# taz.de -- Neue Gebühren bei Banken: Postbank will keine Post | |
> Geldinstitute drängen ihre Kunden ins Onlinebanking. Wer seine | |
> Transaktionen auf Papierformularen erledigen will, muss draufzahlen. | |
Bild: Am liebsten wollen Banken den Kunden, der alles selbst macht. | |
BERLIN taz | Für Postbank-Kunden, die ihre Überweisungen gern per | |
Papierformular erledigen, wird es teuer: Ab April erhebt das Institut dafür | |
Gebühren. Kunden erhalten derzeit Briefe, die sie über die Neuregelung | |
informieren. Demnach soll jede Papierüberweisung, jeder eingereichte Scheck | |
und jeder per Papier abgegebene Dauerauftrag ab April 99 Cent kosten. | |
Die Postbank begründet die Neuerung mit der aktuellen Zinssätzen. „In den | |
Zeiten der Niedrigszinsphase lässt sich dieses Kontomodell sonst nicht | |
wirtschaftlich betreiben“, sagt Sprecher Ralf Palm. Kunden, die kein | |
Onlinebanking machen möchten, könnten aber auf telefonische Überweisungen | |
oder die Überweisungsterminals in den Filialen ausweichen. | |
Für Christoph Herrmann von der Stiftung Warentest ist die Entscheidung der | |
Postbank Teil eines Trends. „Die ganze Branche versucht gerade, die | |
Belegbuchungen loszuwerden.“ Je nach Art des Kontos zahlen Kunden bei | |
diversen Banken, darunter auch Volksbanken und Sparkassen, für | |
Überweisungen auf Papier. Meist bewegt sich der Preis zwischen 50 Cent und | |
einem Euro pro Buchung. 99 Cent, wie sie die die Postbank ab April | |
verlangt, sind für Herrmann „ein richtig stolzer Preis“. | |
Rund fünf Millionen Kunden haben bei der Postbank ein Girokonto. 3,9 | |
Prozent der Überweisungen werden laut Palm per Papier getätigt. | |
Onlinebanking ist für die Bank deutlich billiger: Während | |
Überweisungsträger manuell bearbeitet werden, laufen Onlinebuchungen | |
automatisiert ab. Die Einsparungen, die Banken durch Onlinebanking | |
erzielen, scheinen so hoch zu sein, dass es sich rechnet, ab und an durch | |
Betrüger abgeräumte Konten wieder aufzufüllen – damit die Kunden das | |
Vertrauen in die Technik nicht verlieren. | |
## Neuregelung ist rechtlich umstritten | |
Ob die Neuregelung der Postbank rechtlich in Ordnung ist, ist umstritten. | |
Der Bundesgerichtshof hat erst kürzlich entschieden, dass eine Bank nicht | |
pauschal einen einheitlichen Preis für alle Buchungsposten wie Einzahlung | |
oder Überweisung verlangen kann. Spezifische Gebühren für einzelne Posten | |
untersagten die Richter zwar nicht – doch Wolfgang Benedikt-Jansen von der | |
Schutzgemeinschaft für Bankkunden und Rechtsexperte für die Stiftung | |
Warentest hält die Klausel für unwirksam und plant eine Abmahnung. | |
Die Postbank räumt ihren Kunden ein, der Klausel zu widersprechen. Wer das | |
in Anspruch nimmt, muss jedoch damit rechnen, dass die Bank das Konto | |
kündigt. Wer darauf spekulieren will, dass ein Gericht die Klausel kippt, | |
hat laut Stiftung Warentest eine zweite Möglichkeit: der Bank mitteilen, | |
dass die Gebühren nur unter Vorbehalt gezahlt werden. Sollten sie | |
tatsächlich gekippt werden, gebe es dann Gebühren zuzüglich Zinsen zurück. | |
Warentester Herrmann rät Kunden zum Vergleich – und gegebenenfalls zum | |
Wechseln. Wer häufig Überweisungen tätige, könne mit einem Konto, das | |
monatliche Gebühren kostet, günstiger fahren. | |
1 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
## TAGS | |
Verbraucherschutz | |
Postbank | |
Gebühren | |
Banken | |
Streik | |
Verdi | |
EZB | |
Kommentar | |
Kenia | |
D-Mark | |
Tim Cook | |
Onlinewährung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tarifkonflikt bei der Postbank: Verdi treibt Streiks auf Höhepunkt | |
Verkauft die Deutsche Bank die Postbank? Verdi weitet den Arbeitskampf aus. | |
Indes belasten Dokumente den Co-Chef des Mutterkonzerns, Anshu Jain. | |
Arbeitskampf bei der Postbank: Unbefristet streiken | |
Postbank-Mitarbeiter haben in mehreren Bundesländern die Arbeit | |
niedergelegt. Es geht ihnen um längeren Kündigungsschutz und fünf Prozent | |
mehr Geld. | |
Banken leiden unter Niedrigzins: Zu viel Kapital schafft Probleme | |
Weil sich mit Krediten kein Geld mehr verdienen lässt, fürchtet die | |
alternative GLS-Bank um ihr Geschäftsmodell. Die niedrigen Zinsen sind | |
schuld. | |
Kommentar Kontogebühren: Miese Angebote für die Kunden | |
Auf Papier eingereichte Überweisungen kosten extra. So arbeitet die | |
Bankenbranche erfolgreich an ihrem miesen Image. | |
Bargeldlos und sicher zahlen in Kenia: Das Land der Handy-Nerds | |
Beim Bezahlen per Handy liegt Kenia vorn. Dort gibt es keine Warteschlangen | |
vor Bankfilialen, auch Taschendiebe haben es schwer – dank „M-Pesa“. | |
Noch Milliarden D-Mark im Umlauf: 160 Mark pro Person | |
Ob aus Nostalgie, Sammlerleidenschaft oder aus reiner Vergesslichkeit: | |
Mehrere Millionen DM-Scheine und 24 Milliarden Münzen sind noch immer im | |
Umlauf. | |
Coming-out von Spitzenmanagern: Unter der rosa Decke | |
Mit Apple-Chef Tim Cook hat sich einer der wichtigsten Bosse der Welt als | |
schwul geoutet. In Deutschland trauen sich nur wenige diesen Schritt. | |
was fehlt ...: … das Konto | |
Digitales Geld: Der Spion in deinem Portemonnaie | |
Bei Amazon und Ebay kann mit virtuellem Geld bezahlt werden. Das bindet die | |
Kunden – und ermöglicht tiefe Einblicke in ihr Kaufverhalten. | |
Das Ende des Postamts: "Auf einmal ist die Filiale beim Frisör" | |
Die Post hat ihr Briefgeschäft in Bäckereien und Banken ausgelagert. Für | |
Kunden heißt das mehr Service, für die Beamten Lächellehrgänge und | |
Verkaufsdruck. Ein Postler packt aus. |