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# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Plötzlich wird das Weiche hart
> Quälinstrumente, Survival Sex, Wichsvorlagen und Viagra: Wenn es ums Geld
> geht, werden die schmodderigen Themen schnell hart.
Bild: Viel Glück bei diesem Vorhaben.
Kein Schwanz ist so hart wie das Leben, pflegte mein Exfreund M. zu sagen,
und soweit ich aus meiner bisherigen Erfahrung zehren kann, muss ich ihm
recht geben.
M. wusste gar nicht, wie gut er mit diesem, nun ja, Lebensmotto, in die
Zeit passte. Wir leben im Zeitalter der Hölle, des Vögelns, des Sterbens
und des „Yeah“. Das sind, so hat [1][irgendwer herausgefunden], die
häufigsten Wörter in Popsongs unseres Jahrzehnts: We – yeah – hell – fu…
die. Was in den 60ern „Baby“, „Twist“ und „Lonely“ waren und in den…
„Love“, „Fire“ und „Rock“, ist heute die fickende Hölle. Sigmund, …
Zigarrenlutscher, rotiert vor Freude im Grab. („Fickende Hölle“, das sagt
wiederum meine Freundin S. zwecks Schimpftiraden, und ähnlich cool ist nur
das „blöde Hölle“ von A., das sich sehr direkt aus dem britischen „bloo…
hell“ ableitet.)
Natürlich schwimmt diese Kolumne, die zwar nicht im Volks-, aber zumindest
im Kollegenmund auch als „Fickificki“-Kolumne gilt, auf der schlüpfrigen
Welle der Zeit mit. Schäbig, aber wahr. All diese Themen, die rausgekramt
werden, wenn drumherum der Terror zu krass wird. Die weichen Themen, wie
man sagt. Die Liebe und das schmodderige Drumherum, oder ehrlich gesagt,
vor allem das Drumherum. Trieb und Triebabfuhr.
Und dann klickt sich dieses weiche Zeug auch noch so gut, das ist ätzend.
„Es heißt ja oft, dass online nur Schund gut geklickt wird“, [2][schrieb
ein Kollege mal]. Ja. Das liegt daran, dass auch in real life viel Schund
gelebt wird. Das Draufhauen [3][klickt sich besser] als das Rumwühlen, und
das Feuchte besser als das Trockene.
## Das nächste Quälinstrument ist am Start
Apropos trocken. Die Ministerin für Dings, Sie wissen schon, ist wieder in
der Hexenküche zugange, [4][weiß Die Welt]: „Ihr Gesetz zur Frauenquote ist
noch nicht in trockenen Tüchern, da bereitet Bundesfamilienministerin
Manuela Schwesig schon das nächste Quälinstrument für die Wirtschaft vor.“
Das verrückte Ding will tatsächlich gleiche Löhne für Männer und Frauen.
Uh.
Es ist hart, wenn weiche Themen sich plötzlich, da wo es ums Geld geht, in
den vorderen Teil der Zeitung schummeln. Hart aber ist so vieles, denn, um
in der Metaphorik zu bleiben: Was weich ist, kann hart werden.
Hart ist, dass Sie sich in Deutschland Kinderfotos oder -videos als
Wichsvorlage reinziehen können, solange Sie irgendwo noch [5][5.000 Euro]
rumliegen haben. Wie beruhigend. Noch 89 Cent für eine Taschentücherbox und
fertig. Ach, Moment. Das heißt auch gar nicht „Kinderfotos pder -videos als
Wichsvorlage“, sorry, mein Fehler. Das heißt „Kinderpornos“. Warum denn
auch nicht – es gibt Kinderschokolade, Kinderdöner, Kindersekt, warum nicht
Kinderpornos.
Hart ist, wenn bei [6][„Hart aber fair“] darüber diskutiert wird, dass
niemand Unisextoiletten bräuchte, weil ja in Deutschland höchstens 0,1
Prozent der Bevölkerung nicht ins Frau-/Mann-Schema passten. 80.000
Menschen nicht zu erlauben, in öffentlichen Gebäuden aufs Klo zu gehen, das
ist erfrischend brutal.
Hart ist, wenn Prostitution von armen Jugendlichen [7][„Survival Sex“
genannt wird], das klickt sich gut, kurz nach dem Dschungelcamp. Hart ist,
dass zehn Staaten in den USA Studentinnen empfehlen wollen, sich mit
[8][Schusswaffen gegen Vergewaltigung] zu wehren. Weil Prävention … ach,
egal.
Und wo wir schon in Amerika sind: Hart ist, dass das US-Militär in einem
Jahr 84 Millionen Dollar für [9][Medikamente gegen Erektionsstörungen]
ausgibt. Wer die Welt zu einem beschissenen Ort macht, muss sich nicht
wundern, wenn alles andere in seiner Härte nicht dagegen ankommt.
5 Mar 2015
## LINKS
[1] http://www.spiegel.de/kultur/musik/woerter-in-songtiteln-we-ist-so-haeufig-…
[2] http://blogs.taz.de/hausblog/2013/12/31/die-meistgelesenen-texte-des-jahres/
[3] http://blogs.taz.de/hausblog/2015/01/01/klick-hitliste-2014-kommentare-uebe…
[4] http://www.welt.de/politik/deutschland/article137820632/Arbeitgeber-fuercht…
[5] /Prozess-gegen-Sebastian-Edathy/!155729/
[6] /!155683/
[7] http://www.welt.de/vermischtes/article137932928/Du-kriegst-mich-schon-fuer-…
[8] http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/us-bundesstaaten-wollen-waffenverb…
[9] http://www.stern.de/panorama/erektionsstoerungen-bei-kriegsveteranen-us-mil…
## AUTOREN
Margarete Stokowski
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