# taz.de -- Nachwuchssorgen bei der Bundeswehr: Kaum Kohle, kaum Karriere | |
> Veraltete Technik, langsamer Aufstieg, geringer Sold: Es gibt viele | |
> Gründe dafür, dass junge Leute um die Bundeswehr einen Bogen machen. | |
Bild: Um die Stärke zu halten, müssen jährlich 13.000 Soldatinnen und Soldat… | |
BERLIN taz | Die Bundeswehr hat ein Attraktivitäts- und deshalb auch ein | |
Nachwuchsproblem. Um eine Stärke von 185.000 Soldaten aufrechtzuerhalten, | |
müssen jährlich mindestens 13.000 Soldaten und Soldatinnen neu angeworben | |
werden, derzeit sogar noch mehr. Das wird immer schwieriger. Besonders | |
bildungsfähige Bewerber, die später in der Bundeswehr technisch | |
anspruchsvolle Systeme wie ein Sonar oder ein komplexes Führungssystem | |
bedienen sollen, sind schwer zu gewinnen. In Zeiten einer boomender | |
Wirtschaft wird die Konkurrenz um solche Arbeitskräfte immer schärfer – vor | |
allem weil nun deutlich kleinere Geburtsjahrgänge die Schulen verlassen. | |
„Problem erkannt, heißt Problem gebannt“, argumentiert | |
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Für fünf Jahre soll | |
jeweils eine dreistellige Millionensumme in die Attraktivität der | |
Bundeswehr investiert werden. Mit diesen Geldern soll die Bundeswehr | |
familienfreundlicher, Kasernen sollen wohnlicher und einzelne Jobs | |
finanziell attraktiver gemacht werden. Soldaten sollen seltener umziehen | |
müssen und bei Auslandseinsätzen öfter mit zu Hause kommunizieren dürfen. | |
Doch wird das reichen, um die Attraktivitätsprobleme zu lösen? | |
Um als Arbeitgeber attraktiver zu werden, muss die Bundeswehr ein ganzes | |
Bündel miteinander verquickter Probleme angehen. Derzeit kann sie schlecht | |
damit werben, dass sie eine Ausbildung an modernster Technik ermöglicht. | |
Jede Nachricht über den mangelhaften Zustand der Bundeswehrtechnik oder | |
über massive Probleme bei der Beschaffung neuer Systeme wirkt eher | |
abschreckend. Potenzielle Bewerber ahnen, dass sie es mit Technik tun | |
bekommen könnten, die älter ist als sie selbst. | |
## Zu wenig Indianer | |
Besonders bildungsfähigen Bewerbern werden zudem in der Industrie höhere | |
Löhne und vor allem wesentlich bessere Aufstiegschancen angeboten als bei | |
der Bundeswehr. Deren Struktur leidet noch immer daran, dass es zu viele | |
Häuptlinge und zu wenige Indianer gibt. Der Umbau der Alters- und | |
Hierarchiepyramide verläuft schleppend und wird erst in den letzten zwei | |
Jahren ernsthafter angegangen. Karriere machen in der Bundeswehr – das | |
braucht weiterhin Geduld und Zeit. | |
Das Betriebsklima, die Mitarbeiterführung und die Binnenkommunikation einer | |
Armee ergeben, verglichen mit einem modernen mittelständischen Betrieb, für | |
die Bundeswehr kein Plus. Befehl und Gehorsam stehen moderner | |
Mitarbeiterführung und damit einer größeren Attraktivität oft im Weg, | |
ebenso das Selbstverständnis vieler altgedienter Ausbilder. Vor allem hier | |
wären erhebliche Änderungen nötig, um die Bundeswehr attraktiver zu machen. | |
Und schließlich: „Wir. Dienen. Deutschland.“ Dieser auch in der | |
Personalwerbung verwendete Slogan lässt offen, mit welchem Ziel Soldaten | |
Deutschland dienen. Die sicherheitspolitische Zielsetzung und damit die | |
Aufgabe der Bundeswehr bleibt offen. Eine Klärung muss herbeigeführt | |
werden, wenn die Bundeswehr als Arbeitgeber wieder attraktiver werden soll. | |
30 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Otfried Nassauer | |
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