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# taz.de -- Fracking in Südafrika: Halbwüste drohen Bohrlöcher
> Die Regierung will bereits 2015 Fracking-Lizenzen für die Karoo-Halbwüste
> vergeben. Die südafrikanischen Bewohner wollen sich das nicht bieten
> lassen.
Bild: Noch haben sie ihren Frieden: Zebras im Karoo-Nationalpark.
JOHANNESBURG taz | Die Halbwüste der Karoo gilt als biologisch vielfältiges
Juwel in Südafrika. Doch die weiten Ebenen dieses einzigartigen Landstrichs
könnten bald mit hässlichen Bohrlöchern durchzogen sein: Fracking soll dort
künftig erlaubt werden. Südafrikas Regierung will die Lizenzen für
unterirdische Bohrungen nach natürlichem Schiefergas bereits Mitte 2015 an
Firmen vergeben.
Testbohrungen bis in eine Tiefe von vier Kilometern könnten ein Jahr später
beginnen, kündigte Mosa Mabuza, stellvertretender Direktor im Ministerium
für Rohstoffvorkommen im Parlament, jetzt an. Die vorgeschriebenen
Anhörungen in den betroffenen Gemeinden sollen im Dezember und Januar 2015
stattfinden. Bis dahin sollen auch die technischen Vorschriften stehen.
Ölkonzerne erhoffen sich dadurch Zugang zu enormen Schiefergasvorräten in
Höhe von bis zu 14 Billionen Kubikmeter. Nach neueren Schätzungen könnte
die Menge aber deutlich geringer sein.
Der für die Gespräche in den Gemeinden gewählte Zeitpunkt hat für Jonathan
Deal, Gründer der Anti-Fracking-Organisation Treasure Karoo Action Group,
nur einen Zweck: möglichst wenige Leute zu erreichen. Denn im Dezember sind
Sommerferien in Südafrika. Der in der Karoo ansässige Autor und Fotograf
bemängelt, dass mit den Anwohnern erst diskutiert werde, nachdem der
Prozess für die Lizenzvergabe bereits eröffnet sei. Susan Shabangu,
Ministerin für Energie und Rohstoffe, entgegnete bei einem Treffen mit
Aktivisten nur, es habe zuvor weder Geld noch ein Mandat für Anhörungen
gegeben.
Die Regierung hat es schwer, Akzeptanz in der Bevölkerung für die Bohrungen
in der 440.000 Quadratkilometer großen Karoo zu finden. Umweltschützer
sehen ein Risiko für das Grundwasser. Landwirte fürchten um ihre Existenz.
Die Viehzucht ist in der Karoo ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor, deckt sie
doch 30 Prozent des südafrikanischen Frischfleischbedarfs. Zudem stammen 50
Prozent der weltweit genutzten Angorawolle aus der Schafhaltung in der
Halbwüste.
## Umweltschützer wollen vor Gericht ziehen
Die 2011 gegründete Treasure Karoo Action Group mit inzwischen 150.000
Mitgliedern landesweit will ihren Kampf jetzt in die Gerichte verlagern.
Zunächst soll ein Bericht über die sensible ökologische und wirtschaftliche
Lage und die Gefahren von Fracking in der Karoo an Südafrikas Ombudsfrau
Thuli Madonsela gehen. Es enthält eine Aufforderung zur Untersuchung des
Regierungsvorhabens. Die letzte Instanz ist das Verfassungsgericht.
Die Fracking-Gegner zweifeln außerdem auch an den Motiven der
südafrikanischen Regierung. „Es geht nicht um den Dienst an den Menschen,
sondern um viel Geld und Profit“, glaubt Naturschützer Jonathan Deal. „Die
Regierungspartei besitzt zum Beispiel Anteile an Shell, einem der
Unternehmen, das sich um eine Lizenz in der Karoo bewirbt.“ Denn die
Regierungspartei ANC besitzt den Batho Batho Trust, der 51 Prozent an der
Thebe Kapitalanlagen Gesellschaft hält – dem einheimischen Partner von
Shell Südafrika.
Der Anti-Fracking-Aktivist Deal spricht sich für eine Förderung
erneuerbarer Energien aus. „Wind und Sonne besitzt Südafrika massenhaft,
und die Kosten für technische Anlagen werden günstiger“, sagt er.
Doch die südafrikanische Regierung setzt trotz harscher Kritik der
Karoo-Bewohner auf Fracking. Um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln,
hatte Präsident Jacob Zuma eine radikale Veränderung des Energiesektors und
einen Mix aus Kohle, erneuerbaren Energien, Erdgas und Kernkraft angesagt.
Da kommt ihm der natürliche Schatz in der Halbwüste Karoo gerade recht.
20 Nov 2014
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
Fracking
Schiefergas
Südafrika
Arbeitszeit
ANC
Nabu
Fracking
Deutschland
Fracking
SPD
Exxon
Fracking
Erneuerbare Energien
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