Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Pressefreiheit Ägypten: Journalisten als Faustpfand
> Ägypten hat den Al-Jazeera-Korrespondenten Peter Greste aus der Haft
> entlassen und abgeschoben. Die juristische Peinlichkeit aber bleibt.
Bild: Baher Mohamed, Mohammed Fahmy, Peter Greste im Gericht in Kairo, März 20…
Die gute Nachricht aus Ägypten: Nach 400 Tagen Gefängnis kam der
australische Al Jazeera International-Korrespondent [1][Peter Greste jetzt
endlich frei] und wurde abgeschoben. Die schlechte: Seine zwei Kollegen,
der Al Jazeera-Bürochef Muhammad Fahmy und der Produzent Baher Muhammad
verbringen heute den 401. Tag hinter ägyptischen Gittern.
Fahmi, der neben seinem ägyptischen einen kanadischen Pass besitzt, kommt
wahrscheinlich noch frei, wenn er seine ägyptische Staatsbürgerschaft
aufgibt. Das Regime stellt ihn vor die Wahl: ägyptische Staatsbürgerschaft
oder Freiheit. Der Produzent Baher Muhammad hat in Ägypten das Pech „nur“
Ägypter zu sein. Von seiner Freilassung ist bisher nicht die Rede.
Wir erinnern uns: vor vier Jahren zogen die Menschen mit dem stolzen Slogan
über dem Tahrir-Platz: „Erhebe dein Haupt, du bist Ägypter“. Aber damals
herrschte Aufbruchstimmung. Heute werden die Journalisten in Ägypten
zwischen einem immer repressiveren Staat und einer sich radikalisierenden
islamistischen Bewegung zermahlen.
Die ägyptische Regierung versucht mit der Abschiebung der „Ausländer“ eine
Akte zu schließen, die ihr international denkbar schlechte PR eingebracht
hat. Denn die Verurteilung der Journalisten zu sieben bis zehn Jahren
Gefängnis, weil sie angeblich die vom ägyptischen Staat zur
„Terrororganisation“ erklärte Muslimbruderschaft unterstützt haben, war
juristisch nie haltbar.
## Zynischer Umgang
Aber die Peinlichkeit bleibt. Denn wenn Peter Greste, wie ein ägyptisches
Gericht geurteilt hat, tatsächlich eine Bedrohung für die nationale
Sicherheit war, warum hat der ägyptische Präsident Abdel Fatah El-Sisi nun
angeordnet ihn freizulassen? Und wenn er das nicht war, für was wurde er
eigentlich ins Gefängnis geworfen?
Das Ganze hinterlässt auch einen bitteren Geschmack, weil Journalisten hier
in Wirklichkeit ein Faustpfand in einem Streit zwischen der ägyptischen
Regierung und dem Emirat Katar waren, das den Fernsehkanal Al Jazeera
besitzt. Kaum verbessert sich die politische Wetterlage zwischen beiden,
wird der Faustpfand aufgegeben. Eingesperrte Journalisten als
Verhandlungsmasse? Zynischer kann man mit Pressefreiheit und Menschen kaum
umgehen.
2 Feb 2015
## LINKS
[1] /Inhaftierter-Al-Dschasira-Journalist-frei/!153917/
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Al-Dschasira
Al-Jazeera
Schwerpunkt Pressefreiheit
Justiz in Ägypten
Al-Dschasira
Justiz in Ägypten
Justiz in Ägypten
Reporter ohne Grenzen
Ägypten
Medien
Palästinenser
Gaza
Terrorismus
Zehn Jahre Arabischer Frühling
Tahrir-Platz
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ägyptens Präsident „begnadigt“ Reporter: Al-Dschasira-Journalisten sind f…
Der international kritisierte Al-Dschasira-Prozess nimmt ein Ende.
Gemeinsam mit bekannten AktivistInnen wurden die Reporter freigelassen.
Kommentar Verhafteter Journalist: Es ist ekelhaft
Mit der Verhaftung von Ahmad Mansur macht sich die BRD als Rechtsstaat
unglaubwürdig. Daran ändert auch seine Freilassung nichts mehr.
„Al-Dschasira“-Prozess in Ägypten: Journalisten kommen frei
Trotz internationaler Kritik: Im Berufungsprozess gegen Muhammad Fahmi und
Baher Muhammad stellt das Gericht in Kairo das Verfahren nicht ein.
ROG-Rangliste zur Pressefreiheit: Eritrea auf dem letzten Platz
„Reporter ohne Grenzen“ hat eine aktuelle Übersicht zur internationalen
Pressefreiheit veröffentlicht. Auch in Europa haben sich die Bedingungen
verschlechtert.
Totalitäre Justiz in Ägypten: Der große Rundumschlag
230 Demonstranten wurden wegen Beteiligung an Straßenschlachten zu
lebenslanger Haft verurteilt. Bisher erhielten tausende Mursi-Anhänger
Haft- und Todesstrafen.
Al-Dschasira-Journalist frei: Ägypten schiebt Reporter Greste ab
Über ein Jahr lang saß der australische Journalist Peter Greste im
Gefängnis. Nun hat Ägypten seine Ausweisung angeordnet.
Ägyptisches Urteil zu Hamas: Schlag gegen Terroristen
Ein Gericht hat die Essedin-al-Kassam-Brigaden als terroristisch eingestuft
und im Land verboten. Sie sind Teil der radikalislamischen
Palästinenserbewegung.
IS-Ableger im Sinai: Schwere Anschläge in Al-Arisch
Mehr als 20 Tote forderte ein Angriff auf das ägyptsiche Militär.
Verantwortlich soll eine Gruppe sein, die sich als Ableger des IS
bezeichnet.
Weltbericht von Human Rights Watch: Warnung vor mehr Repression
Die Organisation mahnt, dass Menschenrechte auch im Kampf gegen Terrorismus
gewahrt werden müssen. Oft hätten Verstöße extremistische Gewalt
verschärft.
4. Jahrestag der ägyptischen Revolution: Tote statt Party
Vier Jahre nach der ägyptischen Revolution ist vom Geist jener Tage wenig
übrig: Demonstrationen sind verboten und 23 Menschen wurden getötet.
4. Jahrestag der Revolution in Ägypten: 18 Menschen sterben bei Krawallen
Hunderte Muslimbrüder harrten Sonntagnacht auf den Straßen eines Kairoer
Stadteils aus. Dort hatten sie sich zuvor heftige Schlachten mit der
Polizei geliefert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.