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# taz.de -- Kommentar Polizeigewalt Hongkong: Von wegen „Asia's finest“
> Hongkongs Polizei hat voll draufgehalten. Trotz der Suspendierung von
> Polizisten ist nun klar: Sie steht als Herrschaftsinstrument Pekings
> bereit.
Bild: Wenig gentlemanlike: Polizei mit Pfefferspray in Hongkong am Morgen des 1…
Geht es mit Hongkong abwärts? Viele in der südchinesischen
Sonderverwaltungsregion haben derzeit diesen Eindruck – mit zwei
entgegengesetzten Perspektiven. Die eine macht die Proteste der
Demokratieaktivisten dafür verantwortlich, dass die Wirtschaft und der Ruf
der Finanzmetropole leiden, weil seit fast drei Wochen zum Teil chaotische
Zustände herrschen.
Die andere sieht das Übel in Chinas autoritärer Regierung und ihren
Hongkonger Handlangern. Diese schränkten die Autonomie der Stadt ein,
weichten ihre hohen Standards auf und blockierten ihre demokratische
Entwicklung.
Die erste Gruppe möchte, dass Hongkongs Polizei die Blockaden der
Aktivisten rasch beendet; die Demokratieaktivisten hingegen, dass sich die
Polizei neutral verhält, die Demonstranten mit Respekt behandelt und vor
gewaltsamen Angriffen mutmaßlicher Triaden und anderer Gegner schützt.
Doch inzwischen ist es schon zweimal zu massiver Polizeigewalt gegen
Demonstranten gekommen. Zuletzt wurden Beamte dabei gefilmt, wie sie einen
gefesselten wehrlosen Demonstranten und Mitglied einer prodemokratischen
Partei zu Boden stießen und minutenlang auf ihn eintraten.
Solche Polizeigewalt gibt es wohl leider überall, doch in Hongkong passt
sie nicht ins Bild, das die Polizei dort bisher genoss. Sie hatte bisher
einen exzellenten Ruf und sich selbst als „Asia's finest“ bezeichnet.
In der Endphase der britischen Kolonialzeit hatte sie sich von einem
kolonialen Machtinstrument zu einer Serviceeinrichtung gewandelt. Nur
selten griff sie bei Demonstrationen überhaupt ein. Die sind in Hongkong so
alltäglich wie friedlich, weshalb Hongkongs Polizei auch heute noch so gut
wie nie Kampfmontur trägt. Demonstranten wissen, dass sie mit Gewalt nur
die Bevölkerung gegen sich aufbringen. Die Gewalt geht deshalb auch meist
eher von Peking-nahen Kräften als von der Demokratiebewegung aus.
## Südkoreanische Sitten
.Ein abschreckendes Beispiel gab es 2005 beim Gipfel der
Welthandelsorganisation (WTO). Da brachten südkoreanische
Globalisierungsgegner ihre aus der Heimat bekannte Militanz nach Hongkong.
Diese gewalttätige Protestkultur war ein Schock, den die Polizei nur mit
Gegengewalt zu handhaben wusste.
In diesem Sommer hatte sich die Polizei wochenlang auf die angekündigten
friedlichen Blockaden von „Occupy Central with love and peace“ vorbereitet.
Doch dann trieb sie gleich zu Beginn durch einen völlig überzogenen Einsatz
von Pfefferspray und Tränengas die Menschen erst recht auf die Straße.
Professionell war das sicher nicht.
Für Demokratieaktivisten ist das ein klares Indiz dafür, dass Hongkongs
Polizei unter Chinas Oberhoheit wieder zunehmend zum Herrschaftsinstrument
verkommt - zumal sich Hongkongs Regierungschef unfähig zur Kommunikation
zeigt und ihm außer dem Einsatz der Polizei nicht viel einfällt im Umgang
mit der Protestbewegung.
Es ist gut, dass die mutmaßlich jetzt an der Prügelattacke beteiligten
Polizisten schnell vom Dienst suspendiert wurden und die Polizei sich
ingesamt noch relativ zurückhält. Doch ihre vermeintliche Unschuld hat sie
ebenso verloren. Alle wissen nun, dass sie sehr wohl ein
Herrschaftsinstrument und zum Einsatz gegen die Demokratiebewegung bereit
ist.
16 Oct 2014
## AUTOREN
Sven Hansen
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