# taz.de -- Klimabericht der Weltbank: Ziemlich oft Sommer | |
> Eine Erderwärmung um 1,5 Grad ist selbst bei ambitioniertem Klimaschutz | |
> kaum noch zu verhindern. Das hat auch Folgen für die weltweite Armut. | |
Bild: Mehr Dürren befürchtet: Bauer auf einem ausgetrockneten Feld in China | |
BERLIN taz | Es ist ein Tabu, und die Weltbank hat es gebrochen: Eine | |
globale Erwärmung um 1,5 Grad Celsius bis Mitte des Jahrhunderts ist | |
praktisch nicht mehr zu verhindern, erklärte die Weltbank in ihrem Bericht | |
„Turn down the heat“. | |
„Es gibt wachsende Hinweise darauf, dass selbst bei sehr ambitioniertem | |
Klimaschutz eine Erwärmung nahe 1,5 Grad Celsius gegenüber vorindustriellem | |
Niveau bis Mitte des Jahrhunderts bereits in der Atmosphäre angelegt ist“, | |
schreibt die Bank. Extreme Hitzewellen seien nun unvermeidlich. Bis 2100 | |
allerdings könne die Welt sehr wohl unter 1,5 Grad Celsius bleiben, wenn | |
sofort und ambitioniert Klimaschutz betrieben werde und man irgendwann | |
Treibhausgase aus der Luft filtere. | |
Eine Woche vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Lima hat die Weltbank damit | |
laut die Alarmglocke geläutet. Ihr Bericht beschreibt die Auswirkungen des | |
Klimawandels, die bereits jetzt in einigen Regionen wie der Karibik, am | |
Mittelmeer oder im Nahen Osten zu sehen sind: Mehr extreme Hitzewellen und | |
mehr Starkregen, häufigere Stürme, mehr Dürren. | |
Die Wissenschaftler des | |
//www.pik-potsdam.de/pik-startseite:Potsdam-Instituts für | |
Klimafolgenforschung und von Climate Analytics haben die Auswirkungen für | |
verschiedene Erwärmungen untersucht. Bereits bei 2 Grad könnte die | |
Soja-Ernte in Brasilien um 70 Prozent und für Weizen um 50 Prozent geringer | |
ausfallen, der Ertrag bei Weizen, Mais und Obst in Mazedonien könnte sich | |
halbieren und im Nahen Osten die Landwirtschaft um ein Drittel weniger | |
produzieren. | |
## Die Trägheit der Atmosphäre | |
Ein Anstieg des Meeresspiegels, die Versauerung der Ozeane und der Verlust | |
von Trinkwasser verschärfen noch die Situation. „Unser Ziel, die Armut zu | |
beenden, für mehr Wohlstand und weniger globale Ungleichheit zu sorgen, das | |
jetzt schon schwierig zu erreichen ist, wird in einer 2-Grad-Welt viel | |
härter“, schreibt Weltbank-Chef Jim Yong Kim im Vorwort des Berichts. | |
Zwar zeigen sich bislang nur 0,8 Grad an Erwärmung, aber die Treibhausgase | |
in der Luft sorgen durch die Trägheit der Atmosphäre für noch höhere | |
Temperaturen. Vor allem die Inselstaaten befürchten bei 2 Grad bereits | |
ihren Untergang und dringen bei den UN-Verhandlungen immer wieder lautstark | |
darauf, ein 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Die Wissenschaftler des | |
Weltbank-Berichts betonen nun, die Erwärmung bis 2100 unter 1,5 Grad zu | |
halten, sei zwar „eine große Herausforderung, aber machbar“. | |
Laut Internationaler Energie Agentur (IEA) sind die erforderlichen | |
Reduktionen fast ohne Extrakosten machbar, wenn die Politik für mehr | |
Investitionen in Erneuerbare sorge. Klimaschutz, so die IEA, bringe | |
Vorteile in anderen Bereichen: etwa eine höhere Energiesicherheit oder mehr | |
Gesundheit. | |
24 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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