| # taz.de -- Opec und Ölpreis: Tun sie's oder tun sie's nicht? | |
| > Öl wird immer billiger. Das sorgt für Löcher in den Kassen vieler | |
| > Förderländer. Sie könnten das ändern, indem sie die Produktion drosseln. | |
| Bild: Nicht nur dieser Arbeiter im Nar Bin Umar-Feld ist abhängig vom Ölpreis… | |
| HAMBURG taz | Gespannt schaut die Welt auf die am Donnerstag stattfindende | |
| Sitzung der Opec in Wien. Auf jenes einflussreiche Kartell aus zwölf Erdöl | |
| exportierenden Staaten. Seit Ende Juni sind die globalen Ölpreise um rund | |
| 30 Prozent eingebrochen. Die Frage ist, ob die Opec-Länder die Produktion | |
| kollektiv drosseln, um die Preise zu stabilisieren. | |
| Doch die Differenzen innerhalb der Opec sind groß. Irans Ölminister | |
| Bidschan Namdar Sanganeh forderte Einigkeit unter den Mitgliedstaaten, um | |
| den Preisverfall zu stoppen. Trotz der vom Westen wegen des Atomstreits | |
| verhängten Wirtschaftssanktionen gehört die Islamische Republik derzeit zu | |
| den größten Opec-Produzenten. | |
| Das sehr stark von Öleinnahmen abhängige Mitgliedsland Venezuela ging sogar | |
| noch einen Schritt weiter. Präsident Nicolás Maduro kündigte an, ein | |
| Bündnis gegen den Ölpreisverfall schmieden zu wollen. Dabei wollte er auch | |
| Nichtmitglieder der Opec einbeziehen, in erster Linie Russland. Die | |
| rohstoffabhängigen Staatsfinanzen Moskaus sind von den gesunkenen Preisen | |
| hart getroffen. In der Opec hat Venezuela allerdings im Vergleich zu den | |
| arabischen Produzenten wenig Einfluss. | |
| ## Mexiko und Venezuela vs Saudi-Arabien | |
| Größter „Gegenspieler“ innerhalb des Kartells dürfte dabei Saudi-Arabien | |
| sein. Das Land hatte zuletzt auf den Preisverfall nicht mit | |
| Produktionskürzungen reagiert. Im Gegenteil: Der mit Abstand größte | |
| Opec-Produzent gewährte sogar Anfang November ausgerechnet US-Kunden einen | |
| überraschenden Sonderrabatt. | |
| „Der Krieg hat schon begonnen“, meinte kürzlich das Russische Institut für | |
| Strategische Studien (RISS). Danach gibt es Abmachungen zwischen den | |
| Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien, den Ölpreis durch Überproduktion zu | |
| drücken, um Russland in den Bankrott zu treiben. Die USA haben ihre | |
| Produktion durch die umstrittene Fracking-Technik drastisch ausgeweitet und | |
| sind mittlerweile weltgrößter Ölförderer. | |
| „Ich glaube nicht an solche Verschwörungstheorien“, konterte der russische | |
| Wirtschaftsminister Alexei Uljukajew diese Woche in Interviews mit | |
| westlichen Medien. Man könne so viele Marktteilnehmer nicht beeinflussen. | |
| „Das ist unmöglich zu steuern.“ | |
| ## Deutschland hat seine eigenen Interessen | |
| Versuchen könnten es die großen Spieler trotzdem. „Solche Preiseinbrüche | |
| beim Öl können einzelne Länder rasch in große wirtschaftliche | |
| Schwierigkeiten bringen“, warnt der Ökonom Jörg Goldberg in einer Analyse | |
| für den „Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung“. Aktuell seien | |
| besonders Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Venezuela betroffen. | |
| Trotz zahlreicher geopolitischer Unruhen ist der Ölpreis in den letzten | |
| Monaten fast ununterbrochen gefallen, bis auf ein Vierjahrestief. Den | |
| Kursfall sehen die meisten Rohstoffexperten wie Leon Leschus vom | |
| Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) als eine normale Folge von | |
| Angebot und Nachfrage: „Zurzeit kann der Ölmarkt als gut versorgt angesehen | |
| werden.“ Einerseits werde „sehr viel Öl“ gefördert, und anderseits | |
| entwickeln sich die Weltkonjunktur und damit die Ölnachfrage schwächer als | |
| erwartet. Die Wirtschaft im Euroraum stagniert, in den Schwellenländern | |
| wächst sie langsamer. | |
| Gleichzeitig profitieren die alten Industrieländer. „Der zunehmend günstige | |
| Ölpreis macht sich in der deutschen Wirtschaft langsam, aber sicher | |
| (positiv) bemerkbar“, analysiert die DZ Bank. Ob das deutsche Glück anhält, | |
| hängt von den Reaktionen der Ölanbieter heute in Wien ab. (mit dpa) | |
| 27 Nov 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Hermannus Pfeiffer | |
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