen die Arbeit...uns das Vergnügen“] ein, um für
ihre Vorstellung von einer gerechten Welt zu werben.
Für die Titelgeschichte [13][der taz.am wochenende vom 13./14. September
2014] sind die taz-Reporter Daniel Schulz und Johannes Gernert der Frage
nachgegangen, ob Drohnen die Utopie einer Welt verwirklichen können, in der
gefährliche, dreckige und langweile Arbeiten von Maschinen erledigt werden.
Dabei treffen sie unter anderem eine Frau, die durch eine Drohne ersetzt
werden könnte. Sie arbeitet als Pickerin bei Amazon. Sie stellt die
Lieferungen zusammen, die der Versandhändler verschickt. Ein kleiner
Computer zeigt ihr, wo sie hinlaufen und was sie einpacken muss. Ihr
gefällt die Arbeit, und doch sagt sie: „Man ist wie eine kleine Maschine.
Ich laufe los, und links und rechts sehe ich niemanden mehr.“
An der Entwicklung von Maschinen, die zukünftig die Arbeit von Simone
Buchenwald übernehmen könnten, forscht Bart Remes an der Universität Delft
in den Niederlanden. Im Frühjahr steht Remes in seinem grauen, feinen Anzug
und einem schwarzen T-Shirt auf einer Kongressbühne in Berlin und fragt:
„Wer hat ein Smartphone in der Tasche?“ Viele Hände gehen hoch. „Und wer
hat eine smarte Drohne einstecken?“ Sie arbeiteten daran, erzählt er in
seinem Kurzvortrag während der Internetkonferenz Next, dass bald jeder eine
„Smartdrone“ bei sich trage.
„Warum?“, fragt Remes. Er wartet nur kurz, bevor er selbst antwortet:
„Keine Ahnung“. Aber beim Smartphone habe man anfangs auch nicht gewusst,
was man alles damit machen soll.
Was in Zukunft alles mit Drohnen alles möglich sein soll, [14][zeigt ein
Papier der Europäischen Kommission], die ganz offenbar einen großen Markt
für Drohnen sieht. Brüssel prognostiziert, dass Drohnen künftig
„gigantische Windkraftanlagen“ in die Luft bringen könnten oder
Kleinstdrohnen „wie Bienen Pflanzen bestäuben“.
Ist es möglich, dass aus Killern Weltverbesserer werden, die den Menschen
die Arbeit abnehmen? Oder ist das ein weiterer Schritt in eine zunehmend
automatisierte Gesellschaft, in der Menschen nur noch Zuschauer sind? Was
meinen Sie?
Diskutieren Sie mit!
Die Titelgeschichte „Als wir lernten die Drohne zu lieben“ lesen Sie
[15][in der taz.am wochenende vom 13./14. September.]
12 Sep 2014
## LINKS
[1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/obama-setzt-auf-drohnen-attacken-und-…
[2] http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-08/drohnen-dokumente-euro-hawk-…
[3] http://www.weser-kurier.de/bremen/wirtschaft2_artikel,-Multikopter-immer-be…
[4] http://www.hna.de/lokales/wolfhagen/drohnen-wespeneiern-koennen-bekaempfung…
[5] http://www.tagesschau.de/wirtschaft/amazon-drohnen100.html
[6] http://www.theatlantic.com/technology/archive/2014/08/inside-googles-secret…
[7] http://www.theaustralian.com.au/higher-education/firefighting-drones-could-…
[8] http://www.zeit.de/wissen/2014-01/roboter-rettungswesen-brandschutz-octavia
[9] http://www.archiv-grundeinkommen.de/gorz/
[10] http://content.time.com/time/magazine/article/0,9171,2135132-2,00.html
[11] http://www.zeit.de/digital/internet/2013-10/arbeitsfrei-kurz-rieger-rezens…
[12] http://https
[13] /Ausgabe-vom-13/14-September-2014/!145878/
[14] http://ec.europa.eu/transport/modes/air/doc/com(2014)207_de.pdf
[15] /Ausgabe-vom-13/14-September-2014/!145878/
## AUTOREN
Till Kellerhoff
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