Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Energieversorgung in Südafrika: Der Komplett-Blackout droht
> Die maroden Stromnetze Südafrikas sind überlastet. Der staatliche
> Energiekonzern Eskom schaltet nun immer öfter die Energie ab.
Bild: Ab und zu mal außer Betrieb: Stromtrasse bei Johannesburg.
JOHANNESBURG taz | Im Kerzenlicht zu Abend essen ist Alltag, am Tage den
Computer nicht nutzen zu können auch: Schon planmäßig schaltet der
staatliche Energiekonzern Eskom in Südafrika den einzelnen Regionen
abwechselnd den Strom ab. Der Einzelhandel macht dann keinen Umsatz, die
Küche bleibt kalt, kaum eine Alarmanlage funktioniert. Nun verschärft sich
die Situation: Ende vergangener Woche hat Eskom angekündigt, die Abstände
zwischen den Blackouts zu verkürzen. Wenn das Netz nicht auf diese Weise
stabilisiert werden könne, drohe ein Komplettausfall – mit unabsehbaren
Folgen.
Schon die wirtschaftlichen Schäden der planmäßigen Abschaltungen sind
enorm. Die Bürger sind genervt. Dabei ist klar, was das Problem ist: Die
Anlagen und die Stromnetze sind alt und marode. Sie produzieren nicht genug
Strom und verschwenden Energie unterwegs und durch die Abschaltungen. Seit
zwanzig Jahren verspricht Eskom Abhilfe, aber passiert ist zu wenig.
Südafrikas Regierung hofft auf das Kohlekraftwerk Medupi. Die erste Einheit
der weltweit größten trockengekühlten Anlage soll im Juni mit viel
Verspätung ans Netz gehen. Ein Zwillingswerk – Kusile – soll folgen. Beide
Werke zusammen werden von der Weltbank mitfinanziert und sollen je 4.800
Megawatt und damit 25 Prozent der Stromerzeugung liefern.
Um die alten Anlagen in Schuss zu halten, fehlen auch Fachkräfte.
Energie-Analyst Chris Yelland sagt, internationaler Standard seien 10
Prozent Verlust wegen geplanter oder ungeplanter Abschaltungen. In
Südafrika seien jedoch 2010 schon nur 85 Prozent der produzierten Energie
bei den Verbrauchern und in der Wirtschaft angekommen, inzwischen seien es
nur noch 75 Prozent.
Eskom ruft die Haushalte deshalb zum Sparen auf, auch wenn gerade Strom
fließt. Und um den Verbrauch zusätzlich herunterzuschrauben, erhöht der
Konzern immer wieder die Preise. Daneben wirft er vor allem Bewohnern der
armen Townships vor, Strom zu klauen und so für „immense Schäden“ zu
sorgen.
## Kritik an Energiepolitik
Die Fokussierung auf Kohlestrom hat dazu beigetragen, dass Südafrika einen
Anteil von 40 Prozent an den CO2-Emissionen ganz Afrikas hat, umgerechnet
zehn Tonnen pro Person, das ist europäisches Niveau. „Der CO2-Ausstoß
sollte erst 2025 auf den Höhepunkt kommen, doch wir sind jetzt schon so
weit“, sagt Doyle. Um die Belastung zu verringern, setzt Pretoria auf
Schiefergas und ein Nuklearprogramm, das zwar nicht so richtig vorankommt,
aber bereits jetzt eine Menge Geld verschlingt.
Umweltverbände kritisierten die Pläne von Anfang an. Statt erneuerbare
Energien auszubauen, wolle die Regierungspartei ANC schnelle Profite
machen, sagt Dominique Doyle, Mitarbeiter der lokalen Umweltorganisation
„Earthlife Africa“. Der ANC besitzt 25 Prozent der Anteile an Eskom. Die
Verbände fordern, dass Südafrika eine Energiewende vollzieht. Pretoria hat
schon im vergangenen Jahr das Ziel ausgegeben, die Nutzung von Wind- und
Sonnenenergie bis 2030 auf 9 Prozent zu steigern. „Aber bei nur 42 Prozent
der Energieinvestitionen“, sagt Bobby Peek, Direktor der Umweltorganisation
Groundwork. „Da ist auf jeden Fall viel mehr drin.“
Der politische Handlungsrahmen, der einen Umstieg auf erneuerbare Energien
fördern würde, kommt aber nur langsam voran. Interessierte Firmen finden
die Programme intransparent und wenig praktikabel. Zudem fürchten nicht nur
die Gewerkschaften den durch eine Energiewende verursachten Strukturwandel
mit möglichen Arbeitsplatzverlusten.
8 Feb 2015
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
ANC
Strom
Energie
Südafrika
Südafrika
Parlament
Polizei
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Wilderei
Weltwirtschaft
Fracking
## ARTIKEL ZUM THEMA
Geplatzter Atomdeal mit Russland: Pretoria braucht neuen Energieplan
Bis zu acht neue AKWs wollte die südafrikanische Regierung errichten. Das
Problem: Sie umging bei dem Geschäft das Parlament.
Protest gegen Südafrikas Präsidenten: Fäuste gegen Zuma
Empörte Abgeordnete, bewaffnete Polizei, eine blockierte Übertragung: Die
Parlamentsrede von Präsident Zuma geriet zur Farce. Auch inhaltlich.
Parlamentarischer Protest in Südafrika: Präsidentenrede vor leerem Saal
Oppositionelle haben lautstark eine Rede des südafrikanischen
Regierungschefs Zuma überschattet. Er steht unter anderem wegen Korruption
in der Kritik.
Rassismus in Südafrika: Vergeben und vergessen
Der Anführer eines Todeskommandos im ehemaligen Apartheidstaat wurde auf
Bewährung freigelassen. Das soll zur nationalen Aussöhnung beitragen.
Unruhen in Südafrika: Nach Pogromnacht von Snake Park
Eine neue Welle ausländerfeindlicher Gewalt in den Armenvierteln von
Johannesburg fordert Tote und zwingt zahlreiche Menschen in die Flucht.
Wilderei in Südafrika: 1.215 Nashörner getötet
Die illegale Jagd auf Nashörner in Südafrika erreicht einen neuen
Höchststand. Wilderer haben es auf das Horn der bedrohten Tierart
abgesehen.
Wachstum in den Schwellenländern: Der Armut entronnen
150 Millionen Menschen werden im kommenden Jahr in die Mittelschicht
aufsteigen – Porträts aus Argentinien, China und Südafrika.
Fracking in Südafrika: Halbwüste drohen Bohrlöcher
Die Regierung will bereits 2015 Fracking-Lizenzen für die Karoo-Halbwüste
vergeben. Die südafrikanischen Bewohner wollen sich das nicht bieten
lassen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.