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# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Nackt einparken in der Wortwolke
> Zum Jahresende wird unsere Autorin besinnlich und schmökert im Duden. Sie
> sucht den Genderwahn und wird nicht fündig.
Bild: Auch schön. Synonym für: Och naja.
Zum Jahresende gucken wir ein bisschen in die Wolken, das entspannt die
Augen. Wir gucken aber nicht in die Wolken am Himmel, wir gucken in die
Wolken im Duden.
Jetzt, wo das [1][Wort des Jahres] bestimmt ist und es alle schon wieder
vergessen haben, weil es nämlich gar kein Wort war, das sie je benutzt
hätten, bleibt noch etwas Zeit, um sich die anderen Wörter anzugucken, die
so rumliegen. Der Duden bietet dazu auf seiner Internetseite Wortwolken an,
die anzeigen, welche Wörter [2][statistisch gesehen] oft zusammen
vorkommen. Grundlage dafür ist das „Dudenkorpus“, ein großer Haufen Texte
der letzten zehn Jahre.
Wenn man zum Beispiel [3][„Winter“] eingibt, steht da in der Wolke: „kalt,
warm, hart, streng, lang, kommend, schneearm, schneereich“ bei den
Adjektiven und „frieren, überleben, verbringen, heizen“ bei den Verben und
so weiter.
Fast schade, dass „Genderwahn“ noch nicht drinsteht. Mein Ekelwort des
Jahres. Und schade auch, dass es in der Wörterwolke nur Verben, Adjektive
und Substantive gibt, und nicht so was wie „manno“, „aua“, „ey“, �…
„rumms“, das Geräusch, das entsteht, wenn mal wieder einer mit seinem
Piller auf den Stammtisch haut. Weil [4][„der Genderwahn deutsche Studenten
tyrannisiert“]. Und weil da [5][immer so gegen Männer] gehetzt wird. Und
vor allem: Weil [6][unsere schöne Sprache] kaputtgemacht wird. Weil jetzt
[7][überall Wörter] stehen wie „Patient/innenanwalt/wältin“. Das ist doch
zu krass.
Kümmern wir uns also um unsere liebe Sprache und gucken wir uns an, was bei
den armen Männern in der Wortwolke steht. [8][„Mann“] steht da in der
Mitte, und drumherum die Adjektive: „jung, alt, reich, mächtig, stark,
bewaffnet, erwachsen, richtig“. Richtig so! Und die Verben: „sehen, sitzen,
zuhören, kennen, heiraten, altern, erschießen, sterben“. Im Duden ist die
Welt noch in Ordnung.
[9][Bei den Frauen] sieht es anders aus, da finden wir: „jung, alt,
schwanger, schön, gnädig, groß, berufstätig, nackt“. Und: „einparken,
vergewaltigen, meinen, sagen, lieben, heiraten, einen, sitzen“. Man möchtet
meinen, da hatte einer einen sitzen, als er das aufschrieb, aber nein, das
ist computergeneriert. Komisch. Schnell noch gucken, ob bei den
Substantiven „Quotenfrau“ und „Exorzismus“ steht, aber nee, da steht �…
Kind, Mädchen, Tochter“.
Gucken wir auf eine andere Seite, eine Synonymsuche, ebenfalls im Internet.
Die ist nicht computergeneriert, die ist von Menschen gemacht, und man kann
Vorschläge einreichen. Was sehen wir da, als Synonym für [10][„weiblich“]?
Erste Bedeutung: „feminin“, zweite Bedeutung: „wehleidig“. Synonyme:
„empfindlich, unmännlich, verweichlicht, verwöhnt, zimperlich, nachgiebig“
und so weiter.
Die Männer kriegen unter [11][„männlich“] mehr Bedeutungen, das heißt
nämlich nicht nur „maskulin“, sondern auch „kräftig“ und „tapfer“.
Synonyme: „stark, beherzt, draufgängerisch, mutig, furchtlos, heldenhaft,
kühn, kämpferisch, unerschrocken“. Wie beruhigend, dass der Genderwahn noch
nicht die ganze Sprache verhunzt hat. Gehen wir also mit wohligem Ekel ins
nächste Jahr. Stößchen.
29 Dec 2014
## LINKS
[1] http://www.sprachlog.de/2014/12/12/wort-des-jahres-lichtgrenze/
[2] http://www.duden.de/hilfe/typische-verbindungen
[3] http://www.duden.de/rechtschreibung/Winter
[4] http://www.welt.de/debatte/kommentare/article134493430/Wie-der-Genderwahn-d…
[5] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/gerhard-wisnewski/-dan…
[6] http://www.cicero.de/salon/herr-professorin-genderwahn-auf-dem-vormarsch/54…
[7] http://www.krone.at/Nachrichten/Genderwahn_Die_besten_sprachlichen_Leckerbi…
[8] http://www.duden.de/rechtschreibung/Mann_Person_Gatte_Anrede
[9] http://www.duden.de/rechtschreibung/Frau
[10] http://synonyme.woxikon.de/synonyme/weiblich.php
[11] http://synonyme.woxikon.de/synonyme/m%C3%A4nnlich.php
## AUTOREN
Margarete Stokowski
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