# taz.de -- Protest gegen Südafrikas Präsidenten: Fäuste gegen Zuma | |
> Empörte Abgeordnete, bewaffnete Polizei, eine blockierte Übertragung: Die | |
> Parlamentsrede von Präsident Zuma geriet zur Farce. Auch inhaltlich. | |
Bild: Südafrikas Präsident Zuma ignoriert Proteste im Parlament, sogar Schlä… | |
JOHANNESBURG taz | Das Ereignis übertraf alle Erwartungen, aber der | |
negativen Art. Als Südafrikas Präsident Jacob Zuma am Donnerstag Abend vor | |
das Parlament trat, saß die von einer anhaltenden Strom- und | |
Wirtschaftskrise verärgerte Nation gespannt vor dem Fernsehschirm. Nur | |
wenige hatten Hoffnung, dass der umstrittene Präsident des Afrikanischen | |
Nationalkongresses (ANC) ihr Vertrauen in die Regierung und eine stabile | |
Zukunft wieder stärken kann. | |
Aber was sie sahen, war noch nie zuvor in den zwanzig Jahren der | |
südafrikanischen Demokratie dagewesen: Die Telefonsignale aus dem Parlament | |
waren blockiert, und die Medienübertragung per Handy abgeschnitten. | |
Oppositionelle gingen auf die Barrikaden und schließlich kam die Polizei | |
und schmiss zahlreiche „Ökonomischen Freiheitskämpfer“ (EFF) aus dem Saal. | |
Mitglieder der größten Opposition, der Demokratischen Allianz, gingen – in | |
Vorahnung schon schwarz gekleidet – aus Protest mit. DA-Führer Mmusi | |
Maimane protestierte gegen bewaffnete Polizisten in der Versammlung. „Das | |
ist ein Bruch mit der Verfassung.“ | |
Die radikalen roten Barett-Träger (EFF) unter Führung von Julius Malema | |
hatten zwar schon in den Vortagen angekündigt, den Ablauf der Sitzung | |
stören zu wollen. Mit dem Ziel, eine Antwort vom Präsidenten zu erhalten | |
auf die Frage: Wann zahlt er die öffentlichen Gelder (rund 20 Millionen | |
Euro) zurück, die er für den Ausbau seines Wohnsitzes in seiner Heimat | |
Nkandla verbraucht hat. Bereits im vergangenen Jahr hatte die EFF das | |
Parlament mit der gleichen Frage ins Chaos gestürzt, und seither entzieht | |
sich Zuma jeglichen Fragen der Parlamentarier. | |
Allerdings kam es am Donnerstag zu hitzigen Antragstellungen bei der | |
Parlamentspräsidentin, und zwar von allen vertretenen Oppositionsführern im | |
Haus, die Blockade der Medien aufzuheben. Der Ärger spitzte sich zu, als | |
die Präsidentin Baleka Mbete die Anträge zu Fragen für Zuma nicht zuließ: | |
Es handelte sich schließlich um die jährliche Ansprache zur | |
Parlamentseröffnung – in Südafrika stets eine Mode-Show der | |
Persönlichkeiten auf dem roten Teppich vor dem Gebäude und eine feierliche | |
Eröffnung im Saal. | |
Zuma war mehr als eine halbe Stunde ins Abseits gestellt worden, bevor er | |
beginnen konnte. Der Streit ist mit technischen Unterbrechungen | |
ausgestrahlt worden und Südafrika verlor mehr und mehr den Respekt und den | |
Glauben an die hart eroberten demokratischen Prozesse. Denn die | |
Regierungspartei blieb hart. Mbete machte von ihrem Recht gebraucht, die | |
Sicherheitskräfte kamen und zerrten schreiende Politiker aus dem Parlament, | |
es kam zu Faustkämpfen. Malema: „Der ANC verwandelt Südafrika in ein | |
Polizeistaat.“ | |
## Langweilige Rede | |
Präsident Zuma ignorierte das Chaos und spulte eine langweilige Rede ab, | |
die für die meisten Kritiker zu wenig konkrete Lösungen für die | |
gegenwärtigen Probleme Südafrikas bot. Zwar hat Zuma anerkannt, dass | |
Südafrika vor wirtschaftlichen Herausforderungen stehe. Aber machte dafür | |
„ein schwieriges Wirtschaftsklima weltweit“ verantwortlich. | |
Der staatliche Stromproduzent Eskom soll für die Erweiterung seines Netzes | |
allerdings eine Finanzspritze in Höhe von 23 Milliarden Rand erhalten. Der | |
Präsident bestätigte, dass die fortlaufenden Stromabschaltungen eine | |
ernsthafte Bedrohung für das wirtschaftliche Wachstum darstellen und für | |
jeden Verbraucher äußerst unkomfortable ist. | |
Ein Schock für viele Umweltbewusste in Südafrika: Das Land setze verstärkt | |
auf Fracking und auf den Anschluss von drei neuen Kohlekraftwerken in naher | |
Zukunft. Das Nuklear-Programm mit fünf Ländern (USA, Rußland, Südkorea, | |
Frankreich und China) sei in Arbeit, sagte Zuma. Die erste neue | |
Atomkraftanlage von sechs geplanten soll 2023 an den Start gehen. | |
Zuma hatte auch eine Botschaft an Ausländer mit Interessen an Landkauf: Sie | |
dürfen künftig kein Land besitzen, nur Grundstücke pachten. Dabei ließ er | |
offen, was den vielen Landeigentümer aus dem Ausland, den internationalen | |
Weinfarmbesitzer und Wohlhabende, die ganze Wildparks besitzen, in Aussicht | |
steht. | |
Die wichtigsten Themen, die Südafrikanern und ausländischen Investoren auf | |
den Nägeln brennen, fanden keinen Anklang bei Zuma: Er sagte nichts zur | |
Abwertung der Währung, der hohen Arbeitslosigkeit und den ständigen | |
Korruptionsskandalen. | |
13 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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