# taz.de -- Kommentar Menschenrechte: Wer Macht hat, foltert auch | |
> Die Arbeit von Gruppen wie Amnesty International ist notwendiger denn je. | |
> Doch nur beim Anprangern von Missständen darf es nicht bleiben. | |
Bild: Mexiko Stadt: Soldaritätsaktion für Inhaftierte in Saudi Arabien. | |
Es wird wohl niemals einen Amnesty-Jahresbericht geben, aus dem allgemeine | |
Zufriedenheit über die Lage der Menschenrechte weltweit spricht. Aber so | |
frustriert, ernüchtert, ja ohnmächtig wie bei der Vorstellung des | |
diesjährigen Berichts klingt selbst Amnesty selten. | |
Amnesty konstatiert ein grandioses Versagen der internationalen | |
Gemeinschaft bei der Aufgabe, das Leid von Millionen von Menschen durch | |
bewaffnete Konflikte und Unterdrückung durch staatliche wie nichtstaatliche | |
Akteure zu lindern. | |
Dass die Organisation damit recht hat, ist unbestreitbar. Nur: Auch Amnesty | |
kommt über das Anprangern dieses „Und die Welt schaut weg“-Phänomens nicht | |
wirklich hinaus. | |
Amnesty fordert etwa, die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen konsequent | |
zur Verantwortung zu ziehen – wer das aber in den aktuellen Konflikten von | |
Syrien bis Ostukraine tun sollte und welche politischen Konsequenzen das | |
hätte, bleibt unerwähnt. | |
Jahrzehntelang haben Amnesty und andere Menschenrechtsorganisationen für | |
die Verrechtlichung internationaler Konflikte gestritten und dabei riesige | |
Erfolge erzielt. Anti-Folter-Konvention, Internationaler Strafgerichtshof, | |
Anti-Minen-Konvention, das internationale Abkommen über den Waffenhandel, | |
das 2013 verabschiedet wurde – all das sollten Meilensteine auf dem Weg zu | |
einer Welt mit immer weniger Menschenrechtsverletzungen sein. | |
Stattdessen erleben wir das Gegenteil. Internationale Normen zu verletzen | |
bedeutet überhaupt kein Problem mehr, wenn die Täter oder ihre Verbündeten | |
nur mächtig genug sind – ob es sich nun um die USA oder um Russland, China | |
oder Saudi-Arabien handelt. | |
Die Wirklichkeit zeigt die Grenzen von Menschenrechtsarbeit auf, womöglich | |
muss über neue Strategien nachgedacht werden. Unstrittig ist: Die Arbeit | |
von Amnesty und anderen ist notwendiger denn je. | |
25 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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