# taz.de -- Attraktivitätsoffensive der Bundeswehr: Work-Life-Balance für Sol… | |
> Ein neuer Gesetzesentwurf will die Bundeswehr attraktiver für den | |
> Nachwuchs machen. Die Maßnahmen? Mehr Geld und weniger Arbeit für | |
> Soldaten. | |
Bild: Soldaten müssen in Zukunft keine Gründe mehr angeben, wenn sie Teilzeit… | |
BERLIN taz | Soldaten der Bundeswehr dürfen künftig früher Feierabend | |
machen: Ab 2016 sollen sie im Normalfall nur noch 41 Stunden pro Woche | |
arbeiten, zumindest dann, wenn sie sich weder im Auslandseinsatz noch auf | |
hoher See befinden. Bislang sind die Soldaten bis zu 46 Stunden pro Woche | |
im Dienst. | |
Die 41-Stunden-Woche ist Teil eines Gesetzesentwurfs, den das Kabinett am | |
Mittwoch gebilligt hat. Er sieht verschiedene Maßnahmen vor, durch die die | |
Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver werden soll. „Die Bundeswehr muss | |
sich stärker um Personalgewinnung kümmern“, sagte Verteidigungsministerin | |
Ursula von der Leyen (CDU) bei der Vorstellung des Entwurfs in Berlin. Nur | |
so könne die Armee „im Wettbewerb um die klügsten Köpfe und die | |
geschicktesten Hände“ bestehen. | |
Hintergrund: Seit der Abschaffung der Wehrpflicht fällt es der Bundeswehr | |
schwerer als zuvor, Nachwuchs anzuwerben. In manchen Bereiche leidet sie | |
schon heute unter Personalmangel. | |
Schon im Frühjahr hatte das Verteidigungsministerium daher ein | |
Attraktivitätsprogramm gestartet. Damals hatte man unter anderem | |
angekündigt, mehr Laptops anzuschaffen. So sollen Soldaten und andere | |
Angestellte künftig häufiger aus dem Home-Office arbeiten können. | |
## Teilzeit ohne Angabe von Gründen | |
Nun folgt also der zweite Teil der Attraktivitätsoffensive. Neben kürzeren | |
Arbeitszeiten, die eine EU-Richtlinie künftig ohnehin vorschreibt, | |
beinhaltet es eine Reihe weiterer Maßnahmen: Bisher dürfen Soldaten nur in | |
Teilzeit arbeiten, wenn sie daheim Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. | |
In Zukunft müssen sie keine Gründe mehr angeben. „Stichwort | |
Work-Life-Balance“, schreibt das Ministerium in einer Mitteilung. | |
Vor allem will die Bundeswehr neue Rekruten aber mit Geld locken: | |
Spätestens ab dem Jahr 2016 wird sie voraussichtlich Prämien zahlen – etwa | |
für Experten, die in der Privatwirtschaft bisher mehr verdienen als beim | |
Militär. Ein Flugzeugmechaniker im Rang eines Oberfeldwebels könnte zum | |
Beispiel einmalig 21.100 Euro bekommen. | |
Billig ist das natürlich nicht. Die Regierung rechnet damit, dass das Paket | |
in den nächsten vier Jahren fast eine Milliarde Euro kosten wird. | |
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte bereits vor Wochen | |
angekündigt: Mehr Geld bekomme das Verteidigungsressort für die Pläne | |
nicht. | |
Der Finanzminister habe den Gesetzesentwurf im Kabinett mitgetragen, sagte | |
von der Leyen nun. Mit mehr Geld kann sie offenbar trotzdem nicht rechnen. | |
Stattdessen muss sie an anderer Stelle sparen. Kritik, dass darunter die | |
ohnehin marode Ausrüstung der Bundeswehr leide, wies sie zurück: Einzelne | |
Flugzeuge der Luftwaffe seien zuletzt gerade deshalb nicht einsatzfähig | |
gewesen, weil Personal fehlte. | |
## Neues Konzept für Sicherheitspolitik | |
Ganz nebenbei verriet von der Leyen eine weitere Neuigkeit: Die Regierung | |
überlege, ein neues Gesamtkonzept für ihre Sicherheitspolitik zu entwerfen. | |
Mit dem Kanzleramt und dem Außenministerium habe sie bereits darüber | |
gesprochen, bis 2016 ein neues Weißbuch der Bundeswehr zu entwerfen. | |
In einem Weißbuch legt die Regierung fest, wofür sie die Armee in den | |
kommenden Jahren einsetzen will und welche Ausrüstung diese dafür braucht. | |
Das letzte Weißbuch stammt aus dem Jahr 2006 und damit aus einer Zeit, in | |
der sich das Verteidigungsministerium über den Nachwuchs weniger Gedanken | |
machen musste. In dem Papier steht: „Die Bundeswehr wird eine | |
Wehrpflichtarmee bleiben.“ | |
29 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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