# taz.de -- Waffenstillstand in Ostukraine hält: Lage fragil, aber friedlich | |
> Nach Angaben der OSZE-Beobachter schweigen die Waffen in der Ostukraine. | |
> Der Abzug schwerer Waffen sollte Montag beendet sein, dauert aber wohl | |
> länger. | |
Bild: Die Kriegsparteien ziehen ihre schweren Waffen von der Front zurück. | |
BERLIN/DONEZK dpa | Der Vize-Chef der OSZE-Beobachtermission für die | |
Ukraine, Alexander Hug, hat sich vorsichtig optimistisch über Waffenruhe | |
und Waffenabzug im ostukrainischen Kriegsgebiet geäußert. „Zur Zeit sehen | |
wir, dass der erste Schritt, der Waffenstillstand, auf weiten Strecken der | |
500 Kilometer langen Kontaktlinie ziemlich gut hält“, sagte Hug am Samstag | |
in Berlin. „Und wir sehen, dass beide Seiten Schritte eingeleitet haben, | |
die Waffen von der Front wegzubewegen. Es ist das erste Mal, dass beide | |
Konfliktparteien das Gleiche tun.“ | |
Hug war in Berlin, um auf Expertenebene über Hilfen Deutschlands für die | |
Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) | |
zu sprechen. Berlin ist bereit, Aufklärungsdrohnen und auch Soldaten | |
bereitzustellen. „Da ist noch nichts zu Ende diskutiert“, sagte der | |
OSZE-Beobachter. „Die Mission wird jede Hilfe willkommen heißen. Wichtig | |
ist, dass diese zusätzlichen Hilfen bald vor Ort kommen, damit wir jetzt | |
davon Gebrauch machen können. Denn die Umsetzung der Abkommen findet jetzt | |
statt.“ | |
Gut zwei Wochen nach der Einigung auf eine Feuerpause teilten am Samstag | |
sowohl die Regierungstruppen als auch die prorussischen Separatisten mit, | |
dass es keine neuen Scharmützel gegeben habe. Zudem gehe der vereinbarte | |
Abzug schwerer Waffen von der Frontlinie weiter, berichteten beide | |
Konfliktparteien. Zuletzt hatten sich Militär und Aufständische wiederholt | |
Verstöße gegen den am 12. Februar im weißrussischen Minsk vereinbarten | |
Friedensplan vorgeworfen. | |
Nach dem Minsker Abkommen soll der Abzug schwerer Waffen aus der Region um | |
Donezk und Lugansk an diesem Montag (2. März) abgeschlossen sein. Hug | |
erwartet allerdings, dass die Konfliktparteien mehr Zeit brauchen. "Es ist | |
sehr schwer abzuschätzen, wie viele Waffen überhaupt abgezogen werden | |
müssen und wann das zu Ende ist." Die OSZE-Mission setzt derzeit rund 450 | |
Beobachter aus 40 Staaten in der Ukraine ein, davon etwa 300 im umkämpften | |
Osten. | |
Die Zone, in der am Ende keine schweren Waffen mehr sein sollen, umfasst | |
nach Hugs Angaben einen Gebietsstreifen von rund 50.000 Quadratkilometern. | |
„Da kann man sich vorstellen, wie schwierig es ist, dort in jeder Ecke | |
sicherzustellen, dass keine schweren Waffen mehr vorhanden sind. Wir | |
versuchen das mit unseren Patrouillen vor Ort. Am Freitag waren über 30 | |
solcher Patrouillen in und auf diesem Streifen unterwegs.“ Gekämpft wurde | |
zuletzt noch am Flughafen von Donezk und im Osten von Mariupol - hier | |
würden „seit dem 15. Februar täglich Vorfälle registriert“, sagte Hug. | |
Insgesamt sieht er zwar Grund zur Zuversicht: „Es geht in die richtige | |
Richtung.“ Die Konfliktparteien „beginnen uns zu vertrauen, und das | |
Vertrauen in uns führt dann auch zu einem direkten oder auch nur indirekten | |
Vertrauen zueinander“. Allerdings sei die Situation weiterhin fragil: „Es | |
braucht nur einen größeren Zwischenfall, dann könnte sich der ganze Prozess | |
wieder zurückbewegen“, sagte Hug. | |
28 Feb 2015 | |
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