Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ebola-Angst im afrikanischen Fußball: Unter Generalverdacht
> Die Ebola-Epidemie führt im afrikanischen Fußball zu großen Verwerfungen.
> Nationalteams aus Westafrika werden diskriminiert.
Bild: Spieler aus der Elfenbeinküste feiern ein Tor gegen die Demokratische Re…
Normalerweise beginnt ja immer ein großes Ringen und Rangeln, wenn die
Vergabe großer Fußballturniere ansteht. Das ist beim Afrika-Cup nicht
anders. Sieben Länder haben bereits Ansprüche angemeldet, den
Kontinentalwettbewerb 2017 auszurichten.
Wenn sich am 2. November im algerischen Algier das Exekutivkomitee des
afrikanischen Fußballverbandes Caf trifft, wird womöglich alles anders
sein. Beim marokkanischen Verband überlegt man nämlich in diesen Tagen, ob
man nicht kurzfristig auf die Gastgeberrolle des Afrika-Cup 2015 (17.
Januar bis 8. Februar) verzichten soll.
Die Angst in Marokko, dass man sich mit dem Turnier auch eine
Ebola-Epidemie ins Land holt, die derzeit vor allem in Westafrika
chaotische Zustände erzeugt, ist groß. Deshalb hatte man zuletzt die Caf
gebeten, das Turnier zu verschieben. Man wollte dadurch Zeit gewinnen, um
geeignete Maßnahmen zur Abwehr einer Epidemie treffen zu können.
In Südafrika, Ägypten, Algerien und Tunesien, die aufgrund ihrer
infrastrukturellen Voraussetzungen als mögliche Ersatzgastgeber gehandelt
werden, wird die Angst vor der Krankheit gewiss ebenso groß sein. Eine
spätere Terminierung des Turniers hat die Caf aber mit der Begründung
abgelehnt: „Seit 1975 ist der Afrika-Cup noch nie verschoben worden. Dabei
soll und wird es bleiben.“
## Afrika-Cup der Frauen findet statt
Der Arzt der deutschen Nationalmannschaft Prof. Dr. Tim Meyer wies
gegenüber dem Fußball-Magazin 11 Freunde darauf hin, dass die Marokkaner
sich wohl eher um anreisende Fans als um Spieler sorgen würden. „Ich bin
mit dem Ablauf eines Afrika-Cups nicht so vertraut, aber wenn dort wie bei
einer EM oder WM aus allen möglichen Ländern Menschen ohne große Kontrollen
ins Land strömen, könnte das durchaus zum Problem werden.“
Bei all der Aufregung geht unter, dass die derzeitige Debatte kürzlich erst
geführt wurde. Der Afrika-Cup der Frauen, bei dem sich die besten drei
Teams für die WM 2015 in Kanada qualifizieren, wird momentan in Namibia
ausgespielt. Vier der acht teilnehmenden Teams kommen aus der gefährdeten
Region Westafrika: Nigeria, Ghana, Kamerun und der Elfenbeinküste.
Versuche, das Turnier zu verschieben, gab es ebenfalls, doch die Caf lehnte
dieses Ansinnen im August schon ab.
Maßnahmen wegen der Verbreitung von Ebola hat der Verband aber dennoch
getroffen. Die am meisten von der Epidemie betroffenen Länder – Sierra
Leone, Liberia und Guinea – dürfen seit August ihre Qualifikationsspiele
für den Afrika-Cup nicht mehr zu Hause austragen. Dass Guinea etwa zuletzt
seine Heimspiele ausgerechnet in die marokkanische Stadt Casablanca
verlegen konnte, ist ein Zeugnis dafür, wie irrational sich derzeit alle
Verbände verhalten.
## „Ebola“-Rufe beim Training
Es ist eine gewisse Ratlosigkeit spürbar, wie genau die gesundheitliche
Gefahrenlage durch Ebola für den internationalen Fußball in Afrika
einzuschätzen ist. Dabei gerät die soziale Dimension der derzeitigen
Probleme völlig aus dem Blick. Spieler von Sierra Leone berichteten
kürzlich der New York Times, wie demütigend und diskriminierend sie bei
ihren Auswärtsauftritten behandelt werden.
Vergangene Woche etwa setzte man in Kamerun das Nationalteam von Sierra
Leone wegen Beschwerden anderer Gäste vor die Hoteltür. Stattdessen wurde
der Tross in einem anderen Hotel untergebracht, in dem ansonsten keine
anderen Besucher nächtigten. Bei den Trainingseinheiten wurde die Auswahl
mit „Ebola“-Rufen von Zaungästen beschimpft.
