# taz.de -- Geberkonferenz in Berlin: Milliarden gegen den Klimawandel | |
> 21 Staaten füllen erstmals den „Grünen Klimafonds“ der UNO auf. Mit 9,3 | |
> Milliarden Dollar soll die globale Energiewende finanziert werden. | |
Bild: 70 Milliarden Dollar gegen den Klimawandel. Aber: 550 Milliarden Subventi… | |
BERLIN taz | Der internationale Klimaschutz soll nicht länger ein | |
unterfinanziertes Hobby einzelner Staaten bleiben. Am Donnerstag haben sich | |
zum ersten Mal 21 Länder verpflichtet, regelmäßig über einen UN-Fonds mit | |
Milliarden von Dollars eine globale Energiewende voranzubringen und den | |
armen Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. | |
Bei einer internationalen Geberkonferenz im Bundesministerium für | |
wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) in Berlin erklärten die Staaten, sie | |
würden den „Grünen Klimafonds“ (GCF) mit bislang 9,3 Milliarden Dollar f�… | |
die ersten vier Jahre füllen. | |
Das Geld kommt vor allem aus den Industrienationen: Größter Geber sind die | |
USA mit 3 Milliarden Dollar, gefolgt von Japan mit 1,5, Großbritannien mit | |
1,2 und Frankreich und Deutschland mit je einer Milliarde. Aus den | |
Niederlanden und der Schweiz kommen 100 Millionen, aus Dänemark 70. | |
Schweden legt 580 Millionen in den Topf – das ist mit 60 Dollar der höchste | |
Pro-Kopf-Beitrag. Auch Schwellen- und Entwicklungsländer wie Mexiko, | |
Südkorea, Panama oder die Mongolei wollen zahlen. Nicht dabei sind bisher | |
China, Indien, Russland und Australien. | |
„Wir sind nah an den zehn Milliarden, die wir uns vorgestellt haben“, sagte | |
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Diese Marke werde man | |
erreichen, wenn andere Länder ihren Beitrag lieferten. Für | |
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Geberrunde gezeigt „dass die | |
Weltgemeinschaft ihre Verantwortung wahrnimmt.“ Auch die | |
Entwicklungsorganisationen Oxfam und Germanwatch sprachen von einem | |
„wichtigen ersten Schritt“. | |
Der GCF war auf der Klimakonferenz in Cancún 2010 beschlossen worden. Er | |
soll Zuschüsse und Kredite vergeben, um den „Paradigmenwechsel zu | |
kohlenstoffarmer Entwicklung“ zu finanzieren und die Anpassung an den | |
Klimawandel zu ermöglichen. Dazu gehören etwa die Finanzierung von Wind- | |
oder Solarprojekten, die Hilfe bei Einspeisetarifen oder bei | |
Energieeffizienz oder dem Netzausbau. | |
## Finanzierung bisher sprunghaft | |
„Anpassung“ kann bedeuten, dass Küsten gegen Hochwasser gesichert werden, | |
Landwirtschaft gegen Hitze und Dürre widerstandsfähiger wird oder etwa die | |
Ausbreitung von Krankheiten wie Malaria bekämpft wird. Die Suche nach | |
solchen Projekten beginnt nun. Beim GCF mit Sitz in Südkorea haben | |
Entwicklungsländer die Hälfte der Sitze im Aufsichtsrat. | |
Die Milliarden von Berlin sind vor allem auch ein politisches Zeichen für | |
die Klimaverhandlungen. Denn seit Jahren werfen die Entwicklungs- und | |
Schwellenländer den reichen Staaten vor, sie würden sich um ihre | |
finanziellen Hilfen drücken. Zwar flossen nach dem gescheiterten Gipfel von | |
Kopenhagen von 2010 bis 2012 insgesamt etwa 30 Milliarden an Kapital für | |
den Klimaschutz, ab 2020 sollen dafür jährlich 100 Milliarden Dollar | |
„mobilisiert“ werden. | |
Doch die Finanzierung ist bisher sprunghaft und unzuverlässig, nicht | |
zentral gesteuert und liegt in der Hand der Geberländer. Außerdem ist die | |
Finanzierung bisher ein unübersehbarer Dschungel: Neben Töpfen bei der | |
Weltbank und verschiedenen UN-Organisationen gibt es einzelne Länder, die | |
etwa wie Norwegen viel Geld in die Rettung der Regenwälder investieren. | |
Langfristig soll der GCF alle diese Finanzierungsströme zusammenbringen und | |
zum entscheidenden Instrument der globalen Energiewende werden. | |
Dafür müssen die UN-Staaten allerdings ganz andere Summe bewegen. Der GCF | |
selbst rechnet mit nötigen Investitionen von 350 Milliarden pro Jahr für | |
Energiesysteme und mindestens 70 Milliarden für die Anpassung. Und allein | |
die staatlichen Subventionen für Öl, Gas und Kohle belaufen sich jährlich | |
auf etwa 550 Milliarden Dollar. | |
20 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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