„Du fühlst dich erniedrigt wie Müll“, erklärte der Ersatztorhüter John
Trye. Bei der Partie gegen die Elfenbeinküste zuvor verweigerten deren
Spieler ihnen den Handschlag. Trikots wurden nicht wie sonst üblich
ausgetauscht. In der Demokratischen Republik Kongo, berichtete
Mittelfeldspieler Michael Lahoud, seien Kinder vor ihm schreiend
weggerannt. Über die gesamte Partie hinweg wäre das Team dort von den
Zuschauern verhöhnt worden.
Westafrikanische Sportler werden derzeit aufgrund ihrer Herkunft auch
andernorts unter Generalverdacht gestellt. Bei der Ringer-Weltmeisterschaft
Anfang September in Usbekistan verzichtete man auf medizinische
Voruntersuchungen und schloss Sierra Leone, Liberia, Guinea, DR Kongo und
Nigeria einfach vom Wettbewerb aus.
16 Oct 2014
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Guinea
Liberia
Afrika-Cup
Marokko
Ebola
Fußball
Twitter / X
Ebola
Marokko
Marokko
WHO
WHO
USA
Ebola
Sierra Leone
Ebola
Europa
Schwerpunkt Rassismus
Ebola
## ARTIKEL ZUM THEMA
Behördenanfragen bei Twitter: 50 Prozent neugieriger
Behörden fragen immer mehr Informationen über Twitter-NutzerInnen ab. Die
meisten kamen aus den USA. Twitter erfüllte den Großteil der Abfragen.
Afrika-Cup in Äquatorialguinea: Ein Triumph für die korrupte Diktatur
Das eigentlich disqualifizierte Äquatorialguinea darf als Aushilfsgastgeber
nun doch beim Afrika-Cup mitmischen. Ein Sieg für Obiangs Willkürregime.
Äquatorialguinea richtet Afrika-Cup aus: Fußball flüchtet vor Ebola
Marokko hat aus Furcht vor Ebola abgesagt, nun soll der Afrika-Cup 2015 vom
17. Januar bis 8. Februar in Äquatorialguinea stattfinden.
Africa Cup und Ebola-Angst: Argument sofort gelöscht
Aus Angst vor dem Virus verzichtet Marokko auf die Ausrichtung des Africa
Cups. Der Fußballverband CAF sucht nun einen anderen Gastgeber.
Ebola-Tagebuch – Folge 30: Kein Bett für Infizierte
Gesundheitsexperten bitten dringend um mehr Hilfe für Seuchenopfer und mehr
medizinisches Personal. In Liberia fehlen sogar Leichsäcke.
Epidemiologe über die Ebolakrise: „Die WHO ist unterausgestattet“
Die WHO hat vor allem zweckgebundenes Geld. So konnte sie auf Ebola nicht
schnell reagieren, sagt Public-Health-Experte Oliver Razum.
Umgang mit Ebola: USA planen Notfallteam
Um Ebola-Infizierte im eigenen Land behandeln zu können, wird es künftig
ein Spezialteam in den USA geben. Die WHO erklärt Nigeria als offiziell von
der Krankheit befreit.
Aktuelle Entwicklung der Ebola-Epidemie: Das Ringen um den rechten Maßstab
Ebola-Überlebende sollen zu Pflegern ausgebildet werden. Barack Obama warnt
von Hysterie. Frank-Walter Steinmeier hingegen hat Angst, den Kampf gegen
Ebola zu verlieren.
Ebola-Tagebuch – Folge 29: Wer Fieber hat, fliegt nicht
Schärfere Kontrollen an Flughäfen sollen die weltweite Ausbreitung von
Ebola verhindern. Dabei zählt vor allem der Startflughafen.
Ebola-Tagebuch - Folge 28: Auf dem Weg zur Staatskrise
Weitreichende Notstandsbefugnisse verlangt Liberias Präsidentin zum Kampf
gegen Ebola. Damit scheitert sie im Parlament in Monrovia.
Tropenmediziner über Ebola: „Hier wird es keine Epidemie geben“
Es bleibt immer ein Restrisiko. Vereinzelte Ebolafälle kann es deshalb auch
in Deutschland geben – aber keine Epidemie, sagt Tropenmediziner August
Stich.
Ebola befördert Rassismus: Wer schwarz ist, hat Ebola
Mit der Zahl der Ebola-Opfer wächst die Hysterie. Und der Rassismus, der
nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland offen zutage tritt.
Ebola-Tagebuch - Folge 27: Über 100 Tote am Tag
Angesichts der Ausbreitung von Ebola in Liberia, Sierra Leone und Guinea
gerät die komplette Wirtschaft aus den Fugen. Und die Sterberate steigt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.